Premierenberichte

"La Traviata" in Bremen

29.11.2013 | Violetta ist ohne Zweifel die zentrale Figur der "Traviata". In Bremen hat Regisseur Benedikt von Peter die Figur ganz allein auf die Bühne gestellt - und das mehr als zwei Stunden lang. Nur wenige Requisiten finden sich um sie herum, das Orchester sitzt, abgetrennt durch einen durchsichtigen Vorhang, auf der hinteren Bühne. Und alle anderen, Solisten wie Chorsänger, stehen fast unsichtbar im zweiten Zuschauerrang und singen zur Bühne, zu Violetta hin. Dazwischen das Publikum… Die ungewöhnliche Inszenierungsidee ist offenbar gelungen. "Es funktioniert, ist überhaupt nicht langweilig und absolut konsequent", ist auf Radio Bremen zu hören. Von Peter habe die Einsamkeit als das große zentrale Thema der Oper herausdestilliert. Auch der Weser Kurier lobt die Regie-Arbeit: "Von Peter gelingt es, mit diesem reduzierten Ansatz eine eigene, sehr intensive Spannung aufzubauen." - Für Patricia Andress, die Darstellerin der Violetta, ist diese Inszenierung eine mentale wie körperliche Anstrengung, die sie, so berichten die Medien, herausragend meistert. Aber auch für die übrigen Sänger ist die Anordnung nicht leicht. Andress werde "von einem kraftvollen Ensemble, einem agilen Chor, einem versierten Orchester und vom souveränen Dirigenten Clemens Heil" unterstützt, meint die SWR-Korrespondentin. Der Weser Kurier wiederum weiß vom "einmal mehr vorzüglichen Bremer Opernchor" zu berichten. Foto: Jörg LandsbergWeiterlesen

"Die Sizilianische Vesper" in Freiburg

27.11.2013 | Premiere mit Hindernissen: Der ursprünglich geplante Termin musste ausfallen, weil beide Hauptdarsteller erkrankt waren, so dass der Vorhang zur Verdi-Oper in Freiburg erst knapp drei Wochen später aufgehen konnte. Und auch an diesem Abend gab es noch krankheitsbedingte Umbesetzungen. Aber Liene Kinca und James Lee machten ihre Sache gut. "Die sizilianische Vesper" gehört nicht zu den "Hits" des italienischen Komponisten. Sie erzählt eine blutige Geschichte von der Besetzung Siziliens durch die Franzosen im 13. Jahrhundert, von persönlichen und politischen Verwicklungen. Am Ende gibt es ein großes Massaker, das nur Verlierer zurücklässt. Eine "vollgültige Verdi-Oper" sei "Die sizilianische Vesper", so die SWR-Berichterstatterin. Und in Freiburg musikalisch gut gelungen: GMD Fabrice Bollon habe ein Gespür für Verdi, die Leistung des Orchesters sei "gut und farbenreich" - und der Chor habe "mit sehr viel Lust und Schmackes die Massenszenen gesungen (…) und sich auf der Bühne schön bewegt". Lob für den Chor haben auch die anderen Rezensenten: "Die von Bernhard Moncado einstudierten Chöre" zeigten "ein hohes Maß vor allem an klangrunder Homogenität", schreibt die Badische Zeitung. Und der Südkurier meint: "Der Freiburger Opern- und Extrachor (…) hat mit seiner darstellerischen Präsenz und seiner gesanglichen Qualität großen Anteil an dem Premierenerfolg." Auch die Regie-Leistung findet hier Beachtung: "Regisseur Michael Sturm (…) findet ästhetische, stimmige Bilder… Auch mit den Massenszenen weiß Sturm viel anzufangen." Das Freiburger Publikum dankte mit viel Applaus und zahlreichen Bravos. Foto: Maurice KorbelWeiterlesen

