Premierenberichte

"Der Ring an einem Abend" in Hagen

12.10.2011 | Das Theater Hagen feiert in diesem Jahr stolz seinen 100. Geburtstag. Keinen vierteiligen "Ring des Nibelungen" bringt es anlässlich des Jubiläums auf die Bühne - wohl aber Loriots "Ring an einem Abend". Ein Werk, das mit viel Humor, aber auchaußerordentlicher Sachkenntnis den Wagnerschen Ring in stark verkürzter Fassung zeigt. Erstaunlich, wie es dem Humoristen gelingt, den komplexen Stoff zu reduzieren und damit für alle "Ring"-Neulinge, durchaus aber auch für erfahrenere Wagner-Hörer eine verständliche Kurzfasssung zu präsentieren. Lange vor dem Tod von Deutschlands berühmtesten Komiker hatte Hagens Intendant Norbert Hilchenbach das Werk auf den Spielplan gesetzt. Nun feierte der "Ring an einem Abend" Premiere - und stieß damit auf große Begeisterung im Publikum. "Ansonsten legt sich in den gut drei Stunden Aufführungsdauer beinahe das gesamte Hagener Solisten-Ensemble mit hörbar hoher Motivation und Freude ins Zeug", schreiben die Ruhr-Nachrichten. Und "Der Westen" lobt vor allem Orchester und Dirigenten: "Hagens höchst engagierter Generalmusikdirektor Florian Ludwig trumpft mit seinen Philharmonikern immer dann auf, wenn die Partitur auf große Fahrt geht." Foto (theater hagen): Jon Ketilsson, Stefanie Smits, Hartmut VolleWeiterlesen

"Merlin" am Musiktheater im Revier

12.10.2011 | "Merlin" von Isaac Albéniz, entstanden im Jahr 1901, erlebte erst mehr als hundert Jahre später seine erste professionelle Aufführung im Teatro Real in Madrid. Nun wagte sich das Musiktheater im Revier an die deutsche Erstaufführung. Wobei - trotz schwieriger Materialbasis - eine gelungene und bejubelte Vorstellung gelang. Albéniz hatte seinerzeit einem kapital-starken Möchtegern-Librettisten zugesagt, dessen Elaborate zu vertonen und musste sich deshalb mit einem höchst mäßigen "Merlin"-Libretto herumschlagen. Er orientierte sich angesichts des Stoffes an der Musik Richard Wagners bis hin zu eindeutigen Zitaten. Das wertet die Oper nicht auf. Wohl aber gelingt es dem Ensemble mitsamt seinem GMD Heiko Förster und Regisseur Roland Schwab, das schwierige Werk exzellent umzusetzen. "Das Gelsenkirchener Ensemble präsentiert die Rarität fabelhaft", schreibt die "Deutsche Bühne". "Keine große Oper aber ganz großes Kino in Gelsenkirchen", ist in der "Recklinghäuser Zeitung" zu lesen. Auch der Chor, der teils gregorianisch anmutend singt, findet Erwähnung in der Presse: "Das Premierenpublikum war einhellig begeistert: von der musikalischen Präsenz der Solisten und der Chöre, vom Orchester und seinem Dirigenten Heiko Mathias Förster (…) und vor allem von Roland Schwabs lebendiger und durchdachter Regie." (Ruhr-Nachrichten)Weiterlesen

"Ridicule" in Koblenz

10.10.2011 | Am Koblenzer Theater gab Steffen Fuchs als neuer Ballettdirektor seinen Einstand - mit "Ridicule", einem Ballettabend zu barocker Musik von Bach, Händel, Purcell, Rameau, Vivaldi und anderen. Das Koblenzer Ballett begibt sich damit auf "Spurensuche nach den Gemeinsamkeiten des barocken Zeitalters mit unserer heutigen Zeit, welche ästhetischer, sozialer, religiöser und auch politischer Natur sind", so heißt es im Programmtext des Theaters. 13 Szenen zum Thema Barock hat Fuchs zusammengestellt. Offensichtlich erfolgreich: Einen "grandiosen Einstand" attestiert die Rhein-Zeitung dem neuen Ballettchef. "Ein gescheiter Abend, reich an Sinneseindrücken und Geist, an choreografischem und tänzerischem Talent. Das ist mit Gewinn anzusehen, macht Lust auf mehr." (Foto: Matthias Baus)Weiterlesen

