"Esclarmonde" in Dessau
30.05.2013 | Wenig bekannt ist heute die Oper "Esclarmonde", die Jules Massenet zur Eröffnung der Weltausstellung 1889 in Paris geschrieben hatte und die dort einen überwältigenden Erfolg erlebte. Inspiriert wurde der Komponist durch seine Begegnung mit der Sopranistin Sibyl Sanderson, der er die Titelrolle auf den Leib schrieb. Der Stoff: ein mittelalterlicher Ritter- und Feenroman rund um die schöne Esclarmonde, die ihrem zaubermächtigen Vater auf den Kaiserthron folgen soll - unter der Bedingung, ihren Schleier vor dem 20. Lebensjahr niemals zu lüften. Liebe und Verrat, Krieg und Intrige folgen dem Verdikt. Am Ende aber findet die Märchenoper - im Original - ein Happy End. 91 Mal sang Sanderson die Rolle während der Weltausstellung, danach aber verschwand die Oper mehr oder weniger in der Versenkung. "Ich kannte das Stück vorher überhaupt nicht", erklärt Daniel Carlberg, der musikalische Leiter der deutschen Erstaufführung, die jetzt am Anhaltischen Theater in Dessau Premiere hatte, im WDR-Interview. In Dessau übernahm Angelina Ruzzafante die Titelpartie und erfuhr höchstes Lob vom Dirigenten: "Wunderbar… So muss französische Musik sein. Sie muss schweben." Die Sängerin selbst erklärte im Vorfeld der Premiere, die Esclarmonde sei ihr wie auf den Leib geschneidert. "Man kann in dieser Rolle so schön leise singen. Denn zu brüllen ist ja keine Kunst." (Mitteldeutsche Zeitung). "Exzellente Solisten, der Opern- und Extrachor des Anhaltischen Theaters und die Anhaltische Philharmonie unter der Leitung von Daniel Carlberg bringen das Werk, inszeniert von Roman Hovenbitzer, klanggewaltig und szenisch opulent auf die Bühne", lobt die Märkische Allgemeine. Der Regisseur allerdings beschloss, den Helden Roland vor der glücklichen Vereinigung mit Escarmonde sterben zu lassen. Aber: "exzellente Ensembleleistungen" verbucht die Mitteldeutsche Zeitung, "Erstklassiges" werde geboten. Solisten wie Chor "folgten mit Entdeckerfreude und Spiellust Daniel Carlberg und der farbenreich aufblühenden Anhaltischen Philharmonie bei diesem überfälligen Abstecher nach Opern-Frankreich." Anhaltender Beifall belohnte die Opern-Ausgrabung in Dessau. Das Foto (Claudia Heysel) zeigt Sung-Kyu Park als Roland, Nico Wouterse als Bischof von Blois sowie den Opern- und Extrachor des Anhaltischen Theaters.Weiterlesen