"Don Pasquale" in Hagen

25.11.2013 | Zu "lebensprallen Individuen" habe Gaetano Donizetti als Komponist und Mitgestalter des Librettos die Figuren der Oper "Don Pasquale" konkretisiert: So ist es auf der Webseite des Theaters Hagen zu lesen. Und Regisseurin Annette Wolf sowie Ausstatterin Lena Brexendorff sind dieser Vorgabe mehr als gerecht geworden. "Das Theater Hagen hat sein Dreamteam für die komische Oper gefunden", schreiben die Ruhrnachrichten. Dem alternden und reichen Don Pasquale wird die Ehe mit der jungen Norina durch eine böse Intrige ausgetrieben. Bei Annette Wolf ist der Pasquale allerdings nicht gar so lächerlich. Und sein Neffe bekommt Norina in dieser Inszenierung am Ende auch nicht. "Das Theater Hagen verwandelt die populäre Oper (…) in ein zauberhaftes Spiel um Verstellung und Wahrhaftigkeit", schreibt die Westfalenpost. "Musikalisch wissen Solisten und Chor die rustikale Commedia-dell´arte-Komik überzeugend zu transportieren", liest man in den Ruhrnachrichten. "Hervorragend" nennt auch die Westfalenpost die Leistung des Chores. Lang anhaltender Beifall belohnt am Schluss "ein Ensemble mit Starqualitäten und eine richtig einfallsreiche Regie" (Westfalenpost). Das Foto (Foto Kühle/theaterhagen) zeigt Kejia Xiong als Ernesto und Rainer Zaun als Don Pasquale.Weiterlesen

"Ezio" in Frankfurt

22.11.2013 | Christoph Willibald Gluck gilt als "Reformer" der Operngeschichte. Allerdings hat er diesen "Titel" erst durch seine Oper "Orfeo ed Euridice" gewonnen. Nun brachte die Frankfurter Oper sein mehr als zehn Jahre früher entstandenes Werk "Ezio" auf die Bühne, das sich zwar stärker in den Traditionen der Barockoper bewegt, aber dennoch großartige Musik enthält. Das Libretto von Pietro Metastasio greift eine historische Begebenheit um den Tyrannen Valentiniano auf, der seinen Feldherrn Ezio erst belohnen und dann umbringen will. Es erzählt - im Gegensatz zur realen Geschichte - ein harmonisches Ende, in welchem Alle Allen verzeihen. In Frankfurt überzeugte - neben den opulenten Kostümen des Mode-Designers Christian Lacroix - vor allem das Orchester unter der Leitung von Christian Curnyn. Von "sensibler Klanggebung" berichtet die Gießener Allgemeine. "Das vielleicht überzeugendste Plädoyer dafür, dass nicht erst der spätere Gluck der Reformoper Beachtung verdient, findet im Orchestergraben statt", schreibt die Allgemeine Zeitung. Das Online Musik Magazin urteilt: "Christian Curnyn lotet mit dem Frankfurter Opern- und Museumsorchester Glucks Partitur differenziert aus und lässt aus dem Orchestergraben einen gelungenen Barock-Sound erklingen." Und schließlich gibt es unter anderem in der Frankfurter Rundschau auch großes Lob für die Akteure auf der Bühne: "Hervorragend auf zurückhaltende Art präsentierte sich das Sängerensemble." Großer Beifall am Ende für die Musiker und für Regisseur Vincent Boussard. Das Foto (Barbara Aumüller) zeigt Max Emanuel Cenčić als Valentiniano und Paula Murrihy als dessen Tochter Fulvia.Weiterlesen

"Così fan tutte" in Pforzheim

20.11.2013 | Man kann Mozarts "Cosí", in der es um Liebe und Treue geht, eher heiter oder eher tragisch interpretieren. Beides findet derzeit auf deutschen Bühnen, die sich des Werks zunehmend annehmen, statt. In Pforzheim hat sich Regisseur Toni Burkhardt für eine eher heitere Variante entschieden. Er verlegt das Geschehen in die Gegenwart, weil er die Geschichte der zwei Frauen, deren Treue von ihren Verlobten auf die Probe gestellt wird und dieser nicht standhält, für höchst aktuell hält. Es betrifft uns heute, deshalb wäre eine historische Inszenierung aus Burkhardts Sicht zu weit von uns entfernt. Er biete "durch lebendige Personenführung und eingebaute komödiantische Gags ein herrlich aufgelockertes Spiel", schreibt die Deutsche Bühne. Musikalisch ist der Abend ein Genuss. "Unter der Leitung von Kapellmeister Martin Hannus musiziert die Badische Philharmonie spritzig und elegant wie selten." (Die Deutsche Bühne). Das Premierenpublikum reagierte begeistert. Das Foto (Sabine Haymann) zeigt Miloš Bulajić als Ferrando, Aykan Aydin als Guglielmo und Maria Perlt als Despina.Weiterlesen

