Premierenberichte

"Elektra" in Regensburg

14.02.2012 | Die tragische Geschichte von der Rache der Tochter Elektra an ihrer Mutter Klytämnestra nimmt auch in Regensburg kein gutes Ende, das Inszenierungs-Abenteuer allerdings schon. "Die Geschichte der Tochter Agamemnons, die den Mord an ihrem Vater rächen will, inszenieren Regisseur Kay Metzger und Dirigent Tetsuro Ban in Regensburg musikalisch wie szenisch hochspannend und schlüssig mit einer erstklassigen Besetzung", lautet das Fazit auf Deutschlandradio Kultur. Wieder einmal hat das Stadttheater Regensburg bewiesen, dass auch kleinere Häuser große Aufgaben in künstlerisch hochwertiger Manier bewältigen können. Das Bühnenbild, (fast) schwarz-weiß gehalten, erweckt den Eindruck eines Films aus den 30er- oder 40er-Jahren. Die Mutter Klytämnestra im roten Kleid sticht daraus hervor. Insgesamt bietet der Abend eine musikalisch durchgehend überzeugende Leistung mit einer herausragenden Sabine Hogrefe in der Titelrolle. Besonderes Lob aber gilt dem Orchester: "Heimlicher Protagonist des Abends ist freilich das Philharmonische Orchester: GMD Tetsuro Ban steuert das fabelhaft aufgelegte Kollektiv mit rhythmischer Präzision und detailgenauer Ruhe durch die Strauss’schen Klangeruptionen", schreibt der Donaukurier. Das Publikum reagierte - zur Recht - begeistert. Das Foto (Zitzlsberger) zeigt Sabine Hogrefe als Elekra und Manuela Bress als Klytämnestra.Weiterlesen

"Romeo und Julia" beim Staatsballett Berlin

12.02.2012 | Umbesetzung der beiden Titelrollen quasi in letzter Sekunde: Kann das gut gehen? Es kann - ganz offensichtlich beim Staatsballett Berlin, wo ursprünglich die beiden Russen Nadja Saidakova und Mikhail Kaniskin die Julia und den Romeo in der berühmten Choreografie von John Cranko von 1962 tanzen sollten. Aber die Erste Solistin verletzte sich, so dass sie die Premiere nicht tanzen konnte. Und die "Einspringer" Iana Salenko und Marian Walter durften zeigen, was sie können. Die tragische Geschichte der Sprösslinge zweier verfeindeter Veroneser Familien, die ihre Liebe nicht leben dürfen und deshalb gemeinsam in den Tod gehen, ist beim Staatsballett zum umjubelten Erfolg geworden. Als "Großereignis des Tanzes" bezeichnet die Berliner Morgenpost den Abend und schreibt über die beiden Solisten: "Sie machten ihre Sache grandios." Auch die Ballettgruppe findet Lob: "Die Compagnie tanz exzellent." Und die Berliner Zeitung schreibt: "So echt ist Romeso Liebe selten." Ihr Fazit: "Muss man sehen!" Das Foto (Bettina Stöß) zeigt die beiden Titeldarsteller Iana Salenko und Marian Walter.Weiterlesen

"Das Rheingold" an der Bayerischen Staatsoper

09.02.2012 | Mit großer Spannung war dieser Premierenabend erwartet worden: Zum ersten Mal seit zehn Jahren wird an der Bayerischen Staatsoper wieder der "Ring des Nibelungen" gegeben. Die Inszenierung von Andreas Kriegenburg musste hohen Erwartungen standhalten - ebenso wie die musikalische Gestaltung unter Noch-GMD Kent Nagano. Der Einstieg ist offensichtlich gelungen: Einhelliger Beifall für das Musiker-Team, viel Beifall und nur wenige Buh-Rufe (ohne geht es wohl nicht…) für den Regisseur. "Kriegenburg schafft gewaltige Bilder, mit reduzierten Mitteln, mit Hilfe von Farben und Körpern… Es sind Szenen, wie man sie von Spencer Tunick kennt: bizarr, gewaltig, faszinierend", heißt es im Online-Bereich der SZ. Die FAZ erkennt eine "solide Inszenierung", die allerdings "zu sehr an alten Mustern" hänge. Über das musikalische Ergebnis urteilt die FAZ: "Alles klingt klar, sauber ausgehört, rational durchdacht, und die sehr profilierten Instrumentalgruppen des Bayerischen Staatsorchesters setzen dieses Konzept klangschön um." Nmz online urteilt: "Mit der Inszenierung des Rheingold haben Andreas Kriegenburg und Kent Nagano am Pult ein künstlerisch überzeugendes Ergebnis vorgelegt." Und: "Große Momente gelingen dem Bayerischen Staatsorchester und seinem Chef in den großen musikalischen Bögen der Oper." Auf die Fortführung im März mit der "Walküre" darf man gespannt sein. Foto: Wilfried HöslWeiterlesen

