Premierenberichte

"Otello" in Leipzig

13.01.2023 | Zum ersten Mal nach 50 Jahren wurde an der Leipziger Oper wieder Verdis Meisterwerk gespielt: die Geschichte des siegreichen Helden Otello, der sich von Jago, seinem Widersacher, manipulieren lässt, mehr und mehr an die Untreue seiner Desdemona glaubt, schließlich den Tod findet. In Leipzig inszenierte Monique Wagemakers. Sie stellt eindeutig die Figur der Desdemona in den Mittelpunkt, lässt sie (bzw. eine Schauspielerin) einen Prolog aus Christine Brückners „Wenn du geredet hättest, Desdemona. Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen“ zitieren. Und am Schluss erhebt sich die eigentlich Tote und...Weiterlesen

"Die Jungfrau von Orléans" in Düsseldorf

11.01.2023 | Dass man diese Oper von Peter Tschaikowsky nicht öfter auf den Bühnen zu sehen bekommt, mag damit zusammenhängen, dass kurz nach deren Uraufführung im Jahr 1881 Zar Alexander II. starb und die Spielzeit aus diesem Grund unmittelbar beendet wurde, das Werk deshalb nicht die Verbreitung fand, die es verdient hätte. Jetzt hat die Deutsche Oper am Rhein Elisabeth Stöppler mit der Inszenierung beauftragt. Sie verortet die Geschichte von Anfang bis Ende in einer Kirche. „Ein Werk, das den Nerv der von realen Kriegsszenarien und Weihnachtsmärkten widersprüchlich geprägten Stimmung unserer Zeit...Weiterlesen

"Elias" in Oldenburg

09.01.2023 | „Ich hatte mir beim Elias einen Propheten gedacht, wie wir ihn etwa heut’ zu Tage wieder brauchen könnten.“ So zitiert das Oldenburgische Staatstheater den Komponisten des – opernnahen – Oratoriums Felix Mendelssohn-Bartholdy. Seine Beobachtung sei heute aktueller denn je: „In einer von Krieg, Korruption und der Klimakrise zerrütteten Welt braucht es Menschen, die für die Wahrheit einstehen.“ In Oldenburg kommt das Werk szenisch auf die Bühne. Regisseur Anthony Pilavachi verortet es im Thema Klimawandel. Er „porträtiert Elias als einen Rufer, einen Propheten, der klar machen will, dass Dinge...Weiterlesen

"Turing" in Nürnberg

02.01.2023 | Die Geschichte des britischen Mathematikers Alan Turing ist spätestens seit dem Film „The Imitation Game“ vielen Menschen bekannt. Er trug im Zweiten Weltkrieg entscheidend dazu bei, dass durch „Enigma“ verschlüsselte Funksprüche der Wehrmacht entschlüsselt werden konnten, wurde dennoch wegen seiner Homosexualität als Außenseiter behandelt und beging 1954 schließlich Suizid. Der Komponist Anno Schreier und der Librettist Georg Holzer haben aus Turings Geschichte eine Oper gemacht, die am Staatstheater Nürnberg ihre Uraufführung erlebte. „Wenn besondere Menschen auf die Welt treffen, passiert...Weiterlesen

"Lohengrin" an der Bayerischen Staatsoper

15.12.2022 | „Eine Art Mittelalterkrimi“ sei Wagners „Lohengrin“, hören wir im Podcast der Bayerischen Staatsoper. Aber auch: „Wahrscheinlich ist ‚Lohengrin‘ Wagners traurigste Oper.“ In München erlebte die Oper in der Regie des Ungarn Kornél Mundruczó ihre Premiere. „Er ist so modern“, sagt Dirigent François-Xavier Roth über den Komponisten Richard Wagner. Und Kornél Mundruczó: „Der innere Widerspruch macht Wagner für mich zu einer zerbrechlichen Erscheinung.“ Das Bühnenbild an der Staatsoper ist ganz in weiß gehalten, Elsa allerdings tritt im schwarzen Gewand auf. Zum Ende sinkt ein großer dunkler...Weiterlesen