"Peter Grimes" in Hildesheim

18.11.2013 | Eigentlich dachte man, das Theater für Niedersachsen in Hildesheim wäre vor allem für die leichtere Muse gut: Operette, vor allem aber Musical gehören zu den so genannten Kernkompetenzen des Hauses. Das hält die Theaterleitung keineswegs davon ab, auch Oper, ernste und tragische Inhalte aufs Programm zu setzen. Nun hatte Benjamin Brittens große Chor-Oper "Peter Grimes" in Hildesheim Premiere. Der britische Komponist wird im Jubiläumsjahr neben Wagner und Verdi viel auf deutschen Opernbühnen gespielt. Erzählt wird vom Fischer Peter Grimes, der als Außenseiter gilt, sich von seiner Umgebung immer weiter entfernt und schließlich - ausgestoßen -auf dem Meer den Tod findet. Publikum wie Presse zeigten sich von der Hildesheimer Aufführung begeistert. Standing Ovations von den Premierenbesuchern wurden von der Rezension in der Hildesheimer Allgemeinen Zeitung bestätigt. "Dass in dieser Produktion (…) einfach alles stimmt", wird hier festgestellt. Regisseur Van Laecke bringe "die Spannung, dieses unweigerliche Zulaufen auf eine Katastrophe, geradezu zum Bersten". Seine "Inszenierung ist packend (…) - auf der Bühne agieren nicht Figuren, sondern Menschen." Und Opernchor wie Jugendchor des TfN "erfüllen" die ihm zugedachte zentrale Rolle "exzellent". Foto: Andreas HartmannWeiterlesen

"Rusalka" in Aachen

15.11.2013 | "Rusalka" im Rotlichtmilieu und auf dem Müllhaufen: Von märchenhafter Romantik ist in der Aachener Inszenierung von Antonin Dvoraks bekanntester Oper nicht viel übrig geblieben. Ewa Teilmans hat mit ihrer "Rusalka"-Inszenierung durchaus unterschiedliche Reaktionen ausgelöst. "Das Aachener Theater überzeugt in jeder Hinsicht mit einer beeindruckenden neuen Produktion", urteilt der BRF. Ewa Teilmans bringe eine "stringente und absolut überzeugende Sichtweise" auf die Bühne. Die Aachener Nachrichten und Teile des Publikums sahen das anders. Die Geschichte von der Nixe Rusalka, die um ihrer Liebe zu einem Prinzen willen ihre Stimme hergibt, aber die Gegenliebe nicht oder zu spät erfährt, ist dem einen oder anderen Zuschauer in Aachen wohl zu drastisch ausgefallen. Immerhin in der Beurteilung der musikalischen Leistung waren sich die Kritiker einig. "Das Orchester des Theaters Aachen zeigte sich am Premierenabend unter der Leitung von Generalmusikdirektor Kazem Abdullah in Höchstform", lautet das Lob beim BRF. "Abdullah kostet sie aus, diese wunderbaren Höhepunkte, diese zärtlich besinnlichen Passagen", schreiben die Aachener Nachrichten und berichten von einem "famosen Ensemble, das auch in den Trios der Nymphen und den Auftritten des Chores allerfeinst durchgearbeitet klingt". Foto: Marie-Luise MantheiWeiterlesen

"Macbeth" in Magdeburg

13.11.2013 | Volker Lösch hat in Magdeburg zum ersten Mal Oper inszeniert. Dass dies etwas ganz anderes sei als die Regiearbeit im Sprechtheater, erklärt er im Interview. "Verdi gibt eine starke These vor: In der gesamten Oper wird Männlichkeit mit der Fähigkeit zu töten gleichgesetzt", erklärt Lösch. Und er macht sich Gedanken über die Rolle der Hexen im "Macbeth", die "einen bewussten Prozess der Kenntlichmachung männlicher Destruktionsenergien und patriarchaler Organisationsformen initiieren". Lösch bringt einen Sprechchor auf die Bühne: Frauen aus Magdeburg berichten hier über ihre eigene Erfahrungen mit sexueller Gewalt: Ein Regie-Einfall der gut ankam und beeindruckte. Ansonsten war seine hochpolitische Auslegung von Verdis Oper Gegenstand teils höchst kritischer Betrachtungen. Aber es gibt auch Positives: "Volker Lösch und sein Team haben auch sonst keinerlei Hemmungen, ‚Macbeth‘ so direkt politisch zu inszenieren, wie der alte Text und die Musik Verdis ja auch klingen." (Thüringer Allgemeine). Die Deutsche Bühne schreibt: "Löschs Hammer trifft eben doch. (…)‘Ich lass mich nicht mehr demütigen!‘, rufen die Magdeburger ‚Hexen‘ als letzten Satz des Abends. Es ist diese Haltung, die Lösch beim Zuschauer provozieren will - und sei es mit dem gröbsten Keil." Das ist offenbar gelungen. Für den musikalischen Part gilt das gleiche. "Es wurde großartig gesungen", schreibt die Volksstimme und berichtet von der Regie-Idee, "die Hexenfrauen im von Bernd Freytag sehr gut einstudierten Chor zuerst sprechend und danach choreografisch in den singenden Chor der Verdi-Shakespeare-Hexen einzugliedern". Und ein Leserbrief-Schreiber der Volksstimme bringt es auf den Punkt: "Trotz aller Kritik sollte man sich diese Operninszenierung in Magdeburg ansehen, um sich eine eigene Meinung zu bilden. Die Sänger und Musiker verdienen einen Besuch." Das Foto (Nilz Böhme) zeigt Damen des Opernchors und des Sprechchores.Weiterlesen