"Lulu" in Dresden

07.02.2012 | "Großer Zirkus" an der Semperoper: Regisseur Stefan Herheim steckt die Personen der "Lulu" wie Tiere in einen Käfig. Vamp, femme fatale, Männervernichterin: All dies sind Attribute, die Lulu zugeschrieben werden. Und doch: Ist die Figur nicht "die perfekte Projektionsfläche aller, die an der eigenen Doppelmoral und Ohnmacht zugrunde gehen?" So gefragt im Programmtext der Semperoper, wobei sicher in erster Linie der männliche Teil der Menschheit gemeint ist. Die Oper Alban Bergs basiert auf zwei Werken Frank Wedekinds: "Der Erdgeist" und "Die Büchse der Pandora". Friedrich Cerha, dem diesjährigen Siemens Musikpreisträger, verdanken wir die Vollendung des nach dem Tode Bergs nicht zu Ende komponierten Werks. In Dresden kam nun eine neue, verdichtete Ausgabe des dritten Aktes von Eberhard Kloke auf die Bühne. "Eine Vielzahl an Szenen des vierstündigen Abends ist packend gelungen", ist auf nmz online zu lesen. Vor allem aber gilt das Lob dem musikalischen Part des Abends. Der junge Cornelius Meister gab sein Debut am Pult des Sächsischen Staatsorchesters. "Unter der musikalischen Leitung von Cornelius Meister entfaltete die Staatskapelle einen prächtigen Klangzauber und war ein vorzügliches Sängerensemble zu erleben." (nmz online). Und dnn online schreibt: "Ein grandioser Einstand1." Das Fazit: "’Lulu’ in Dresden ist ein besonderes Ereignis in der Semperoper." Viel Beifall gab es auch vom Publikum im voll besetzten Haus. Das Foto (Matthias Creutziger) zeigt Mitglieder des Ensembles sowie Markus Marquardt als Dr. Schön) und Gisela Stille als Lulu.Weiterlesen

"Lady Magnesia" in Erfurt

07.02.2012 | Der Komponist Mieczslaw Weinberg, zuletzt sensationell wiederentdeckt mit seiner Oper "Die Passagierin" in Bregenz, erlebte nun eine weitere Wieder-, besser Neu-Entdeckung am Theater Erfurt. Die Thüringer Landeszeitung spricht von einem "zu Recht vergessenen Einakter", spart aber dennoch nicht an Lob für die Inszenierung von Barbara Schöne. Eine "gelungene Uraufführung" attestiert sie den Mitwirkenden: "Wie gewohnt umsichtig und präzise rührte Kapellmeister Samuel Bächli Weinbergs kurzweiligen Opernquark und würzte ihn mit sphärischen Chören à la Ligeti aus dem Off." Die skurrile Eifersuchtsgeschichte rankt sich um Lady Magnesia, ihren Ehemann Sir George Fitztollemache und dessen Nebenbuher Adolphus. Fröhlich geht es hin und her zwischen Vergiftungs- und Rettungsversuchen und endet so absurd wie es begonnen hat. Das Publikum reagierte ebenfalls mit Wohlwollen: Weinbergs "makabrer Witz überzeugte das Premierenpublikum, die szenische Uraufführung erntete Applaus", berichtet FOKUS online. Das Foto (Lutz Edelhoff) zeigt Stéphanie Müther als Phyllis, Marisca Mulder als Lady Magnesia) und Marwan Shamiyeh als Sir George Fitztollemache.Weiterlesen

