Premierenberichte

"Don Quichotte" in Gelsenkirchen

27.12.2013 | "Die Geschichte des Don Quichotte (…) ist eine Parabel über äußere und innere Schönheit, über den Rausch des Lebens in Jugend und Alter, den schmalen Grat zwischen Lächerlichkeit und Würde, den Graben zwischen Ideal und Realität." Das lesen wir auf der Webseite des Musiktheaters im Revier anlässlich der Premiere von Jules Massenets Opern-Vertonung des literarischen Meisterwerks von Miguel de Cervantes. Die Uraufführung im Jahr 1910 konnte der Komponist noch erleben, 1912 starb er in Paris. Sein "Don Quichotte" gehört nicht zu den viel gespielten Werken auf deutschen Bühnen, aber: Die "Neuinszenierung am Musiktheater im Revier zeigt, dass sich die Wiederbegegnung mit Massenets Oper (…) lohnt" (WAZ). Von einem "szenisch wie musikalisch dichten Drama über die letzten drei Tage im Leben eines betagten Träumers" berichtet die Recklinghäuser Zeitung, außerdem vom "groß auftrumpfenden, geschickt geführten Chor". Der Regisseurin Elisabeth Stöppler "gelingen große, starke, berührende Momente" (theaterpur), obwohl sie am Schluss auch einige Buh-Rufe über sich ergehen lassen muss. Ganz anders die Solisten und der Chor, der "bestens einstudiert" (WAZ und theater pur) ist. "Auch der von Christian Jeub einstudierte Chor weiß erneut zu überzeugen", schreibt außerdem das opernnetz. Das Foto (Karl Forster) zeigt Almuth Herbst als Dulcinea, Krzysztof Borysiewicz als Don Quichotte sowie Ensemblemitglieder.Weiterlesen

"Die Walküre" in Leipzig

23.12.2013 | Die Tierwelt kommt auf ihre Kosten in dieser Leipziger "Walküre", wie der Eingangsabend "Das Rheingold" inszeniert von der Londoner Regisseurin Rosamund Gilmore, die für jeden Akt ein ganz eigenes Bühnenbild wählt und (Wagner-)biografische Anklänge in die Oper einbaut. 1878 wurde die Oper erstmals in Leipzig gespielt: die erste Aufführung außerhalb von Bayreuth. Nun also ein neuer "Ring", der im Mai mit dem "Rheingold" begann und in der kommenden Spielzeit fortgesetzt werden soll. Die Leipziger "Waküre" sei ein "heikler Fall" und erzähle vor allem davon, wie schwierig es sei, einen "Ring" in den Griff zu bekommen, kommentiert die Frankfurter Rundschau. Richtig überzeugt hat Gilmores Interpretation jedenfalls nicht, weder das Premierenpublikum noch die Kritiker. Kräftige Buhs gab es auch für GMD Ulf Schirmer - auf nmz online lesen wir aber, dass Schirmer ein "verhaltenes Tempo" anschlug. Er "ließ Themen- und Spannungsbögen aber nie zerreißen und baute prachtvoll Wirkung auf". "Musikalisch darf noch geputzt werden", so die nmz. Die Frankfurter Rundschau berichtet von"zum Teil herausragenden sängerischen Leistungen". Diese wurden am Schluss denn auch vom Publikum bejubelt. Das Foto (Tom Schulze) zeigt Eva Johansson als Brünnhilde, Markus Marquardt als Wotan, die Walküren und Tänzer.Weiterlesen

"Tannhäuser" in Dortmund

20.12.2013 | Einen "Abend mit viel Sprengstoff" kündigen die Ruhrnachrichten an. In Dortmund hatte Schauspielchef Kay Voges Premiere als Opernregisseur und wagte sich gleich an Wagners "Tannhäuser". Im Film-Interview der Theater-Webseite lassen sich seine Erfahrungen nachhören. Seine Interpretation ließ niemanden gleichgültig. Er erntete für seine Wagner-Version sowohl Buhs als auch begeisterten Applaus. "Für mich ist dieser ,Tannhäuser' der gelungenste Beitrag zum Wagner-Jahr", schreibt der Rezensent von "Der Opernfreund" - und das will etwas heißen angesichts der diesjährigen Flut von Wagner-Premieren. "Wer seine Lust am Experiment nicht an der Garderobe abgibt, wem Wagner nicht heilig, sondern allzumenschlich ist, der sollte diesem Tannhäuser eine Chance geben. Er hat sie verdient", meint die WAZ. Musikalisch - da sind sich alle einig - ist dieser "Tannhäuser" mehr als geglückt. Und der Chor leistet dazu seinen Beitrag. "Die Dortmunder Philharmoniker und Chöre musizierten diese Dresdner Fassung an diesem Abend klangschön unter der Leitung des neuen GMD Gabriel Feltz", schreibt die deutsche Bühne. "Besonders hervorzuheben ist der von Granville Walker hervorragend einstudierte Chor, der sowohl als Pilger als auch als Festgäste auf der Wartburg mit homogenem und gewaltigem Klang überzeugt", ist im Online Musikmagazin zu lesen. Das Foto (M. Jauk) zeigt den schauspielerisch wie sängerisch herausragenden Daniel Brenna in der Titelrolle.Weiterlesen

