Premierenberichte

"Le Prophète" an der Deutschen Oper Berlin

04.12.2017 | Das Publikum braucht Sitzfleisch an diesem Abend. Mehr als vier Stunden dauert Giacomo Meyerbeers Opernmammutwerk, das den Abschluss des Meyerbeer-Zyklus bildet, um den sich die Deutsche Oper verdient gemacht hat. Fast vergessen, erlebt der Komponist, erleben seine Opern seit einigen Jahren eine Wiederentdeckung an deutschen Theatern. In „Le Prophète“ geht es um den Aufstand der Widertäufer in Münster, es geht um religiösen Fanatismus, um die Instrumentalisierung von Religion zur Errichtung eines „Gottesstaates“. Da wundert es nicht, dass Regisseur Olivier Py, Leiter des Festivals von Avignon...Weiterlesen

"Lucia di Lammermoor" in Dresden

30.11.2017 | Viel Schwarz ist zu sehen in Dietrich W. Hilsdorfs Inszenierung von Gaetano Donizettis Oper an der Semperoper Dresden. Die Figuren sind in schwarz gekleidet, der Bühnenraum von Johannes Leiacker ist ebenfalls düster-schwarz, darüber hinaus sehr einfach gestaltet. Die Handlung ist düster genug: Lucia darf nach Willen ihres Bruders Enrico nicht den geliebten Edgardo heiraten, weil dieser Enricos Todfeind ist. Nach einer Zwangsheirat verfällt sie dem Wahnsinn und stirbt, ebenso wie der Geliebte. Die Einfachheit der Ausstattung tut dem Gelingen keinen Abbruch. „Die Dresdner Inszenierung von...Weiterlesen

"Tannhäuser" in Wiesbaden

28.11.2017 | An Uwe-Eric Laufenberg scheiden sich die Geister. Auch am eigenen Haus, dem Hessischen Staatstheater, wo er jetzt Wagners „Tannhäuser“ inszenierte. Viel Nacktheit ist da zu sehen, nicht nur im „Sündenpfuhl“, dem Venusberg. Nein, auch die keusche Elisabeth entschwindet am Ende unbekleidet in den Tod. Das Geschehen ist im Heute angesiedelt, zu Beginn erscheint Papst Franziskus in der Videoeinblendung. „Ganz oberflächlich“ nennt die Frankfurter Rundschau diese Inszenierung, „weil die Regie sämtliche denkbaren Interpretationskanäle mit bunten Bildern verstopft und trotzdem eine Deutungshoheit...Weiterlesen

"Der Konsul" in Görlitz

24.11.2017 | Am Gerhart-Hauptmann-Theater inszeniert die Schauspielintendantin Dorotty Szalma gerne auch mal eine Oper, in dieser Spielzeit „Der Konsul“ des Komponisten Gian-Carlo Menotti, der im 20. Jahrhundert lebte und künstlerisch wirkte. Wie für andere seiner Werke schrieb er auch hier das Libretto selbst. Die Geschichte ist, obwohl 1950 uraufgeführt, höchst aktuell. Es geht um einen Freiheitskämpfer in einem fiktiven Land in Europa, der verfolgt wird und fliehen muss, aber seine Mutter, seine Frau und sein Kind nicht zurücklassen will. Also begibt sich Martha, seine Frau, ins Konsulat, wo sie den...Weiterlesen

"Der Vetter aus Dingsda" in Regensburg

21.11.2017 | „Der Vetter aus Dingsda“ war und ist Eduard Künnekes erfolgreichste Operette. Regisseur Aron Stiehl inszenierte sie nun bereits zum dritten Mal, diesmal am Theater Regensburg. Er verlegt die Handlung in die 1950er-Jahre, um das Verstaubt-Vermiefte von Onkel und Tante der Hauptfigur Julia de Weert so richtig hervorheben zu können. Außerdem inszeniert er sehr stark aus der Sicht von Julias Freundin Hannchen; beide sehnen sich nach einem Mann und bekommen am Schluss auch einen, selbstverständlich nach einem bunten Verwechslungs- und Täuschungsspiel. „Ich finde, der ‚Vetter‘ gehört zusammen mit...Weiterlesen

