Premierenberichte

"Lohengrin" in Wiesbaden

02.05.2012 | Marc Piollet verabschiedete sich mit Wagners "Lohengrin" in seiner Eigenschaft als GMD von der hessischen Landeshauptstadt. Kirsten Harms wiederum, die Ex-Intendantin der Deutschen Oper Berlin, schaffte es in Wiesbaden wieder einmal, die Meinungen zu polarisieren. "Es ist ihre beste Inszenierung seit langem", schreibt "Die deutsche Bühne", "eine teilweise regelrecht dilettantische Personenführung" attestiert ihr wiederum der "Wiesbadener Kurier". Das Publikum sah es ähnlich: Beifallsbekundungen wie Buh-Rufe gab es zum Abschluss der Premiere. Die Herren des Hofstaates von König Heinrich I. werden in Frack und Zylinder dargestellt, die Frauengestalten Elsa und Ortrud, deren Gegensätze im Schwarz-Weiß-Kontrast deutlich werden, zeigen aber doch auch Gemeinsamkeiten in ihrer tiefen Feindschaft. Von einer "einer ausgezeichneten Orchesterleistung mit einem herausragend musizierten Vorspiel" schreibt der "Wiesbadener Kurier". "Die deutsche Bühne" meint, dass "GMD Marc Piollet mit dem brillant spielenden Orchester eine wunderbar facettenreiche Interpretation gelingt". Und weiter: "Und der von Anton Tremmel einstudierte Chor schließlich, dem Kirsten Harms mit ihren frontalen Aufmärschen das Sängerleben versüßt, ist mit präziser Durchschlagskraft am Werk." Foto: Lena ObstWeiterlesen

"Lucia di Lammermoor" in Cottbus

30.04.2012 | Als "semiszenische Aufführung" hatte das Staatstheater Cottbus die "Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti angekündigt. Der Rezensent vom rbb meint dazu: "Im Zentrum des Abends stand ganz Donizettis unverstümmelte Musik. Die entschuldigend klingende Bezeichnung "semiszenische Aufführung" wäre gar nicht nötig gewesen." Die Oper, deren Libretto nach dem Roman von Sir Walter Scott entstand, erzählt eine düstere Liebesgeschichte, deren Protagonisten aufgrund von Intrigen und Habgier der sie umgebenden Menschen erst im Tod zueinander finden. Lucias Bruder Enrico weiß eine Heirat der Schwester mit dem geliebten Edgardo zu verhindern, löst damit Mord und Selbstmord aus und ist am Ende selbst ein Verlierer. "Enrico hat alles verloren. Der Chor, die Solisten, die Musiker und auch der Regisseur Hauke Tesch hatten indes alles gewonnen", schreibt die Lausitzer Rundschau. "Die Chorherren entfalteten in den Soldatenszenen eine martialische Klanggewalt; gemeinsam mit den Frauenstimmen tönten ‚Ritter und Edeldamen‘ homogen, intensiv und genau", heißt es dort weiter. Der Chor "sprudelte (…) auch diesmal vor Spielfreude." Belohnt wurde die Premiere von lang anhaltendem Applaus mit standing overations. Das Foto (Michael Helbig) zeigt James Elliott als Lord Arturo Bucklaw und Mitglieder des Staatsopernchores Cottbus.Weiterlesen

"A sort of" in Nürnberg

26.04.2012 | Nürnbergs Ballettchef Goyo Montero hat erneut einen Ballettabend geplant, der über die regionalen Grenzen hinaus für Aufmerksamkeit und Begeisterung sorgt. Gleich zwei renommierte schwedische Choreografen hat er in die fränkische Metropole eingeladen: Mats Ek und Johan Inger. Ek zeigt eine Choreografie zu Musik des polnischen Komponisten Henryk Mikolaj Górecki. Das Stück beinhaltet Episoden von menschlichen Beziehungen, Annäherungsversuche, ein Spiel mit Identitäten und ihren Auflösungen. Zwei Paare stellen den Wechsel zwischen Liebe und Aggression, Zärtlichkeit und Kampf dar. Eks Landsmann Johan Inger zeigt zu den pulsierenden Rhythmen von Maurice Ravels "Bolero" eine getanzte Komödie und balanciert zwischen Witz und Ernst gekonnt hin und her. "Goyo Monteros Ballett-Compagnie ist auf dem besten Weg zu internationaler Reputation", lautet der Kommentar in den Nürnberger Nachrichten: "Ein elektrisierender, bildermächtiger Abend, den das konditionsstarke Ensemble mit Bravour bewältigte." Der Bayerische Rundfunk bilanziert: "Eine erfrischende Brise schwedischer Tanzfreiheit, die durchs Nürnberger Staatstheater weht." Das Foto (Bettina Stöß) zeigt eine Szene aus Mats Eks Choreografie "A sort of ..." mit Sayaka Kado und Saul Vega.Weiterlesen

