Premierenberichte

"Orfeo / Euridice" in Essen

11.10.2020 | Regisseur Paul-Georg Dittrich versteht Christoph Willibald Glucks „Orfeo“ am Aalto Theater als einen inneren Monolog der Titelfigur, eine Reise ins eigene Selbst, wo er verschiedenen Ich-Schichten – in der Person von Euridice und Amor – begegnet. Dittrich stellt die Frage: Was ist eigentlich die Unterwelt? „Am Ende der Reise trifft er auf den anderen Teil, Euridice, eine andere Ich-Schicht von Orfeo“, erklärt Dittrich: „ein Teil, der urplötzlich sagt: Die Hölle ist gar keine Hölle, sondern es ist das Elysium, ein Paradies“. Der Regisseur und sein Team haben sich intensiv mit dem Locked-In-...Weiterlesen

"La voix humaine" in Dessau

08.10.2020 | Eine Frau allein auf der Bühne, eine Stunde lang. Die Sängerin Ania Vegry, neu am Anhaltischen Theater Dessau-Roßlau, verkörpert eine Verlassene, allein mit ihrem Telefon: die einzige Verbindung nach draußen. Wie aktuell in einer Zeit, in der Menschen zu Hause bleiben, oft einsam, und nur noch mittelbar mit anderen kommunizieren. „Die perfekte Oper für unsere Situation!“, erklärt die Sopranistin. Francis Poulenc komponierte diese seine letzte Oper zu einem Text von Jean Cocteau. „Eine ergreifende Oper über äußere und innere Distanz, deren Aktualität sich nicht an den technischen Mitteln...Weiterlesen

"Carmen" am Theater Krefeld-Mönchengladbach

05.10.2020 | „Das ist eine Arbeit, die aus Liebe stattfindet“ erklärt Kobie van Rensburg, der am Theater Krefeld-Mönchengladbach Videoinstallationen zur konzertanten Aufführung von „Carmen“ gestaltet hat. Und: „Meine Aufgabe ist es, einen Raum zu schaffen, in dem diese konzertante Aufführung anders wirken könnte als eine normale konzertante Aufführung.“ Natürlich: corona-bedingt. Aber auch hier gelingt es, aus der Not die Tugend zu machen. „Die Einschränkungen im künstlerischen Leben haben eine sehr besondere Kreativität freigesetzt, die den Opernabend zu einem sehr beeindruckenden Erlebnis macht“,...Weiterlesen

"Die Gärtnerin aus Liebe" in Kiel

30.09.2020 | Mit seiner Jugendoper machte sich Wolfgang Amadeus Mozart bereits einen Namen auch als Musiktheaterkomponist. Die Handlung ist verworren: Wer liebt hier eigentlich wen? Wer begehrt wen um der (vermeintlichen) Stellung willen? Und was hat es mit der Mordverdächtigung auf sich, der sich der Graf Belfiore stellen muss – begangen ausgerechnet an seiner früheren Geliebten (die sich dann allerdings als Sandrina, die „Gärtnerin aus Liebe“, herausstellt)? In einer „coronatauglichen Kurzfassung“, so das Theater Kiel, hat man sich entschlossen, die Fäden dieser komplizierten Liebesbeziehungen durch...Weiterlesen

"Don Pasquale" in Oldenburg

28.09.2020 | Es bleibt nicht aus, dass Berichterstattungen über Musiktheaterpremieren derzeit die Begriffe „Hygiene“ und „Abstand“ stets mit berücksichtigen. In Oldenburg hatte man Mozarts Singspiel „Zaide“ unter Beachtung aller Abstandsregelungen gespielt. Bei „Don Pasquale“ wird anders vorgegangen: Zwar ist das Orchester kammermusikalisch besetzt und spielt zwischen Stellwänden aus Fensterfolie, aber auf der Bühne agieren die Personen ohne Mindestabstand. Dafür haben sich alle Beteiligten freiwillig zur Teilnahme an einem Pilotprojekt bereiterklärt und sich unter strengsten Hygienemaßnahmen selbst eine...Weiterlesen