"Die Liebe zu den drei Orangen" in Wiesbaden

18.12.2013 | Reichlich grotesk ist die Handlung von Sergej Prokofjews Oper, in der ein depressiver Prinz erst anfängt zu lachen, als er die Zauberin Fata Morgana dabei beobachtet, wie sie im Streit mit dem Narren Truffaldino auf den Rücken fällt. Zugegeben: Das ist nicht sehr nett. Aber muss sie ihm deshalb gleich die Liebessehnsucht ausgerechnet nach drei Orangen anzaubern? Diese skurrile story hat in Wiesbaden Ansgar Weigner inszeniert. "Eine sehr unterhaltsame, plastische, teils drastische Regiearbeit mit schönen, wirkungsvollen Einfällen" attestiert der Wiesbadener Kurier. Und: "Es gibt immer etwas zu sehen!" Der "Opernfreund" findet die Inszenierung "gut gemacht, grell gezeichnet, flott ausgespielt". Das Regie-Tempo halte mit dem Prokofjew-Tempo niveauvoll mit: "Alleine das ist schon eine Kunst." Das Darmstädter Echo lobt die musikalische Leistung: "Der Wiesbadener GMD Zsolt Hamar entfaltet die Kraft dieser Musik wirkungsvoll, zügelt die parodistischen Momente klug und schafft einen durchgehend brillanten, transparenten Klang." Einig sind sich die Kritiker im Lob des Truffaldino-Darstellers. "In einer eigenen Liga spielt Erik Biegel", heißt es in der FAZ. Und der Wiesbadener Kurier schreibt, Biegel sei "ein Hauptgewinn für alles Heitere". Er trage ganz erheblich zum Erfolg der jüngsten Opern-Premiere im Hessischen Staatstheater bei. Foto: Lena ObstWeiterlesen

"Das Rheingold" in Nürnberg

16.12.2013 | Das Wagner-Jahr neigt sich seinem Ende zu, 2014 "dürfen" die Theater auch wieder anderes geben. Das Nürnberger Staatstheater allerdings wird im kommenden Jahr seine "Ring"-Tetralogie fortsetzen, die es soeben mit dem "Rheingold" erfolgreich begonnen hat. Regisseur Georg Schmiedleitner ist ein Neuling im Metier: Er hat zuvor noch nie Oper inszeniert und wagt sich nun gleich an den "Ring". Zwar bekam er einige Buhs, aber auch gute Kritiken in den Medien. "Was für ein praller Theaterabend!" heißt es im Bayerischen Rundfunk. Gelobt wird hier insbesondere die "grandiose Personenregie: Keiner singt bloß, keiner steht bloß rum." Schmiedleitner entlarve "das wahre Wesen dieser mythisch germanisch kostümierten Figuren für unsere Zeit", ist im Deutschlandfunk zu hören. In der Tat siedelt der Regisseur das Geschehen im Hier und Jetzt an. "Mit dieser "Ring"-Eröffnung bezieht Nürnberg entschiedener und anklagend aggressiver Stellung als das Bayreuth des Festspielsommers", findet der Deutschlandfunk-Rezensent außerdem. Dazu trägt auch die musikalische Seite unter der Leitung von GMD Marcus Bosch bei. "Eine Wagner-Interpretation, die auf Erkenntnisse der historischen Aufführungspraxis reagiert und sich vom Ballast eines eingedickten, pathetisch dröhnenden, die Sänger in den Hintergrund drängenden Orchesterklangs befreit", schreibt die neue musikzeitung und berichtet von einem "präzise deklamierenden Wagnerensemble ohne Schwachpunkte". Insgesamt "ein mehr als vielversprechender Auftakt zum neuen Nürnberger Nibelungen-Ring" (BR). Das Foto (Ludwig Olah) zeigt Nicolai Karnolsky (Fafner), Michaela Maria Mayer (Freia), Martin Berner (Donner), Randall Jakobsh (Wotan) und David Yim (Froh).Weiterlesen

