Premierenberichte

"Titus" in Essen

19.06.2017 | Nicht im Kapitol, sondern an einem Flughafen spielt Mozarts letzte Oper in der Essener Inszenierung von Frédéric Buhr, der damit sein Regiedebüt in der Ruhrstadt gibt. Wichtig sei es ihm gewesen, so erklärt Buhr im Interview, einen Ort zu finden, an dem sich sowohl die Reichen und Mächtigen als auch das gemeine Volk wiederfinden können. Das eindrucksvolle Bühnenbild hält offenbar nicht ganz, was es verspricht. Die Kritiker jedenfalls schreiben verhalten bis kritisch über diese Deutung. „Zu substanziellem Musiktheater fehlt vieles“, erklärt die WAZ. Über die musikalische Leistung des Abends...Weiterlesen

"Hoffmanns Erzählungen" am Musiktheater im Revier

16.06.2017 | Die Berichte über die letzte Premiere der Spielzeit am Musiktheater im Revier überschlagen sich geradezu vor Begeisterung. Jacques Offenbachs Oper gilt als schwer zu inszenieren. Das hat Regisseur Michiel Dijkema nicht davon abgehalten, einen Opernabend erster Klasse zu präsentieren. Um die Liebesabenteuer des Dichters Hoffmann mit drei unterschiedlichen Damen zu beschreiben, reicht Dijkema eine Kulisse: die Studentenkneipe, in der Hoffmann von seinen Abenteuern erzählt. Der Regisseur arbeitet darüber hinaus mit Videoproduktionen. „Die gesamte Produktion ist ein Traum geglückter Regiekunst,...Weiterlesen

"Vanessa" in Bremerhaven

14.06.2017 | Die Handlung klingt zunächst nicht übermäßig spannend: Vanessa hat viele Jahre auf ihren Anatol gewartet; aber nicht er kommt zu ihr zurück, sondern dessen Sohn, der eigentlich Vanessas Nichte Erika begehrt (und schwängert), dann aber doch mit der Älteren von dannen zieht. Erika tut schließlich das, was Vanessa zuvor über Jahre getan hat: Sie verhängt die Spiegel im Haus und wartet… Samuel Barbers Oper beruht auf den „Seven Gothic Tales“ von Tania Blixen und „galt schnell als erstes Meisterwerk der amerikanischen Oper überhaupt“ (Theater Bremerhaven). Bremerhavens Intendant Ulrich Mokrusch...Weiterlesen

"Idomeneo" in Trier

12.06.2017 | „Mozart zeigt mit dem Idomeneo-Stoff, angelehnt an den biblischen Urmythos von Abraham und Isaak, den Menschen in seiner Schwäche, seiner Verstrickung in Schuld, seinem Überlebenskampf und seinem Ringen um Würde.“ So schreibt es das Theater Trier auf seiner Webseite. Idomeneo, siegreich in Troja, gerät auf der Heimfahrt in einen Sturm und soll – als Gegengabe für die Rettung durch Poseidon – seinen Sohn Idamante opfern. Was in der Originalversion versöhnlich endet, gerät in der Inszenierung von Jasmina Hadziahmetovic zur menschlichen Katastrophe. Idomeno wird quasi zum Terroristen und...Weiterlesen

"South Pole" in Darmstadt

09.06.2017 | Miroslav Srnkas Oper „South Pole“ wurde 2016 an der Bayerischen Staatsoper uraufgeführt und erlebte am Staatstheater Darmstadt nun seine erste Wiederholung. Erzählt wird vom Wettlauf zwischen Robert Scott und Roald Amundsen: Wer erreicht mit seiner Expedition als erster den Südpol? Bekanntermaßen gewann Amundsen; Scott blieb mit seinem Team im Eis verschollen. Srnka legt das Geschehen als „Doppeloper“ an und zeigt die Gleichzeitigkeit des Geschehens, bei dem sich die Gruppen aber nie begegnen; der Wettlauf wird in Darmstadt anschaulich durch die farbliche Veränderung des Bühnenbodens: „ganz...Weiterlesen