"Così fan tutte" an der Komischen Oper Berlin

11.11.2013 | "Für mich ist ‚Così fan tutte‘ vielschichtiger, als es die Bezeichnung ‚Komödie‘ zu fassen vermag. Die Figuren auf der Bühne müssen sich schließlich eingestehen, dass man sich letzten Endes auf nichts und niemanden wirklich verlassen kann… Das macht es zu einem Stück über die Einsamkeit. Deswegen glaube ich, dass ‚Così fan tutte‘ es in vielerlei Hinsicht verdient, eine Tragödie genannt zu werden." Das sagt der lettische Regisseur Alvis Hermanis, der Mozarts Oper über Liebe und Treue für die Komische Oper inszeniert und die Protagonisten zu Restauratoren umfunktioniert hat. Und er legt Wert darauf, dass man den historischen Kontext eines Werks nicht "gänzlich ignorieren" dürfe. Seine "Così" wird daher zum "Kostümschinken" (Berliner Morgenpost). Bei aller Kritik für Hermanis‘ "biedere" Inszenierung konstatiert der Rezensent immerhin: "Am bezauberndsten ist Hermanis Inszenierung dann, wenn sie die alte Bildsprache ins Moderne hinein rekonstruieren will." Hermanis habe bewiesen, "dass eine konventionelle Erzählweise nicht unbedingt weniger provokant und kurzweilig sein muss als Experimental-Produktionen, die auf das Nacherzählen der von da Ponte und Mozart intendierten Handlung komplett verzichten", ist auf nmz online zu lesen. Schade, dass auf den Choreinsatz auf der Bühne verzichtet wird. Immerhin werden die Chorsolisten der Komischen Oper über Lautsprecher respektive Radio eingespielt. Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Tom Erik Lie als Don Alfonso, Dominik Köninger als Guglielmo und Komparsen.Weiterlesen

"Der Barbier von Sevilla" in Bremerhaven

08.11.2013 | Das Foto lässt es schon ahnen: Regisseur Christian von Götz verlegt Rossinis Erfolgsoper in die Zeit der (19)68er: Bunte Hippies stehen auf der Bühne und ziehen sich auch mal eine Nase Koks rein. Sie feiern Rossinis 100. Todestag. Der Regisseur bringe "eine Hymne an die Jugend auf die Bühne, die vom Sieg des jungen Liebespaares und der Befreiung von der Bevormundung durch die Alten handelt", kündigt das Theater Bremerhaven an. "Das hätte wirklich böse in die Schlaghose gehen können", schreibt passenderweise die Kreiszeitung: "Aber es ging. Sogar sehr gut!" Der Regisseur "entstaubt" die Oper zwar (Nordwest Zeitung), belässt sie aber im Großen und Ganzen in der Rossinischen Fassung. Die bunte Hippieschar proklamiert die freie Liebe, aber am Ende finden - ganz im Sinne der Originalfassung - die Paare gut bürgerlich zueinander: Graf Almaviva kriegt seine Rosina und Marcellina den Bartolo. "Hier geht es nicht um intellektuelle Überfrachtung, sondern um die Feier Rossinis auch als großen Humoristen", schreibt die Kreiszeitung und lobt auch die musikalische Leistung: "Stefan Veselka führte das Städtische Orchester Bremerhaven mit Esprit durch den Abend, der Herrenchor des Stadttheaters ließ sich von der allgemeinen Spielfreude anstecken." Von einer "sehenswerten Inszenierung" berichtet der Weser Kurier. Das Publikum spendete viel Beifall. Das Foto ( Heiko Sandelmann) zeigt Mitglieder des Ensembles.Weiterlesen

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