Premierenberichte

"Hänsel und Gretel" in Stuttgart

08.11.2017 | Ein Opernabend der besonderen Art: Die Inszenierung von „Hänsel und Gretel“ an der Oper Stuttgart sollte Kirill Serebrennikow übernehmen. Der aber sitzt seit Monaten in Russland fest. Er hat dort „Hausarrest“ und wird der Unterschlagung bezichtigt: ein Vorwurf, der offensichtlich politisch motiviert ist. Serebrennikow ist homosexuell und inszeniert gerne kritisch. Beides gefällt dem Regime in Moskau nicht. Zur Vorbereitung der Inszenierung war Serebrennikow noch nach Ruanda gereist, wo er die Hauptdarsteller für die Oper fand. Dort entstand auch ein Film; dieser wurde nun zur „Premiere“ in...Weiterlesen

"Der ferne Klang" in Lübeck

06.11.2017 | Mit „Der ferne Klang“ feierte Franz Schreker seinen ersten Erfolg als Opernkomponist. Die Oper erzählt von der Liebe zwischen Grete und Fritz. Komponist Fritz aber verlässt die Geliebte, weil er sich auf die Suche nach dem „fernen Klang“ macht. Bis zum Schluss findet er diesen nicht, seine Oper „Die Harfe“ fällt beim Publikum durch. Grete wiederum wird zur Kurtisane; das Wiedersehen der einstigen Liebenden führt letztlich in die Katastrophe: Grete wird zur Straßendirne, Fritz stirbt in ihren Armen. „Wie brutal sich Männer Frauen verfügbar machen, ist ein Kernthema des Abends“, berichtet der...Weiterlesen

"Norma" in Mannheim

02.11.2017 | Norma ist eine keltische Priesterin, die zwischen Pflicht und persönlicher Erfüllung aufgerieben wird. Obwohl sie sexuell enthaltsam leben muss, hat sie ausgerechnet mit Pollione, dem Konsul der feindlichen Römer, zwei Söhne gezeugt. Am Ende opfert sie sich selbst, und Pollione folgt ihr in den Tod. Die Rolle der Norma verlangt der sie verkörpernden Sopranistin einiges ab. Am Mannheimer Nationaltheater singt Miriam Clark, die die Kritiker zum Schwärmen verleitet. „Miriam Clark ist eine ganz außergewöhnliche Norma (…). Manche Töne scheinen völlig entrückt, zeit- und weltenthoben“, schreibt die...Weiterlesen

"Götterdämmerung" in Karlsruhe

30.10.2017 | Drei Spielzeiten, vier Regisseure: Das Badische Staatstheater hat mit der „Götterdämmerung“ sein „Ring“-Projekt abgeschlossen. Der ganze Zyklus wird im Mai 2018 zu sehen sein. Die drei Regisseure der vergangenen „Ring“-Abende tauchen als die drei Nornen in dieser Inszenierung von Tobias Kratzer wieder auf. Sie sitzen auf Regiestühlen, wollen ins Geschehen eingreifen, was ihnen aber nicht gelingt. Dass mit der „Götterdämmerung“ das Ende naht, ist in Karlsruhe unübersehbar: Schon bevor es auf der Bühne losgeht, ist auf dem Vorhang groß „The End“ zu lesen. Kratzer sei als Regisseur „einer der...Weiterlesen

"Otello" in Schwerin

27.10.2017 | Giuseppe Verdis Vertonung von Shakespeares Drama „Otello“ wurde 1887 in Mailand uraufgeführt: „eine Sternstunde der italienischen Oper“ nennt das Mecklenburgische Staatstheater diese Uraufführung. Eine Sternstunde lieferte auch das Theater mit seiner „Otello“-Premiere, die begeisterte Urteile der Rezensenten zeitigte. Sibylle Pfeiffer hat mit einem großen und flexibel einsetzbaren Quadratwürfel ein spartanisches, aber wirkungsvolles Bühnenbild geschaffen. „Die Schweriner Inszenierung von Katharina Thoma besticht durch kleine Regieeinfälle, die große Bilder und magische Momente schaffen und...Weiterlesen