"Die Räuber" in Hildesheim

23.09.2020 | „Auch das noch“, möchte man sagen: Zu allen coronabedingten aktuellen Schwierigkeiten nun auch noch ein Wasserschaden, der das Theater für Niedersachsen erst einmal wieder seine Tore schließen lassen muss. Zuvor aber erlebten „Die Räuber“ noch ihre Premiere. Das so gut wie unbekannte Werk des Verdi-Zeitgenossen Saverio Mercadante wurde ausgegraben und von Manuel Schmitt inszeniert. „Das Stück ist noch wie ein unbeschriebenes Blatt Papier und man kann neu ansetzen… Diese Reise gemeinsam mit allen Beteiligten zu machen, finde ich aufregend“, erklärt der Regisseur im Interview. Und: „Wir...Weiterlesen

"Frau Luna" in Gelsenkirchen

22.09.2020 | Vom kleinen ins große Haus wird Paul Linckes „Frau Luna“ am Musiktheater im Revier transportiert – um Musiktheater auch in Corona-Zeiten möglich zu machen. An aktuellen Anspielungen mangelt es dieser Inszenierung von Thomas Weber-Schallauer nicht: Auf dem Mond angekommen, werden die drei Freunde Fritz Steppke, Lämmermeier und Pannecke samt Vermieterin Frau Pusebach – als Asylsuchende – angehalten, biologische Mülltrennung zu beachten und – wie sollte es anders sein – den Mindestabstand zu halten. Allerdings ist der Virus, um den es hier geht, ein Computervirus. Überhaupt ist die Reise zum...Weiterlesen

"Il Trovatore" in Saarbrücken

17.09.2020 | Erstaunlich ist es schon, wie schnell sich Regisseure und Choreografen künstlerisch den Abstandsregeln nicht nur anpassen, sondern inszenatorische Ideen daraus entwickeln. In Saarbrücken singen alle Solisten in ihrer eigenen Kammer, nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu sehen oder gar nahe zu kommen. „Es ist ein bisschen wie in einer Zoom-Konferenz“, beschreibt es Pauliina Linnosaari, die Sängerin der Leonora, im SWR-Interview. Aber der Abstand ist Programm in Tomo Sugaos Inszenierung. Der Chor sitzt separat im Chorsaal, in gebührendem Abstand, wird per Monitor dirigiert und auf die Bühne...Weiterlesen

"Der Barbier von Sevilla" in Wiesbaden

15.09.2020 | „Endlich wieder Oper“ – und „Aus der Not eine Tugend machen“: Beide Überschriften würden zum „Barbier“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden passen. Vor nur 200 Zuschauern wurde gespielt und musiziert. Tilo Nest, als Opernregisseur ein Neuling, geht mit den Hygieneregeln offensiv um, nutzt den gesamten Bühnenraum, karge Kulissen und Requisiten. Alle, auch Orchester und Chor, halten sich an vorgegebene Abstände, was dem Erfolg des Abends keinen Abbruch tut. Wir wünschen uns keine „Normalisierung“ dieser künstlerischen Einschränkungen – aber der Wiesbadener „Barbier“ konnte trotz dieser...Weiterlesen

"Molto agitato" in Hamburg

11.09.2020 | Alle Theater planen im Moment ein Programm in Reaktion auf Corona. Eine große Choroper wie „Boris Godunow“, als Eröffnungspremiere der Hamburgischen Staatsoper geplant, passt nicht in ein solches Programm. Das Hamburger Leitungsteam reagierte und stellt nun ein ganz neues Musiktheater auf die Bühne, bestehend aus Werken so verschiedener Komponisten wie Kurt Weill, György Ligeti, Johannes Brahms und Georg Friedrich Händel. 4 Sängerinnen und Sänger sowie eine Schauspielerin sind in diesen Musikwerken präsent, werden teilweise live gefilmt und – versetzt –auf Leinwände projiziert: vielleicht ein...Weiterlesen

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