Erstaunlich ist es schon, wie schnell sich Regisseure und Choreografen künstlerisch den Abstandsregeln nicht nur anpassen, sondern inszenatorische Ideen daraus entwickeln. In Saarbrücken singen alle Solisten in ihrer eigenen Kammer, nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu sehen oder gar nahe zu kommen. „Es ist ein bisschen wie in einer Zoom-Konferenz“, beschreibt es Pauliina Linnosaari, die Sängerin der Leonora, im SWR-Interview. Aber der Abstand ist Programm in Tomo Sugaos Inszenierung. Der Chor sitzt separat im Chorsaal, in gebührendem Abstand, wird per Monitor dirigiert und auf die Bühne übertragen. Die Saarbrücker Zeitung berichtet von einem „wunderbar agilen Verdi-Orchesterklang, strahlenden Sängern und einer Inszenierung, die Abstand zum Stilmittel adelt“. Zur filigranen Kammeroper wird Verdis „Troubadour“ ganz automatisch, wenn nur 18 Orchestermusiker im Graben sitzen. „Alles ein bisschen schlanker, manchmal auch nüchterner, nicht immer ganz rund, aber ein Anfang für einen wirklich neuen Umgang mit einer Verdi-Oper“, so berichtet es die Rezensentin des SWR. Foto: Martin Kaufhold