"Aus einem Totenhaus" an der Staatsoper im Schillertheater

07.10.2011 | Künstlerische Höchstleistungen versprechen schon die Namen des Leitungsteams von Janáceks "Aus einem Totenhaus" an der Staatsoper im Schillertheater: Simon Rattle dirigiert, Patrice Chéreau führt Regie. Allerdings: Neu ist die Inszenierung nicht, vielmehr schon 4 Jahre alt und durch diverse große Häuser gereist. In Berlin hat Chéreau allerdings noch einmal intensiv geprobt. Bereits der Musikkritiker Hans Heinz Stuckenschmidt schrieb anlässlich der Premiere in der Berliner Kroll Oper im Jahr 1931: "Ein geniales Werk, das künftige Generationen neben die größten seiner Art, neben Don Giovanni, Fidelio, Wozzeck, Norma stellen werden." Die Handlung - nach dem gleichnamigen Roman von Fjodor Dostojewski - spielt in einem Häftlingslager und erzählt von dessen Trostlosigkeit, aber auch von einer hier sich entwickelnden Freundschaft zwischen zwei Häftlingen. Auch vier Jahre nach ihrer Genese erntet Chéreaus Interpretation noch begeisterte Kritiker-Stimmen - ebenso wie die musikalische Gestaltung: "Die Hauptdarstellerin an diesem Abend aber ist die Musik, ist die Staatskapelle Berlin", schreibt der "Tagesspiegel". Und in der "Berliner Zeitung" ist zu lesen: "Den bräsigen Chor von der verlorenen Heimat illustriert Chereau mit nackten Menschen, denen gerade etwas Schreckliches widerfahren sein muss. Der Adler, dessen Flug in die Freiheit der Chor am Ende begeistert besingt, ist hier nur ein Modell, das keinen Flügelschlag allein tut. Auf Freiheit ist kaum zu hoffen, es gilt stattdessen, auch im Lager ein Mensch zu bleiben."Weiterlesen

"Der fliegende Holländer" in Dortmund

04.10.2011 | Jens-Daniel Herzog gab am Theater Dortmund seinen Einstand mit Richard Wagners "Der fliegende Holländer". Das Publikum dankte ihm und Dortmunds Generalmusikdirektor Jac van Steen mit begeistertem Applaus. Herzog zeigt in seiner Inszenierung eine Welt, in der Brutalität und Geschäftssinn letztendlich über die Gefühle siegen. Liebe und Geld sind unvereinbar, das zeigt die tragische Geschichte des Mädchens Senta, das den Holländer mit ihrer Liebe von seinem Fluch befreien will und schließlich für ihn sogar in den Tod geht. "Regie und Bühne korrespondieren perfekt; die Personenführung ist detailreich, ohne überinszeniert zu wirken, vor allem in der Bewegung des hervorragend singenden Chors", ist in "Der Westen" zu lesen. Ein gelungener Auftakt für den neuen Dortmunder Intendanten.Weiterlesen

"Das schlaue Füchslein" an der Komischen Oper Berlin

04.10.2011 | Das "Schlaue Füchslein" von Leos Janácek ist Andreas Homokis letzte Inszenierung als Chefregisseur der Komischen Oper Berlin. Das Publikum feierte ihn am Schluss der Vorstellung und dankte mit lang anhaltendem Applaus. Der bereits 70-jährige Janácek komponierte die Oper, als er sich gerade neu in eine Jahrzehnte jüngere Frau verliebt hatte. Das mag bei der Entstehung des Werks eine Rolle gespielt haben. Homoki jedenfalls vermenschlicht das Füchslein, macht daraus eine lebenslustige junge Frau und stellt die Figur des Försters in den Mittelpunkt. "Es ist eine Geschichte voller Melancholie geworden, in der jeder Klamauk, jede Pittoreske und glücklicherweise auch jedes banale Tier-im-Menschen-und-umgekehrt-Klischee erstirbt", schreibt die Berliner Morgenpost. Die Chorleistung wird im Berliner Tagesspiegel gewürdigt: "Die Chorsolisten der Komischen spielen und singen mit viel Einsatz als Machomänner und Tiere und Schülerinnen." Ebenso auf nmz-online: "Der Chor der Komischen Oper, einstudiert von André Kellinghaus, macht den Verzicht auf das Ballett vergessen, singt und spielt, dass es eine Freude ist." Foto: Monika RittershausWeiterlesen

"L'Africaine" in Würzburg

29.09.2011 | Giacomo Meyerbeer war um die Mitte des 19. Jahrhunderts der erfolgreichste Opernkomponist weltweit. Inzwischen finden sich seine Werke - trotz verschiedener Renaissance-Versuche - nur noch selten in den Spielplänen deutscher Theater. In Würzburg hat man nun Gelegenheit, die Oper "L’Africaine" zu erleben. 1865, ein Jahr nach Meyerbeers Tod, wurde das Werk, dessen Libretto aus der Feder von Eugène Scribe stammt, uraufgeführt. Im Mittelpunkt des Geschehens stehen der Seefahrer Vasco da Gama, seine Entdeckerfahrten und die beiden Frauen, deren Liebe er gewinnt. Selica, die "Afrikanerin" entsagt schließlich ihrer Liebe zugunsten der anderen. Die "deutsche bühne" würdigt vor allem die Leistung des Musikalischen Leiters, Enrico Calesso: "Würzburgs jungem GMD gelingt mit einem ständigen Wechsel zwischen kammermusikalischer Melodienseligkeit und knallharter Eckpunkt-Dramatik der belebende, manchmal noch besser an seinen Händen als aus dem Graben erkennbare Klang, der alle auseinanderstrebende Kolportage energisch bündelt." Auf "opernnetz" wird der Chor besonders hervorgehoben: "Variabel agierend, im Stimmlichen "brausend": der voll engagierte Chor unter Leitung von Markus Popp mit perfektem kollektiven Klang!" Grandioser Beifall bestärkt das Team (Inszenierung: Gregor Horres) in seiner Entscheidung, Meyerbeer wiederzubeleben. Foto: Falk von TraubenbergWeiterlesen