"Freischütz" an der Komischen Oper Berlin

04.02.2012 | "Der ganze Freischütz ist vortrefflich": Dies war das Urteil des Zeitgenossen Heinrich Heine über Carl Maria von Webers Oper. Die düstere Oper hat nun an der Komischen Oper Berlin das "enfant terrible" der Regisseurszunft, Calixto Bieito inszeniert. Laut eigener Aussage ist der Spanier mit dieser Musik aufgewachsen, weil sein Vater, ein Arbeiter, die Oper liebte und oft hörte. Oft kontrovers beurteilt, regen seine Regiearbeiten immer zu Diskussionen an. In Berlin hat er den Wald in den Mittelpunkt des Geschehens gestellt. "Bieitos Inszenierung wird sich auf einer Höhe mit dem poetischsten und vielschichtigsten Libretto der Operngeschichte bewegen", war in der Berliner Morgenpost vorab zu lesen. Von "Sex- und Gewalt-Stuss" allerdings schreibt die FAZ. Die SZ wiederum urteilt: "Das Ende ist konsequent-brachial dem Regietheaterberserkertum geschuldet." Offenbar weiß Bieito nach wie vor, Publikum und Presse zu spalten. Am Schluss musste er einige Buh-Rufe hinnehmen. Musikalisch ist der "Freischütz" allerdings durchaus gelungen. "Dirigent Patrick Lange allerdings und das Orchester leisteten Beachtliches." (FAZ). Und die Berliner Morgenpost findet: "Der gelächtertrunkene Chor singt hervorragend." Foto: Wolfgang SilveriWeiterlesen

"Götterdämmerung" in Frankfurt

03.02.2012 | Vera Nemirova hat in Frankfurt die Wagnersche Tetralogie mit der "Götterdämmerung" vollendet. Das Besondere an ihrer Inszenierung: Vom "Rheingold" bis zum letzten Teil verwendet sie ein durchgehendes Bühnenbild: eine schräge Scheibe, offen genug für den gesamten Zyklus. Und: Es sind alles Menschen, die hier agieren, keine Götter. Der offene Schluss bringt alle Figuren des "Rings" noch einmal auf die Bühne und scheint das Publikum aufzufordern, das Werk weiter oder neu zu spielen. Kein Buh-Ruf am Ende, stattdessen viel Applaus. In der Presse wurde die Frankfurter "Götterdämmerung" begeister gefeiert. Im Hessischen Rundfunk war von "berückenden, gut gedeuteten Bildern" die Rede, von einem "großartigen Chor", insbesondere in der Chorszene der Gibichungen, und von einer "auf hohem und höchstem Niveau eine maßstabsetzenden Aufführung", an der sich auch die Bayreuther Inszenierung im Wagner-Jubiläumsjahr 2013 zu messen habe. Und die Frankfurter Rundschau schreibt: "Ein Ring, der sängerisch seinesgleichen sucht". Foto: Monika RittershausWeiterlesen

"Castor und Pollux" in Düsseldorf

01.02.2012 | Das ist neu: Der Düsseldorfer Ballettchef Martin Schläpfer wagt sich an das Sujet Oper. An seinem Haus inszenierte er Jean-Philippe Rameaus Oper "Castor und Pollux" - mit zahlreichen Balletteinlagen. Die Premiere bildete den Abschluss einer Rameau-Reihe an der Deutschen Oper am Rhein. Castor und Pollux sind Zwillinge und stammen doch von unterschiedlichen Vätern ab: was den einen zum normalen Sterblichen, den anderen -als Sohn Jupiters - zum Halbgott macht. Das ändert nichts an der unverbrüchlichen Bruderliebe, der auch die Liebe zu ein und derselben Frau und sogar der Tod keinen Abbruch tut. Am Ende eines dramatischen Geschehens wird ihre Stärke belohnt, beide finden - als Sterne am Himmel - bis heute ihren Platz in der Unsterblichkeit. "Schläpfer ist nicht über Nacht zum Opernregisseur geworden, der singende Menschen und ihre Emotionen bewegt", urteilt die Rheinische Post. Über die musikalische Leistung gibt es allerdings mehrheitlich positive Resonanz. "Der Opernchor und das Spezialensemble für historische Aufführungspraxis, die Neue Düsseldorfer Hofmusik, bieten dem Schmerz immer wieder weiten Raum", war im Deutschlandfunk zu hören. Und die Westdeutsche Zeitung schreibt: "Musikalischer Glanz, rhythmische Kraft und feine Soli kommen aus dem Orchestergraben, wo GMD Axel Kober die Neue Düsseldorfer Hofmusik leitet." Foto: Gert WeigeltWeiterlesen