"Die große Sünderin" an der Musikalischen Komödie Leipzig

25.10.2017 | Eine echte Ausgrabung hat die Musikalische Komödie Leipzig mit Eduard Künnekes Operette „Die große Sünderin“ in Angriff genommen. Uraufgeführt am Silvesterabend 1935 wurde das Werk nach langer "Abstinenz" wieder in Szene gesetzt. Die Handlung ähnelt der der „Lustigen Witwe“: Herzogin Sibylla ist jung zur Witwe geworden und lebt nun erst einmal, wie es ihr gefällt. Das Stück erlaube einen frivolen Blick auf die Zeit des Barock, so ist es im Film zu hören (und zu sehen), der die Premiere ankündigt. Chefdramaturg Christian Geltinger erklärt, es gehe um die Frage: "Ist denn Liebe Sünde? Ist...Weiterlesen

"Die Trojaner" in Nürnberg

23.10.2017 | Nach der Semperoper hat sich nun auch das Staatstheater Nürnberg an Hector Berlioz‘ Monumentaloper gewagt, die hier um etwa ein Viertel gekürzt wurde. Das bewerten die Kritiker unterschiedlich. „Das tut der Dramaturgie sehr gut, gerade im ersten Teil kommen so keine Längen auf“, hören wir in BR Klassik. „Leider haben er [Intendant Peter Theiler] und Generalmusikdirektor Marcus Bosch es zugelassen, dass Regisseur Calixto Bieito die grandiose, in der Abfolge von Arien, Ensembles, Chören und Instrumentalnummern genau ausbalancierte Berlioz-Partitur auf gut drei Stunden Spieldauer eingedampft hat...Weiterlesen

"Rivale" an der Staatsoper Unter den Linden

20.10.2017 | Auch, wenn die Wiedereröffnung der Staatsoper Unter den Linden nur temporär erfolgte (der eigentliche Start im frisch sanierten Gebäude wird erst im Dezember stattfinden), bietet das Haus doch bereits Premieren. „Rivale“ wurde in der Neuen Werkstatt, der zweiten Bühne der Staatsoper, inszeniert. Lucia Ronchetti hat dieses Auftragswerk komponiert. Es geht um die Figur der Clorinde, die sich in ihren Feind und späteren Mörder Tancred verliebt. Ronchetti hat den Libretto-Text von André Campras Oper „Tancrède“ von 1701 „neu definiert und zu einem intensiven Monolog verdichtet“, so berichtet es...Weiterlesen

"L'Invisible" an der Deutschen Oper Berlin

18.10.2017 | Den Komponisten Aribert Reimann verbindet eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Deutschen Oper Berlin. Seine neunte Oper. „L’Invisible“, eine Vertonung dreier Einakter des belgischen Schriftstellers Maurice Maeterlinck, wurde nun am Haus an der Bismarckstraße uraufgeführt. In allen drei Stücken geht es um den Tod; im dritten wird der Versuch gemacht, ihn zu bekämpfen – aber vergeblich. Reimann instrumentiert den ersten Teil nur mit Streichern, den zweiten mit Holzbläsern, erst im dritten Teil darf das ganze Orchester der Deutschen Oper aufspielen. „Das engagiert musizierende Orchester...Weiterlesen

"Die Trojaner" an der Sächsischen Staatsoper Dresden

16.10.2017 | Reichlich drastisch geht es in der Neu-Inszenierung von Hector Berlioz‘ Mammutwerk „Les Troyens“ an der Dresdner Semperoper zu. Die Chor-Frauen müssen sich als Trojanerinnen einem Massen-Selbstmord hingeben, auf offener Bühne findet außerdem eine Vergewaltigung statt. Das gefällt nicht allen im Publikum, so dass Regisseurin Lydia Steier am Ende der Premiere auch eine Reihe von Buh-Rufen hinnehmen muss. „Berlioz erzählt in seiner betörend farbenreichen und klanggewaltigen Grand opéra aus dem Geist der französischen Romantik ein großes Epos von Krieg und Frieden“, schreibt die Staatsoper in der...Weiterlesen

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