Premierenberichte

"Der fliegende Holländer" in Wuppertal

20.09.2011 | Die romantische Oper von Richard Wagner über den Holländer, den ein Fluch dazu verdammt, "für ew’ge Zeiten" auf dem Meer zu bleiben, und der nur alle sieben Jahre die Chance hat, durch die Liebe einer Frau errettet zu werden, hat an den Wuppertaler Bühnen überaus erfolgreich die neue Spielzeit eröffnet. Regisseur Jakob Peters-Messer hat nach seinen eigenen Worten nicht so sehr die "Psycho-Oper" im Kopf gehabt, sondern das Werk eher auf der Fantasy-Ebene angesiedelt. Bariton Kay Stiefermann singt die Titelpartie. Der Wuppertaler Publikumsliebling meistert die Rolle "grandios und kraftvoll", wie die WZ schreibt. Und zum Chor heißt es dort: "Großes leistet der Bühnenchor (Einstudierung: Jens Bingert), der das Steuermannslied schmettert, den Spinnerinnenchor leicht schnurren lässt, die Matrosen markig in Feierlaune gibt und als Geisterchor schaurig seufzt." Minutenlanger Beifall belohnte die Leistung aller Beteiligten, auch die des Orchesters unter der musikalischen Leitung von Hilary Griffiths. Das Foto (Uwe Stratmann) zeigt den Chor und den Extrachor der Wuppertaler Bühnen, in der Mitte Christian Sturm als Steuermann, rechts Michael Tews als Daland.Weiterlesen

"Don Giovanni" in Hamburg

20.09.2011 | Auf einen "Don Giovanni", inszeniert von der inzwischen Opern-erprobten Filmregisseurin Doris Dörrie und unter der musikalischen Leitung von Hamburgs Generalmusikdirektorin Simone Young durfte man in Hamburg gespannt sein. "Knapp vor durchgefallen" urteilt das Hamburger Abendblatt. Das Publikum zeigte sich - trotz zwischenzeitlichen Szenen-Applauses - nicht begeistert. Dabei hatte Dörrie durchaus gute Ideen. Die beste war vielleicht, Don Giovanni den Tod gleich zur Seite zu stellen: den Tod als Frau, die den Frauenhelden zu verführen versucht. Der Tänzer Tadashi Endo übernimmt diesen Part, als Skelett mit rosa Tüllhut und silbernem Abendkleid. "Von Personenführung war wenig zu bemerken", schreibt Verena Fischer-Zernin auf nmz-online. Und: "Von Mozartscher Ambivalenz war die Hamburger Aufführung weit entfernt." Schade! Das Foto (Bernd Uhlig) zeigt Maria Markina als Zerlina, Wilhelm Schwinghammer als Leporello, Wolfgang Koch als Don Giovanni und den Chor der Hamburgischen Staatsoper.Weiterlesen

"Fidelio" in Wiesbaden

13.09.2011 | "Wenn es so etwas wie eine deutsche Nationaloper gäbe, dann wäre es Beethovens einzige Oper ‚Fidelio‘, die Geschichte einer spektakulären Gefangenenbefreiung aus der Zeit der französischen Revolution." So zu lesen in der Vorankündigung des "Fidelio" am Hessischen Staatstheater in Wiesbaden. In der Tat hat die Oper, die die Vision einer gerechten Welt auf die Bühne bringt, als Parabel für die Anklage vieler Diktaturen, Regime und rechtloser Zustände gedient. Beethoven selbst sah sein Werk als "Rettungs- und Befreiungsoper". Der Komponist wollte hier seine Ideen von politischer Freiheit, von Gerechtigkeit und Brüderlichkeit manifestieren. Die Inszenierung des aus Graz stammenden Hans Hollmann findet in der Kritik der FAZ keinen Beifall. "Statisches Stehen an der Rampe ohne sinnfällige räumliche Beziehung oder gar ausdeutende Personenführung" wird ihr konstatiert. Gelobt wird dagegen das Orchester unter der musikalischen Leitung von Marc Piollet. Dieser zeige "ein untrügliches Gespür für die Anbahnung neuer Entwicklungen und hebt diese durch die Modellierung der auslösenden rhythmischen und melodischen Wendungen ins Bewusstsein", ist dort zu lesen. (Foto: Martin Kaufhold)Weiterlesen