"Schahrazade" in Halle

11.12.2013 | In Halle wie in anderen Städten Sachsen-Anhalts rumort es gewaltig: Geplante Kürzungen in Millionenhöhe gefährden die Theaterhäuser und treiben Theater-Beschäftigte ebenso wie -Liebhaber protestierend auf die Straße. Die schwierige Situation hindert Halles Opernintendanten Axel Köhler nicht daran, spannendes Musiktheater auf die Bühne zu bringen. Mit "Schahrazade" inszenierte er nun das Werk eines in Vergessenheit geratenen, von den Nazis geschmähten Komponisten. Bernhard Sekles schrieb seine Oper 1917, sie wurde mehrfach von führenden Häusern in Deutschland aufgeführt, bevor die neuen Herrscher sie 1933 verboten. Sekles verlor sein Amt als Leiter des Hoch’schen Konservatoriums in Frankfurt und starb 1934. Um die Premiere herum realisierte die Oper Halle ein informatives Symposium sowie weitere Konzerte. Unterschiedliche Stimmen gab es bei der künstlerischen Bewertung des Werks, die Ausgrabung und Wiederentdeckung fand aber viel Lob: "Schahrazade" galt lange Zeit als verschollen. "Die Staatskapelle Halle unter Josep Caballé-Domenech blühte im Verlauf des Abends schöner und schöner auf. Gleiches gilt für die Stimme von Anke Berndt als Schahrazade", schreibt im Übrigen die FAZ. Und das Publikum applaudierte begeistert. Das Foto (Theater, Oper und Orchester GmbH/Falk Wenzel) zeigt Gerd Vogel als Schahryar und Anke Berndt als Schahrazade.Weiterlesen

"Werther" in Essen

09.12.2013 | Jules Massenet war der zweite Tonsetzer, der Goethes berühmte Erzählung als Opernstoff verwendete. Im Gegensatz zur Erst-Version von Rodolphe Kreutzer und Vincenzo Pucitta fand Massenets Vertonung von Anfang an Freunde und wird bis heute gern gespielt - so gut wie immer in der französischen Fassung. So auch in Essen, wo die Oper jetzt - viel umjubelt - Premiere hatte. Im Zentrum stehen die drei Figuren Werther, Albert und die von beiden geliebte Charlotte, die sich schließlich für Albert entscheidet und Werther damit in den Freitod treibt. "Die Sänger machen ersten Häusern Ehre", schreibt die WAZ und meint damit in erster Linie Michaela Selinger, Abdellah Lasri und Heiko Trinsinger. "Alle übrigen Partien, einschließlich Kinderchor, sind mehr als nur angemessen vom Aalto-Ensemble besetzt", ist auf theaterpur.net zu lesen. "Musikalisch ist die Aufführung durchweg auf hohem Niveau. Die Essener Philharmoniker unter ihrem Dirigenten Sébastien Rouland spielen sich von Beginn an in Premierenstimmung und Empathie für die prachtvoll-innige Partitur", schreibt das opernnetz. Regie führt in Essen Carlos Wagner. "Da Wagner alle Figuren psychologisch ausleuchtet und realistisch agieren lässt, folgt man seiner zweieinhalbstündigen Operninszenierung durchweg mit Spannung", urteilen die Ruhrnachrichten. Schon während der Premiere, mehr noch am Schluss dankte das Publikum mit viel Beifall. Das Foto (Matthias Jung) zeigt Michaela Selinger als Charlotte, Christina Clark als Sophie und den Kinderchor.Weiterlesen

"Il Trovatore" an der Staatsoper Berlin

06.12.2013 | Große Aufmerksamkeit gab es für "Il Trovatore" an der Berliner Staatsoper - natürlich wegen der besonderen Besetzung. "In der Astronomie würde man so etwas eine Konstellation nennen", schreibt der Tagesspiegel. Anna Netrebko und Plácido Domingo begegnen sich auf der Bühne als Leonora und Graf Luna. Es dirigiert Daniel Barenboim, dazu kommt noch Gaston Rivero als Manrico. Die Kritiker sind sich uneins über die Frage, wer hier wen übertrumpft "Anna Netrebko wird von Placido Domingo ausgestochen", meint der Tagesspiegel. "Altstar Plácido Domingo hatte es als Luna deutlich schwerer", ist im rbb zu hören. Insgesamt ist die Begeisterung groß. Auch die musikalische Leitung erntet Lob: "Daniel Barenboim (…) brachte seine Staatskapelle auf Verdi-Hochtouren", urteilt die Morgenpost. "Souverän organisiert er selbst größte Ensemble-Szenen samt Chor", ist in der Welt zu lesen. Und die Berliner Zeitung schreibt: "Geradezu sensationell ist Daniel Barenboims Debüt in der Leitung dieses Werks." Bei aller Konzentration auf die Star-Solisten findet auch Regisseur Philip Stölzl Beachtung in den Medien. "Kein großer Wurf, aber doch die oft schlüssige, ehrliche Deutung eines für Regisseure sehr schwierigen Werks", berichtet rbb. Und bilanziert: "Ein Theater-Kracher mit allem Zunder und Plunder, den man sich nur wünschen kann." Das Foto (Matthias Baus) zeigt den Staatsopernchor.Weiterlesen