"Lohengrin" an der Deutschen Oper Berlin

23.04.2012 | An der Neu-Inszenierung des "Lohengrin" an der Deutschen Oper Berlin scheiden sich die Geister des Publikums wie der Presse. Begeisterten Applaus ebenso wie Buhrufe gab es nach der Premiere für die Interpretation des dänischen Regisseurs Kaspar Holten. "Man hört förmlich, wie Götz Friedrich sich stöhnend in seinem Grab umdreht", lautet das vernichtende Urteil im Berliner "Tagesspiegel". Der Rezensenten-Kollege der Berliner Zeitung ist anderer Meinung: "Holtens Inszenierung wagt nichts weniger als die Umwertung des Helden. Das tut er so überlegt, dass der ‚Lohengrin‘ in seiner politischen Komplexität durchsichtig wird", heißt es dort. Als "ziemlich halbgar" wird die Inszenierung in der "Welt" eingestuft, im Deutschlandradio wiederum als "wohl wichtigste Wagner-Inszenierung der letzten Jahre". Als Kriegsoper, in der es vor allem um die Macht geht, hat Holten die Wagner-Oper inszeniert. Am Anfang steht ein Feld voller Leichen, in dem Frauen nach ihren Lieben suchen. Lohengrin wird als charismatische Führerfigur dargestellt, der zu herrschen, aber auch zu manipulieren weiß. Charismatisch ist auch sein Darsteller, der kurzfristig eingesprungene Klaus Florian Vogt, eine Idealbesetzung für die Rolle. Für den Chor finden die Rezensenten nur lobende Worte: Vom "von William Spaulding einmal mehr grandios einstudierten hammerwuchtigen Chor" ist die Rede ("Märkische Allgemeine"), von den "stimmstarken Chören" (SZ), von der "berückend konzentrierten Leistung" des Chores ("Tagesspiegel"). Über die Qualität der Kollektive schreibt die "Berliner Morgenpost": "Donald Runnicles versteht das Orchester zu begeistern. Es spielt ausdruckssatt und temperamentvoll, und mit gleichen Kräften wirft sich auch der Chor ins Zeug. Die Aufführung klingt nach Größe." Foto: Marcus LieberenzWeiterlesen

"Ios Passion" in Magdeburg

20.04.2012 | 2004 komponiert und an der Aldeburgh Almeida Opera uraufgeführt erlebte "Ios Passion" von Harrison Birtwistle nun am Theater Magdeburg die deutsche Erstaufführung. Das Theater setzte damit seine Kammeropernreihe im Schauspielhaus erfolgreich fort. Ein Aufeinandertreffen griechischer Mythologie mit der Neuzeit wird hier in sieben Teilen thematisiert. Durch eine Liebesbegegnung erwachen in einer antiken Ausgrabungsstätte die Götter zu neuem Leben. Die Geschichte von Zeus und seiner Geliebten Io, die der Göttervater zum Schutz vor seiner Gattin Hera in eine weiße Kuh verwandelt, die dann aber von der Nebenbuhlerin gejagt wird, verfolgt nun die Protagonisten der Gegenwart. Die Magdeburger Inszenierung hat diese Kammeroper erfolgreich gemeistert. "Regisseur Oliver Klöter sowie der musikalische Leiter Jovan Mitic haben diese Grundintention von Birtwistle sehr ernst genommen, ohne ihr sklavisch zu verfallen. Das hat der Inszenierung sehr gut getan", schreibt die "Volksstimme". Das Experiment festige "den inzwischen weit über die Landesgrenzen gedrungenen Ruf des Magdeburger Theaters, auch in der zeitgenössischen Musikinszenierung ein gewichtiges Wort mitzureden." Das Premierenpublikum spendete viel Beifall. Foto: Nilz BöhmeWeiterlesen