"Die Krönung der Poppea" in Weimar

06.09.2011 | "Eine Welt, in der die Tugend keinen Platz mehr hat": Das ist der Hof des Kaisers Nero, Schauplatz von Claudio Monteverdis 1642 uraufgeführter Oper "Die Krönung der Poppea". Poppea sorgt für Unruhe, indem sie den König verführt und bildlich wie wörtlich "über Leichen geht". Ein eigens für diese Produktion zusammengestelltes Instrumentalensemble (Musikalische Leitung: Felix Bender) sorgte für einen gelungenen Spielplanauftakt am Deutschen Nationaltheater Weimar (DNT): ein weiteres Beispiel für den Wiedereinzug der Barockoper in die Spielpläne deutscher Theater. Die TLZ lobt die Inszenierung von Cordula Däuper als "eine sinnliche, muntere wie dezent hinterlistige Interpretation". Und bescheinigt dem DNT: "Mit seiner ersten Premiere der neuen Spielzeit gab das Deutsche Nationaltheater Weimar im dicht gefüllten e-Werk gleich einen Meisterschuss ab." Das Publikum reagierte entsprechend und spendete stürmischen Beifall. (Foto: Anke Neugebauer)Weiterlesen

"West Side Story" in Trier

01.09.2011 | Stehende Ovationen zum Schluss für eine "West Side Story" in ungewöhnlichem Ambiente: in Trier entschied man sich für die ehemaligen Bobinet-Halle in Trier West als Veranstaltungsort für eines der erfolgreichsten Musicals der Welt. Leonard Bernsteins tragische Adaption von "Romeo und Julia", die Verlagerung der Geschichte in das New York der 50er-Jahre, der heftig geführte Bandenkrieg zwischen den "Jets" und den "Sharks", das alles verlegte das Theater Trier auf die 50 x 25 m große Bühne der Bobinet-Halle. Das Theaterhaus bleibt aus Sanierungsgründen bis Mitte September geschlossen. Obwohl es die Mitwirkenden nun mit erschwerten Bedingungen zu tun hatten, hat Regisseur und Choreograf Sven Grützmacher hier offenbar aus der Not eine Tugend gemacht. Der begeisterte Applaus des Publikums am Ende belohnte die Anstrengungen der über 100 Mitwirkenden. Besonders gelobt wird in der Presse die choreografische Arbeit: "Choreografisch überzeugen vor allem die Mädchen der Sharks (Magali Schmid, Cecile Rouverot, Minja Anusic, Natalia Grützmacher, Cynthia Nay, Erin Kavanagh) - insbesondere angesichts des mit seinen Kanten und Schlaglöchern widrigen Bodens ist aber die Leistung des gesamten Tanzensembles von ausgesprochener Professionalität und Qualität geprägt." (Foto: Marco Piecuch)Weiterlesen