Katja Kabánová in Aachen

20.11.2017 | Es regnet permanent in dieser Aachener Inszenierung von Leos Janáceks Oper „Katja Kabanova“. Die Titelfigur ist die ganze Zeit auf der Bühne, schon während der Ouvertüre ist sie präsent: Zeichen dafür, dass Regisseur Tibor Torell sich ganz auf ihre Perspektive des Geschehens konzentriert. Es geht um eine junge Frau, die einen anderen liebt als den Mann, mit dem sie verheiratet wurde. Schließlich bezichtigt sie sich selbst des Ehebruchs und sieht keinen anderen Ausweg als den Selbstmord. Sie bestraft sich selbst: „Was in Torells Inszenierung deutlich wird: Schon in dem Moment, in dem sich...Weiterlesen

"Rusalka" in Bremen

17.11.2017 | Es geht in dieser Bremer „Rusalka“ in der Inszenierung von Anna-Sophie Mahler vor allem um die Beziehung der Titelfigur, der Nixe, die einen Menschen liebt, zu ihrem Vater, dem Wassermann, der – auch mit Gewalt – versucht, sie von ihrem Entschluss abzubringen, für ihre Liebe zum Prinzen auf die Stimme zu verzichten und Familie und das vertraute Element Wasser zu verlassen. Mahler habe ihre Geschichte um „Erwachsenwerden und Emanzipation gebaut“, so die Kreiszeitung. „Bei dieser Inszenierung steht eher Sigmund Freud Pate und weniger Hans Christian Andersen. Mahler setzt ihr Konzept aber mit so...Weiterlesen

"Rigoletto" in Bremerhaven

15.11.2017 | Wenn man sich Andrzej Worons „Rigoletto“-Inszenierung am Stadttheater Bremerhaven anschaue, könne man glatt an die aktuell unter dem Hashtag #metoo laufende Debatte über sexuelle Belästigung und den Fall Weinstein denken, schreibt die Kreiszeitung. Allerdings gelingt es Rigolettos Tocher Gilda in dieser Inszenierung am Ende, sich zu emanzipieren, berichtet die neue musikzeitung (nmz). Sie überlebt: „Gilda ist niemandes Opfer, sie ist einfach gegangen.“ Die Rollen sind gut besetzt: „„Sopranistin Tijana Grujic bezaubert [...] das Publikum bei ihrem Seestadt-Debüt mit innigster Empfindung." (...Weiterlesen

"Aschenputtel" in Mannheim

13.11.2017 | Als „farbenfrohe Oper für die ganze Familie“ hat das Nationaltheater Mannheim Rossinis Oper angekündigt, die doch eigentlich, obwohl Märchen-, keine Kinderoper ist. „Kann man eine Rossini-Oper als 'Familienoper' deklarieren und durchführen, ohne ein erwachsenes Publikum zu verdrießen? Ja.“ So schreibt es die Frankfurter Rundschau. Für die Kinder gibt es viele bunte Märchenbilder inclusive Märchenschloss, in dem die Hauptfigur Angelina am Ende mit dem Märchenprinzen leben darf. Für die Erwachsenen gibt es viel zu lachen in Cordula Däupers Inszenierung. Und auch musikalisch überzeugt der...Weiterlesen

"Mathis der Maler" in Gelsenkirchen

10.11.2017 | Welche Oper könnte aktueller sein? Der Maler Mathis fragt sich, was er mit seiner Kunst in Zeiten des gesellschaftlichen Umbruchs und des (Glaubens-)Krieges bewirken kann – und zieht in den Krieg. Paul Hindemiths Oper trägt auch Assoziationen zur Entstehungszeit der Oper in sich, deren geplante Uraufführung 1935 von den Nazis verboten wurde. Gleichzeitig geht es in der Oper um die Auseinandersetzungen zwischen Katholiken und der soeben sich bildenden neuen Glaubensgemeinschaft der Protestanten: höchst passend für das Jahr, in dem die Reformation 500 Jahre alt wird. Am Musiktheater im Revier...Weiterlesen

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