"West Side Story" an der Komischen Oper Berlin

05.12.2013 | Zwei "Stars" kristallisieren sich heraus beim Rückblick auf die Premiere der "West Side Story" an der Komischen Oper Berlin: Regisseur Barrie Kosky und Choreograf Otto Pichler. Kosky hat das weltweit erfolgreiche Musical, dessen Filmversion 1961 in der Choreografie von Jerome Robbins 10 Oscars holte, "entstaubt". Der "Tagesspiegel" bringt es auf den Punkt: "Barrie Kosky inszeniert an der Komischen Oper eine triumphale ‚West Side Story‘ - und kommt dabei ganz ohne Feuerwehrleitern aus." Koskies Version "beweist, dass Musical an der Oper prächtig funktioniert", schreibt die Berliner Morgenpost. Und die B.Z. meint gar: "Barry Kosky bringt die erste wirklich originelle Version des Musicals auf eine Berliner Bühne." Schwung und szenischer Erfolg resultieren aber nicht nur aus der Inszenierung, sondern auch aus dem Entschluss, sich von der weltbekannten Jerome-Robbins-Choreografie zu verabschieden. "Diese Choreografie ist wahrlich brillant und temporeich, sehr viel aggressiver und mehr straßenbezogen als die Muster-Choreografie von Jerome Robbins aus dem Jahre 1957, und sie zeigt auch die enorme Entwicklung der Körpersprache seit der Uraufführung", liest man auf nmz online. Das "Dreamteam Kosky und Pilcher" habe "nun ganz auf eine neue, wirklich heutige Choreografie gesetzt", meint die Morgenpost. "Und", so findet der Tagesspiegel, "Dirigent Koen Schoots macht die richtige Musik dazu." Foto: Iko Freese/drama-berlinWeiterlesen

"Die Frau ohne Schatten" in München

02.12.2013 | Diese Oper ist, da sind sich die Experten weitgehend einig, schwer zu inszenieren. Und es ist auch nicht vollkommen geglückt, was Regisseur Krzysztof Warlikowski in der Münchner Staatsoper - anlässlich des 50-jährigen Jubiläums der Wiedereröffnung - auf die Bühne bringt. Immerhin: "Konsequent ist vor allem die Mannigfaltigkeit der miteinander verzahnten Erzählebenen", schreibt die Neue Zürcher Zeitung (NZZ). Aber die Aufmerksamkeit für die Münchner Inszenierung war allgemein abgelenkt durch die Konzentration auf das Musikalische. Kirill Petrenko gab mit der Strauss-Oper seinen Einstand als GMD. Das Münchner Publikum war und ist "heiß" auf diesen, Karten sind für die nächsten Vorstellungen kaum zu bekommen. Petrenko löste mit seinem Dirigat Begeisterungsstürme aus. Diese Premiere sei zu einem Triumph geraten, schreibt nmz online. "Es fällt schwer, für Kirill Petrenkos Einstand als Staatsopern-GMD von Superlativen Abstand zu nehmen". "Am Schluss war er ganz klar der Superstar: Kirill Petrenko, der neue GMD der Bayerischen Staatsoper, hat die Herzen des Münchner Opernpublikums im Sturm erobert. Das Bayerische Staatsorchester, ja das Haus scheint wie verwandelt…", jubelt die Neue Zürcher Zeitung. Die Süddeutsche Zeitung urteilt: "Petrenko setzt von Anfang an auf extreme Klarheit… Wofür man ihm allerdings wirklich persönlich dankbar sein muss: Dass er die Musiker des Bayerischen Staatsorchester zu solcher Präzision motiviert hat." nmz online immerhin lobt auch die anderen Beteiligten: "Ein mehr und mehr über sich hinauswachsendes Staatsorchester, einen wunderbaren Chor (Sören Eckhoff) und Kinderchor (Stellario Fagone), ein fabulöses Ensemble…". Das Publikum feierte alle - besonders aber den neuen GMD Petrenko. Foto: Wilfried HöslWeiterlesen

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