"Turandot" in Braunschweig

22.08.2011 | Die ersten Theater beenden in diesen Tagen ihre Ferien und präsentieren bereits Neuproduktionen. Das Braunschweiger Staatstheater zeigte - unter günstigsten Wetterbedingungen - eine Freiluftaufführung von Puccinis beliebter Oper "Turandot", die der Komponist selbst nicht mehr fertig stellen konnte und die erst zwei Jahre nach seinem Tod 1926 an der Mailänder Scala uraufgeführt wurde. Bühnenbild (Tom Musch) wie Inszenierung (Robert Lehmeier) suggerieren ein totalitäres System, in welchem die Prinzession Turandot den Bewerbern um ihre Hand drei Rätsel aufgibt und sie gnadenlos in den Tod schickt, wenn ihnen die Aufgabe nicht gelingt. Erst Prinz Calaf ist erfolgreich; sein Ziel ist es in der Braunschweiger Inszenierung nicht nur, die Prinzessin zu brechen, sondern auch, selbst als Diktator die Volksmassen zu beherrschen. Beides hat er am Ende erreicht: ein "Happy End" sieht anders aus. Begeisterter Applaus war der Lohn für eine schlüssige Inszenierung und gute musikalische Leistungen (Leitung: Alexander Joel). "Grandios" lautet die Bewertung der Titelsängerin Irina Rindzuner in der Braunschweiger Zeitung. Auch Calafs Leistung überzeugt: "Arthur Shen steigert das berühmte ‚Nessun dorma‘ mit großer Strahlkraft." Herausgehoben wird auch die Leistung der Chöre: "Prachtvoll dürfen sich die Chöre in den Parteitagshymnen entfalten." Das Foto von Karl-Bernd Karwasz zeigt Chor, Extrachor und Arthur Shen in der Rolle des Calaf - und das alles überragende Bild eines das Volk beherrschenden Diktators.Weiterlesen

"Der geduldige Sokrates" am Staatstheater am Gärtnerplatz in München

01.07.2011 | Die Barockoper hat in den vergangenen Jahren wieder Einzug ins Repertoire der deutschen Theater und Opernhäuser gefunden. Vieles gibt es da neu zu entdecken. Jetzt hat das Theater am Gärtnerplatz für die Münchner Erstaufführung der komischen Oper "Der geduldige Sokrates" von Georg Philipp Telemann gesorgt. Das Libretto geht auf ein Satire von Aristophanes zurück: Um für genügen Nachschub an Kriegern zu sorgen, muss sich der Philosoph Sokrates gleich mit zwei Ehefrauen herumschlagen: der bekannt-grantigen Xantippe und der nicht weniger zänkischen Amitta. Gleichzeitig hat Sokrates diverse andere Probleme am Hals: Liebesdinge zwischen jungen Mitgliedern der Aristokratie, faule Schüler und den trunksüchtigen Phito, den er in seine Schranken zu weisen hat. Die Oper war zu Telemanns Zeiten durchaus auch Kritik am subalternen Hofschranzentum und vor allem eine Infragestellung der mit bürgerlichen Idealen ausgepolsterten Gelehrtenidylle. Inszeniert hat Axel Köhler, der - sowohl als Sänger als auch als Regisseur - als Experte für die Barockoper gilt. Die musikalische Leitung übernahm der Chordirektor des Staatstheaters am Gärtnerplatz, Jörn Hinnerk Andresen, der sich ebenfalls in dieser Sparte schon hervorgetan hat. Das Foto (Hermann Posch) zeigt Thérèse Wincent als Amitta, Heike Susanne Daum als Xantippe und zwischen den beiden Stefan Sevenich als leidgeprüften Sokrates.Weiterlesen

"Musik Musik Musik" in Wuppertal

29.06.2011 | Ganz verschiedene Leute treffen sich in der Lobby eines Hotels: Die Diva und ihr Manager zerstreiten sich über die Frage nach dem angemessenen Auftrittsort. Ein durch Viehhandel reichgewordener Millionär und ein Rennfahrer hängen an der Bar ab. Ein Fußballspieler stößt dazu und eine rein weibliche Reisetruppe sorgt für Aufregung. Außerdem trifft sich ein Zwillingspaar wieder und stiftet ganz schön Verwirrung. Und die Hotelpagen wissen nicht mehr wohin mit all den Koffern... Es entstehen Begegnungen, kleine Geschichten, stille Momente in diesem integrativen Theaterprojekt der Wuppertaler Bühnen, das am 29. Juni im Kleinen Schauspielhaus Premiere hatte und das behinderte und nichtbehinderte Menschen gemeinsam auf die Bühne bringt. Aus den Lieblingsliedern der Teilnehmer ist ein Theaterabend entstanden, voll von komischen, traurigen und absurden Szenen. Und über allem liegt ein Hauch von Musik. Regie führt Markus Höller. Das Foto (Pillboxs) zeigt Wolf Dietrich.Weiterlesen