"Peter Grimes" in Trier

17.04.2012 | Eine neue Inszenierung der großen Oper von Benjamin Britten über den Fischer Peter Grimes, der in Verdacht gerät, einen Lehrling fahrlässig getötet, den zweiten misshandelt und schließlich ebenfalls getötet zu haben, hat jetzt das Theater Trier gewagt. Die Oper des englischen Komponisten, uraufgeführt unmittelbar nach dem Ende des zweiten Weltkriegs in London, steht in dieser Spielzeit auf dem Spielplan mehrerer mittlerer und kleiner Häuser. Sie alle haben bisher bewiesen, dass große Choropern nicht den "Großen" vorbehalten bleiben sollten. Mit viel Engagement und großem Erfolg hat die Bühne in Trier diese Herausforderung gemeistert. Von "einem Theater-Abend, der nur Superlative verdient," berichtet der "Volksfreund". Von einem "Glücksfall, rundherum" und von einem "umwerfend starken Chor (Leitung: Angela Händel), dem in dieser Oper entscheidende Bedeutung zukommt". "Der Chor singt und spielt mit Feuer und Begeisterung, bewältigt aber auch präzise alle Tücken der enorm schwierigen Partitur", heißt es in der gleichen Kritik. Der Kritik von "Opernfreund" mag man gleich entnehmen, dass der Chor hier die Hauptrolle spielt: so ausführlich wird dessen Rolle selten gewürdigt. "… überhaupt der Chor! Peter Grimes ist eine großartige Choroper, was der mit dem Extrachor verstärkte Opernchor (Einstudierung: Angela Händel) eindrucksvoll belegte", ist die Quintessenz dieser Betrachtungen. Für die Titelrolle konnte das Theater Trier den Tenor Gianluca Zampieri gewinnen, der der Figur nicht nur musikalisch, sondern auch szenisch zu großer Leuchtkraft verhilft. Regisseur Matthias Kaiser ebenso wie Dirigent Victor Puhl durften sich über einen durch und durch gelungenen Opern-Erfolg freuen. Das Foto (Friedemann Vetter) zeigt Carlos Aguirre als Ned Keene sowie Mitglieder des Opernchors und des Extrachors des Theaters Trier.Weiterlesen

"Die Sache Makropulos" in Frankfurt

17.04.2012 | Schon die deutsche Erstaufführung von Leos Janáceks Oper "Die Sache Makropulos" fand in Frankfurt statt. Nach einer weiteren Interpretation durch Ruth Berghaus und Michael Gielen im Jahr 1982 nahm sich nun, 30 Jahre später, der englische Regisseur Richard Jones in Frankfurt des Stoffes an. Erzählt wird die Geschichte einer jungen Frau, die vor mehr als 300 Jahren als Testperson für einen lebensverlängernden Trank herhalten musste und seitdem in verschiedenen Figuren durchs Leben geht. Gespielt wird die Figur - von Elina Makropulos bis Emilia Marty - von Susan Bullock, die die Partie meisterhaft bewältigt. Aber auch ihre Mitstreiter auf der Bühne machen ihre Sache gut: "Neben ihr [Bullock] ein großartiges Ensemble", schreibt die FAZ. Und weiter: "Richard Jones übersetzt seine Gedanken zu dem Werk in klare Bilder und Aktionen… Aber er arbeitet auch mit den Sängern deren Rollenprofile einprägsam heraus." Unter der musikalischen Leitung von Friedemann Layer erhielt auch das Orchester großes Lob: "Unter dem Dirigat des versierten Friedemann Layer fand das Frankfurter Opern- und Museumsorchester zu einem dichten, geschlossenen Klangbild, das die individuelle Tonsprache Janáceks glänzend ins Licht rückte", schreibt die Gießener Allgemeine. Viel Beifall für eine unterhaltsame Inszenierung! Das Foto (Barbara Aumüller) zeigt Susan Bullock (Emilia Marty) und Paul Groves (Albert Gregor).Weiterlesen

"Parsifal" in Kassel

16.04.2012 | Kontroverse Eindrücke vermittelte die "Parsifal"-Inszenierung von Helen Malkowsky am Staatstheater Kassel. Schon während des Vorspiels erlebt das Publikum blutige Filmprojektionen: Es ist das Blut von Amfortas, dem König der Gralsburg, dessen nicht verheilende Wunde nur ein "reiner Tor" heilen kann. Jahre des Umherirrens vergehen, bis es Parsifal endlich gelingt, Amfortas zu retten und selbst König der Gralsburg zu werden. Die Regieführung hinterließ gemischte Gefühle, musikalisch überzeugte das Kasseler Ensemble: "Dem Rätselraten über den Sinn dieser Inszenierung kann man sich aber ziemlich schnell entziehen, wenn man sich der Sogwirkung der Wagnerschen Musik hingibt. Die lässt Generalmusikdirektor Patrik Ringborg am Dirigentenpult wärmstens glühen und strömen", heißt es im Göttinger Tageblatt. Der neue Merker hat lobende Worte für den Chor: "Präzise, dynamisch exakt und, wenn nötig, gewaltig sangen Chor und Extrachor in der Einstudierung von Marco Zeiser Celesti." Und auch die HNA meint: "… Zumal auch der Opern- und Extrachor sowie der Kinderchor Cantamus bestens agierten." Neben dem Chor überzeugten die Solisten, allen voran Christian Elsner in der Titelpartie: "Eine Klasse für sich" urteilt die HNA. Die Westfälischen Nachrichten immerhin lassen auch die Inszenierung gelten: "Das Staatstheater Kassel hat am Karfreitag eine aufsehenerregende Deutung von Wagners Spätwerk herausgebracht." Am Ende gab es einhelligen Applaus für die musikalische Leistung, gespaltene Meinungen zur Regie. Das Foto (N. Klinger) zeigt Damen des Staatsopernchors.Weiterlesen

