„Endlich wieder Oper“ – und „Aus der Not eine Tugend machen“: Beide Überschriften würden zum „Barbier“ am Hessischen Staatstheater Wiesbaden passen. Vor nur 200 Zuschauern wurde gespielt und musiziert. Tilo Nest, als Opernregisseur ein Neuling, geht mit den Hygieneregeln offensiv um, nutzt den gesamten Bühnenraum, karge Kulissen und Requisiten. Alle, auch Orchester und Chor, halten sich an vorgegebene Abstände, was dem Erfolg des Abends keinen Abbruch tut. Wir wünschen uns keine „Normalisierung“ dieser künstlerischen Einschränkungen – aber der Wiesbadener „Barbier“ konnte trotz dieser Einschränkungen punkten. Rossinis Oper sei „Komödie, musikalisches Funkensprühen – und ein Vorgeschmack auf die gesellschaftskritischen Töne, die Mozart im zweiten Teil, ‚Die Hochzeit des Figaro‘,“ lauter werden lasse, schreibt das Theater. In der coronabedingten kleineren Besetzung klinge alles „viel klarer, wie frisch gereinigt: eine fast solistische, zumindest kammermusikalische Qualität herrschte vor“, so die Frankfurter Rundschau. Das Fazit dort: „Ein Abend ansteckender Munterkeit und sicher einer der ersten, an denen die neue Gattung der Opera corona gefeiert wurde.“ Das Foto (Karl und Monika Forster) zeigt Thomas de Vries als Bartolo und Michelle Ryan als Berta.