"Orpheus in der Unterwelt" in Cottbus

27.09.2011 | Die Geschichte von Orpheus und Eurydike, die bei Jacques Offenbach nur in Details noch dem mythologischen Original folgt, gibt kreativen Regisseuren immer neu Gelegenheit, den ihr innewohnenden Esprit und Witz auf der Bühne zu entfalten. Martin Schüler ist dies offensichtlich gelungen. Orpheus, der eigentlich froh darüber ist, dass seine Gattin vom Chef der Unterwelt entführt wurde, wird durch die Person gewordene "Öffentliche Meinung" dazu gebracht, seiner Frau zu folgen und den Götterchef Jupiter persönlich um die Herausgabe zu bitten. Dabei muss er feststellen, dass auch in der Götterwelt hinter der Fassade nicht alles stimmt. "Sowohl Generalmusikdirektor Evan Christ als auch Intendant und Operndirektor Martin Schüler selbst lassen es sich nicht nehmen, der Eröffnungspremiere der neuen Spielzeit am Staatstheater Cottbus zu einem inhaltlich spritzigen, melodisch und rhythmisch mitreißenden Bühnenleben zu verhelfen", heißt es auf Niederlausitz aktuell. Ein Beitrag von rbb Kulturradio schwärmt von der gesamten musikalischen Leistung, insbesondere auch vom Chor: "Großes Lob an den Chor, der hier von Offenbach an das Äußerte dessen getrieben wird, was man als Chor leisten muss, auch schauspielerisch."Weiterlesen

"Die Lombarden" in Kiel

27.09.2011 | 1842 erlebte Verdi mit "Nabucco" seinen ersten großen Erfolg, "Die Lombarden" war das Werk, das auf den "Nabucco" folgte. Es ist eine Monumentaloper mit gewaltigen Chorszenen und breit angelegten Ensembles. In Deutschland wurde die Oper bisher nur kurz nach ihrer Uraufführung szenisch aufgeführt. Jetzt eröffnete sie die Spielzeit 2011/12 im Kieler Opernhaus. "Wuchtige Chöre, schwelgende Klangbögen, schmetternde Akkordfolgen, schmelzende Kantilenen, innige Gebete, dramatische Ausbrüche - alles ist in der Komposition schon angelegt. Und bei Leo Siberski in guten Händen", ist in den "Kieler Nachrichten" zu lesen. Und: "Dazu präsentiert er die von David Maiwald präzis einstudierten Opern- und Extrachöre in der erstaunlichen Wandlungsfähigkeit, die die Partitur von den Ensembles einfordert." Und auch die Schleswig-Holsteinische Landeszeitung attestiert: "Tragendes Element des Stückes ist der (von David Maiwald vorzüglich einstudierte) Chor." Das Publikum reagierte entsprechend mit viel Applaus. Foto:Olaf StruckWeiterlesen

"Krieg und Frieden" in Köln

22.09.2011 | Nach dem Roman von Lew Tolstoi schrieb Sergej Prokofjew, der 1936 nach jahrelangem Aufenthalt im Ausland in die Sowjetunion zurückgekehrt war, seine große Oper "Krieg und Frieden". Kurz nachdem er seine Arbeit begonnen hatte, begann 1941 für die Sowjetunion der zweite Weltkrieg. Für den Komponisten bedeutete dies nun die Betonung und Aufblähung der patriotischen Anteile des Opernplans durch große Chöre und heroische Massenszenen. Ursprünglich aber hatte er die intime Szene, in der der verwundete Andrej in Nataschas Armen stirbt, als Ausgangspunkt seiner Oper gesehen. In seiner Kölner Inszenierung versucht Regisseur Nicolas Brieger, die ursprünglichen Intentionen Prokofjews wieder freizulegen. Die patriotischen Aspekte werden zugunsten der privaten Konstellationen der Protagonisten, die in den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russen und Franzosen zerrieben werden, zurückgenommen. Die Oper wurde für die Kölner Inszenierung stark gekürzt. Publikum wie Presse reagierten begeistert. "Einhelliges Fazit: Ein großer Opernabend", ist auf koeln.de zu lesen. Der Kölner Stadt-Anzeiger urteilt: "Nahezu exzeptionell bis in die Nebenrollen hinein sind die Sängerleistungen" und lobt das Orchester: "Zu großer Form findet das Gürzenich-Orchester unter Michael Sanderling." Der Bonner Generalanzeiger schließlich hebt die Chor-Leistung hervor: "In diesen Kulissen bewegen sich die Menschenmassen, die Statisten, der (von Andrew Ollivant perfekt vorbereitete) Chor und die fast dreißig Solisten, die Brieger in seiner gekürzten Fassung noch immer benötigt." (Foto: Karl und Monika Forster)Weiterlesen

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