"La Bohème" in Trier

31.01.2012 | "Wir versuchen, nicht, in die klassischen Puccini-Klischees hineinzufallen. In meinen Augen zum Beispiel eine falsche Betroffenheit…" Dies war die Auskunft von Regisseur Benedikt Borrmann vor der Premiere der "La Bohème" in Trier. Er sollte recht behalten. Weder stilisiertes Künstler-Ambiente noch verkitschtes "Idyll der Armen" brachte Borrmann auf die Bühne. Und präsentierte damit eine Inszenierung, die - obwohl in der Originalzeit spielend - doch als modern zu bezeichnen ist. Die Geschichte um die erfolglosen Künstler im Paris der Jahrhundertwende und um die Liebe zwischen der todkranken Mimi und ihrem Nachbarn Rodolfo zeigt hier tatsächlich das Elend, das Armut und Krankheit mit sich bringen. "Eine handwerklich blitzsauber gearbeitete Oper, eine sehens- und hörenswerte Besetzung: Puccinis ‚La Bohème‘ im Trierer Theater ist eine rundherum gelungene Produktion", schreibt der Trierische Volksfreund und unterstreicht die herausragende Qualität des Chores: "Opernchor, Extrachor und der Kinderchor des Konzertchors meistern vorzüglich den Spagat zwischen präzisen gesanglichen Einsätzen und den hohen Anforderungen der Bewegungsregie." Foto: Marco PiecuchWeiterlesen

"Tancredi" an der Deutschen Oper Berlin

26.01.2012 | 21 Jahre jung war Gioachino Rossini, als er seine erste große "opera seria" vollendete, die tragische Liebesgeschichte nach einer Vorlage von Voltaire. Es geht um die junge Amenaide, deren geheimer Liebesbrief an Tancredi, den Mann ihrer Träume, in falsche Hände gerät. Die Folge sind Missverständnisse und Vertrauensverlust, am Ende steht der Tod des Geliebten ebenso wie der des Zwangsverlobten Orbazzano. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts gehörte "Tancredi" zu den populärsten Opern Rossinis. Dann geriet sie in Vergessenheit und kam erst in den 1970er-Jahren langsam wieder ans (Bühnen-)licht. Nun wurde sie an der Deutschen Oper Berlin gespielt. Kritische Worte gab es in der Presse für die Inszenierung von Pier Luigi Pizzi. Die "Berliner Morgenpost" hat - bei aller Kritik gegenüber Inszenierung und Ausstattung - lobende Worte für allem für den Dirigenten Alberto Zedda: "Keiner hätte wie er diesen Rossini aufführen können: so delikat, verständnisvoll, voller Einsicht und Liebe." Und: "Man erlebte eine jugendfrisch gebliebene alte Oper, jugendfrisch dirigiert." Auch im rbb wird der musikalische Leiter gewürdigt, darüber hinaus steht der Chor der Deutschen Oper im Fokus. Dort heißt es: "Interessant, dass der Spielplan der Deutschen Oper inzwischen teilweise um den Chor herum gebaut wird. Das lohnt sich. Die syrakusischen Mannen unter William Spaulding geben eine kultiviert aufbegehrende Volksmenge." Und auch auf nmz online wird (neben Kritik an der "Nicht-Inszenierung") die musikalische Leistung gewürdigt: "Musikalisch leisten das Orchester und der von William Spaulding einstudierte Herrenchor der Deutschen Oper Berlin unter Altmeister Alberto Zedda Beachtliches." Das Publikum wusste das zu würdigen und applaudierte herzlich. Foto: Bettina StößWeiterlesen

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