"Medea" an der Komischen Oper Berlin

06.06.2017 | Von den zahlreichen literarischen Umsetzungen des Medea-Stoffes hat Komponist Aribert Reimann auf die Vorlage von Franz Grillparzer zurückgegriffen. 2010 wurde Reimanns Oper uraufgeführt, nun inszenierte Benedict Andrew an der Komischen Oper das Werk, das sich um eine Geflüchtete und Ausgestoßene dreht. Medea hat aus Liebe zu Jason mit ihm (und dem geraubten Goldenen Vlies) ihre Heimat verlassen; aber in Korinth, wohin die beiden geflüchtet sind, wendet sich auch Jason von ihr ab. In ihrer fürchterlichen Rache bringt sie die gemeinsamen Kinder, die in Berlin durch Puppen dargestellt werden,...Weiterlesen

"Das Lied der Frauen vom Fluss" in Köln

02.06.2017 | „La Fura dels Baus“, das international bekannte Regieteam aus Katalanien, hat im Kölner Staatenhaus ein Bühnenspektakel inszeniert, in dem es„verschiedene Elemente von Oper, Variété und Installation zu einem poetischen Gesamtkunstwerk vereint“ (Webseite der Kölner Oper). Für „Das Lied der Frauen vom Fluss“ haben die Künstler eigene Maschinen, auch Soundmaschinen geschaffen; musikalisch gibt es ein „Potpourri“ aus Altem (z.B. von Monteverdi, Vivaldi, Händel oder Offenbach) und Neuem, komponiert oder arrangiert vom Musikalischen Leiter des Abends, Howard Arman. Schon lange war die Aufführung...Weiterlesen

"Die Hochzeit des Figaro" in Chemnitz

31.05.2017 | Auf die Idee, Mozarts „Hochzeit des Figaro“ mit einem Speeddating zu starten, muss man erst einmal kommen – dann erscheint sie gar nicht so abwegig bei all dem Hin und Her zwischen Männlein und Weiblein, die das Libretto vorsieht. Regisseurin Helen Malkowsky hat diese Idee realisiert. Was sie an dem Werk reize, sei die Gleichzeitigkeit von Komödie und Tragödie in dem Stück, erklärt sie im Interview. Neben all dem Spaß wolle sie auch eine „große poetische Sehnsucht“ auf die Bühne bringen. Offensichtlich hat sie ihr Ziel erreicht: „Ein Fest auf der Bühne und ein Fest für das Publikum“, nennt...Weiterlesen

"Der Rebell des Königs" in Leipzig

29.05.2017 | Regisseur Anthony Pilavachi hat diese hochromantische Oper von Charles Gounod im historischen Ambiente belassen und zusammen mit Bühnen- und Kostümbildner Markus Meyer ein opulentes Mantel- und Degendrama auf die Bühne gebracht, dabei aber die hohe Aktualität des Stoffes nicht außer Acht gelassen. Als „packenden Historien-Thriller“ mit „politischer Aussage“, beschreibt die Oper Leipzig das Werk, das völlig in der Versenkung verschwunden war und erst kürzlich wiederentdeckt wurde. Die Botschaft laute: „Wer in der Politik etwas ändern will, kann sich leicht die Flügel verbrennen.“ Genau das...Weiterlesen

"Orchesterprobe" in Münster

26.05.2017 | Um das Verhältnis von Individuum und Kollektiv geht es in Giorgios Battistellis Oper, die 1995 in Straßburg uraufgeführt wurde und nun am Theater Münster ihre Premiere erlebte. Das Thema ist den Theatermenschen nur allzu gut bekannt, geht es doch um eine Orchesterprobe, gespielt von Solisten und Chor, die den Aufstand gegen ihren eitlen und divenhaften Dirigenten proben und ihn schlussendlich durch ein Riesen-Metronom ersetzen wollen. Die menschliche und musikalische Katastrophe folgt auf dem Fuße… „Auf der Bühne, die ein probendes Orchester zeigt, kann es durch die Einwürfe der Spieler...Weiterlesen

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