"Dialog der Karmelitinnen" an der Komischen Oper Berlin

29.06.2011 | Calixto Bieito kam für die Inszenierung von Francis Poulencs "Gespräche der Karmelitinnen" bereits zum vierten Mal als Regisseur an die Komische Oper Berlin. Die Oper handelt von einer Gruppe von Frauen, die eher in den Tod gehen als das eigene Glaubens¬bekenntnis zu verraten. Selbst der zentralen Figur der Oper, der jungen Blanche de La Force, gelingt es, ihre immerwährenden Ängste zu überwinden. Freiwillig folgt sie ihren verurteilten Ordensschwestern auf das Schafott. Sie bekennt sich damit zu ihrem Glauben und schafft es vielleicht erst auf diese Weise, zu sich selbst zu finden. Der Handlung liegt ein reales Geschehen aus dem Jahr 1794 zugrunde, von dem Francis Poulenc so beeindruckt war, dass er wie besessen an seiner Oper schrieb. Für Regisseur Calixto Bieito und sein Team thematisiert Poulencs Werk die existentiellste Emotion jedes Menschen: die Todesangst sowie ihre Kehrseite, die Angst vor dem Leben. "Calixto Bieito nimmt sich der Frauen mit einem tiefen Verständnis an", hieß es in einem Kommentar von Deutschland Radio Kultur. Und auch die musikalische Leitung der letzten Neu-pro¬duk¬tion dieser Spielzeit, die in den Händen von Stefan Blunier liegt, findet Lob: "Stefan Blunier, der Bonner Generalmusikdirektor, findet mit dem zum Saisonende blendend disponierten Orchester der Komischen Oper Berlin einen soghaften Zugriff auf Poulencs Partitur." Einstimmiger Beifall am Schluss für alle Beteiligten! Foto: Monika RittershausWeiterlesen

"Kylián / Duato / Montero" in Nürnberg

26.06.2011 | Für die dritte Produktion der Spielzeit hat Nürnbergs Ballettchef Goyo Montero zwei der wichtigsten zeitgenössischen Choreographen - Jiri Kylián und Nacho Duato - gewonnen, um mit ihnen zusammen einen dreiteiligen Ballettabend herauszubringen. Zu Musik von Wolfgang Amadeus Mozart, Claude Debussy, Richard Wagner zeigten die drei jeweils eine Choreographie für den Nürnberger Ballettabend: Jiri Kyliáns Beitrag: "Sechs Tänze" von 1984 auf Mozarts "Deutsche Tänze", die dank ihres unterhaltsamen Charakters besonders beliebt sind. Der Spanier Nacho Duato zeigte "Duende" (die Uraufführung datiert von 1991) nach Musik von Claude Debussy. Der spanische Ausdruck "Duende" steht dabei im wörtlichen Sinne für "Gespenst" oder "Kobold" - und meint im übertragenden Sinne die Energie, den Charme und die Magie, die einer Form, einem Ausdruck oder einem Klang innewohnen. Goyo Monteros Uraufführung schließlich heißt "Im Treibhaus" nach einem Titel der "Wesendonck-Lieder" von Richard Wagner und ist auch von weiteren Werken des Bayreuther Meisters inspiriert. "Grandioses Finale, jubelnder Beifall für den dreiteiligen Ballettabend am Samstag im Nürnberger Opernhaus, bei dem sich das junge Ensemble mit begeisterndem Elan und staunenswerter Könnerschaft präsentierte", heißt es in der Süddeutschen Zeitung. Auch die weiteren Kritiken lassen es nicht an Lob fehlen und berichten über die Beifallsstürme am Schluss, die den Choreographen ebenso wie dem Ensemble des Nürnberger Staatstheaters galten. Das Foto zeigt das Ensemble mit "Duende" von Nacho Duato (Foto: Jesús Valinas).Weiterlesen

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