"Lohengrin" in Karlsruhe

13.04.2012 | Lohengrin im Fußballstadion: das ist zumindest gewöhnungsbedürftig. Regisseurin Reinhild Hoffmann überzeugte mit ihrer eigenwilligen Deutung der Wagnerschen Oper, die - laut Ankündigung des Badischen Staatstheaters - den Auftakt zu einem Wagner-Zyklus in Karlsruhe bildete, nicht unbedingt. Immerhin, die Badischen Neuesten Nachrichten urteilen: "Nicht zuletzt aufgrund der schlüssigen Personenführung, des von [Justin]Brown großartig durch alle Stimmungslagen geführten Chors und Orchesters (…) ist man ja gewillt, sich auf das ‚Spiel‘ zwischen Sportplatz und Turnhalle einzulassen." Weiter heißt es dort: "Brown bezieht die Partitur sensibel auf die Szene, verliert sich niemals in der Eigendynamik." Lohengrin, der traurige Held, wird von Lance Ryan gesungen, der einige Jahre Mitglied des Karlsruher Ensembles war, bevor er eine Welt-Karriere startete. Seine künstlerische Leistung war unangefochten, als "Star des Abends" bezeichnet die Stuttgarter Zeitung allerdings den Bariton Jaco Venter, der den Telramund sang. Dass eine eher statische Inszenierung der Leistung des Chors keinen Abbruch tun konnte, vermerkt der Mannheimer Morgen: "Von der legendären Folkwang-Choreographin hatte man zumindest einen guten Umgang mit den (in Karlsruhe gewaltigen) Chormassen erwartet. Fehlanzeige: aufs Podest gestellt wird somit immerhin die musikalische Wirkung des exzellenten Chorgesangs (Einstudierung: Ulrich Wagner)." Ein durchwachsener Abend mit musikalischen Spitzenleistungen! Das Foto (Jochen Klenk) zeigt den Badischen Staatsopernchor, Jaco Venter als Telramund und Lance Ryan als Lohengrin.Weiterlesen

"Lulu" an der Staatsoper Berlin

11.04.2012 | David Robert Coleman, Komponist und musikalischer Assistent der Berliner Staatsoper, hat aus dem Material, das Alban Berg zu seiner unvollendeten Oper "Lulu" hinterließ, eine eigene Ergänzungs-Fassung für die Staatsoper geschrieben. Diese kam nun im Ausweichquartier im Schillertheater zur Aufführung. Regisseurin Andrea Breth, die im Jahr 2011 schon den "Wozzeck" für das Haus inszenierte, übernahm nun - wiederum erfolgreich - die Regie bei der zweiten Oper Alban Bergs über die verführerische Lulu, die die Männer fasziniert, ihnen aber nur Unglück bringt. Reihenweise gehen sie zugrunde, bevor Lulu selbst einen gewaltsamen Tod erleidet. Der Hauptfigur wird sängerisch wie spielerisch eine Menge abverlangt. Mit Mojca Erdmann hat man eine mehr als würdige Besetzung gefunden. Die Sängerin, die auch für zeitgenössische Werke als Spezialistin gilt, begeisterte auf ganzer Linie. "Wahrscheinlich hat Alban Berg selbst nicht geglaubt, dass irgendeine Sängerin alles singen kann, was er in die Rolle seiner Lulu hineingeschrieben hat. Er kannte Mojca Erdmann nicht", schreibt die taz. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung erweitert das Lob auf das gesamte Ensemble: "Das Sängercasting ist absolut osterfestspielwürdig", heißt es dort. Die Süddeutsche Zeitung lobt die musikalische Leistung des Orchesters unter Dirigent Daniel Barenboim: "Die Staatskapelle agiert prägnant und solistisch wie ein Kammerensemble, dröhnt aber auch, tänzelt, lockt, droht, kreischt, betört, täuscht…" Lobende Worte auch über die Inszenierung: "Andrea Breths Inszenierung gehört zum Intensivsten, was zur Zeit auf Berliner Opernbühnen zu sehen ist", ist in der Frankfurter Rundschau zu lesen. Foto: Bernd UhligWeiterlesen

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