"Tosca" in Trier

13.12.2022 | Eine „klassische Inszenierung“ hatte Regisseur Jean-Claude Berutti vor der Premiere von Puccinis beliebter und viel gespielter Oper versprochen. Und er zeigte ein farbenfrohes Bühnenbild mit Projektionen der Hauptspielorte an der Rückwand der Bühne. „Unter dem Mantel der spannungsgeladenen Handlung thematisierten die Autoren eine nach wie vor aktuelle Fragestellung: Kann Kunst unpolitisch sein? Ist es möglich, Kunst und die sie umgebende gesellschaftliche Realität zu trennen?“, fragt das Theater Trier in seiner Ankündigung der Premiere. Der Maler Mario Cavaradossi jedenfalls trennt nicht,...Weiterlesen

"Der fliegende Holländer" an der Komischen Oper Berlin

08.12.2022 | Herbert Fritsch sei „das unartige Kind der Regiezunft, der mit seinem hochmusikalischen und ultrakörperlichen Regiestil seit einigen Jahren nicht nur die Schauspiel-, sondern auch die Opernbühnen des Landes aufmischt“, schreibt die Komische Oper, die Fritsch (zunächst Schauspieler, dann Schauspiel-, nun eben auch mehrfach Opernregisseur) für Wagners „Fliegenden Holländer“ engagiert hat. Da war Besonderes zu erwarten, und Besonderes kam heraus. Schrill bunt kommt die Oper daher, der Regisseur will Wagner ganz offensichtlich ein wenig Leichtigkeit, Lebensfreude einhauchen. Er habe versucht, mit...Weiterlesen

"Fidelio" an der Deutschen Oper Berlin

06.12.2022 | Zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde an der Deutschen Oper Berlin wieder Beethovens „Fidelio“ inszeniert. Beethoven, beeinflusst von den Ideen der Französischen Revolution, stellt hier Fragen nach der Freiheit in Zeiten politischer Unterdrückung. „Die Oper wurde im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte von gegensätzlichen Lagern immer wieder politisch vereinnahmt, Leonore zur Ikone stilisiert. Und dennoch überstrahlt Beethovens in Musik gebannte Vision einer humanistisch geprägten Gesellschaft alle nachfolgenden Versuche, das Werk auf Eindeutigkeiten zu reduzieren“, schreibt die Deutsche Oper...Weiterlesen

"Die Perlenfischer" am Theater Krefeld-Mönchengladbach

01.12.2022 | Dass Georges Bizets Oper am Theater Krefeld-Mönchengladbach konzertant aufgeführt wird, tut dem Jubel des Publikums keinen Abbruch. Im Gegenteil: Gewürdigt wird, dass man hier alle Musiker*innen (Orchester, Solist*innen, Chor) auf der Bühne sieht (die Damen und Herren des Chores links und rechts neben dem Orchester), dass man sich ganz auf die Musik fokussieren kann – dies auch angesichts einer etwas kruden Handlung. Erzählt wird eine Dreiecksgeschichte: Zwei Jugendfreunde, Zurga und Nadir, die einst die gleiche Frau liebten, haben einen gegenseitigen Treueschwur geleistet. Die...Weiterlesen

"Das schlaue Füchslein" in Chemnitz

29.11.2022 | Es kam schon vor, dass diese viel gespielte Oper von Leoš Janáček als Oper für Kinder verstanden wurde. Die Handlung gibt dies nicht her, schon gar nicht die Inszenierung von Joan Anton Rechi, die dieser nun am Theater Chemnitz zeigte. Von den Tieren des Waldes, von sich liebenden Füchsen ist nichts zu sehen. Vielmehr ist das Füchslein Schlaukopf hier ein heranwachsendes Mädchen, das das Zurechtfinden-Müssen in der Erwachsenenwelt als krankhafte Bedrohung erlebt. Die Bühne zeigt eine offenbar geschlossene psychiatrische Anstalt, in der das junge Mädchen, gekleidet in viel lilafarbenen Tüll,...Weiterlesen

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