Premierenberichte

"Die Teufel von Loudon" an der Bayerischen Staatsoper

16.07.2022 | Liebe bis zur Besessenheit, Teufelsaustreibung, politische Intrige, Folter, Hinrichtung: Krzysztof Penderecki hat sich für seine frühe Oper einen heftigen Stoff ausgesucht, basierend auf wahren Begebenheiten aus dem Jahr 1634. Schon Aldous Huxley hat daraus einen literarischen Stoff gemacht, Penderecki hat das Libretto für sein Werk allerdings selbst geschrieben. Eine Nonne, Jeanne, liebt den Geistlichen Grandier, der einerseits Frauenheld ist, sich andererseits den Zorn des mächtigen Kardinal Richelieu zugezogen hat. Dieser will ihn loswerden; da kommen ihm die Anschuldigungen der...Weiterlesen

"Casanova" an der Staatsoperette Dresden

13.07.2022 | „Casanova – berüchtigt als Herzensbrecher und in den Geschichtsbüchern verzeichnet als Lebemann und Kosmopolit. Doch was wäre, wenn den notorischen Frauenheld Zweifel ob seiner Verführungskunst, ja, gar seiner Männlichkeit ergreifen?“, fragt die Dresdner Staatsoperette, fragte wohl auch schon Ralph Benatzky mit seiner Operette, die keine ist: Er nutzte für diese Revue Musik von Johann Strauss. In der Regie von Sabine Hartmannshenn trifft Casanova auf sein Alter Ego, mit dem er eine Männer-WG bewohnt. Und er begibt sich auf eine Reise durch Europa (Start ist in Venedig) und – wie sollte es...Weiterlesen

"Aida" in Karlsruhe

07.07.2022 | „Wir werden dem europäischen Krieg nicht entgehen, und er wird uns verschlingen. Er wird nicht morgen kommen, aber er kommt“, schreibt der erklärte Kriegsgegner Verdi in einem Brief am 30. September 1870. Da war der deutsch-französische Krieg schon im Gange. In Verdis „Aida“ wiederum herrscht Krieg zwischen Ägypten und Äthiopien. Die Oper zeigt den Krieg in seiner ganzen Schrecklichkeit, aber auch sehr innige Szenen von Liebenden, die ihre Liebe bis zuletzt nicht verraten und gemeinsam in den Tod gehen. Am Badischen Staatstheater nimmt Regisseurin Jasmina Hadžiahmetović Abstand von einer...Weiterlesen

"Songs for days to come" in Osnabrück

05.07.2022 | Es sei das umfangreichste Projekt, das das Theater Osnabrück gemeinsam mit dem Morgenland Festival Osnabrück in seiner Geschichte realisiert habe, schreibt das Theater auf seiner Webseite. „Songs für days to come“ ist eine Art Nummernstück ohne komplett durchgehende Handlung. Vielmehr werden Etappen aus dem Leben des Syrers Sami geschildert, aus der Zeit des Bürgerkriegs von Anfang bis heute. Der Komponist heißt Kinan Azmeh, stammt selbst aus Syrien und spielt auf der Osnabrücker Bühne selbst Klarinette. Die Musik ist vielschichtig, entsprechend der Szenen, die erzählt werden. „Wenn Sie die...Weiterlesen

"Peter Grimes" in Nürnberg

30.06.2022 | „Brittens großes Drama um die Schuld des Einzelnen und der Gemeinschaft ist eine der wegweisenden Opern des 20. Jahrhunderts“, lesen wir in der Einführung der Staatsoper Nürnberg zu Benjamin Brittens Oper. „Die Gesellschaft ist mitschuldig, wenn Kinder getötet werden, so lautet die Botschaft von Regisseur Tilman Knabe“, ist im Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) zu hören. In Knabes Inszenierung bleibt wenig Ungewissheit über Charakter und Vorlieben der Titelfigur. Auf seinem Laptop finden sich offenbar Kinderporno-Fotos, die auch die eigentlich zu ihm haltende Ellen Orford entsetzen...Weiterlesen

"Die Meistersinge von Nürnberg" an der Deutschen Oper Berlin

28.06.2022 | Das lang bewährte Team mit Jossi Wieler, Sergio Morabito und Anna Viebrock hat sich an der Deutschen Oper Berlin an Wagners „Meistersinger“ gemacht. Dass die Handlung hier in eine Musikhochschule, offenbar die Münchner, verlegt wird, hat (mindestens) einen zweifachen Bezug: Das Gebäude war der Führerbau der Nationalsozialisten; hier spielt nun die Wagner-Oper, die vor allen anderen mit Nationalismus, Antisemitismus oder Deutschtümelei assoziiert wird. Zudem geht es in dieser Inszenierung um die Frage von Macht und Missbrauch im Musikbereich. Die Erinnerung an den Missbrauchsskandal an der...Weiterlesen

"Eugen Onegin" in Würzburg

24.06.2022 | „Jene, die die Gabe besitzen in der Oper eine musikalische Darstellung zu suchen fern von Tragik und Theatralik, sondern alltägliche, einfache, allgemein menschliche Empfindungen, könnten (so hoffe ich) mit meiner Oper zufrieden sein.“ Das schrieb Peter I. Tschaikowsky über seine Entscheidung, Puschkins „Roman in Versen“ als Vorlage für seine Oper „Eugen Onegin“ auszuwählen. Tschaikowski wollte – auch in Abgrenzung zum Beispiel zu Wagner oder Verdi – keine „Große Oper“ komponieren, nannte sein Werk daher auch „Lyrische Szenen“, anstatt den Begriff „Oper zu verwenden. Für Regisseurin Agnessa...Weiterlesen

"Luisa Miller" in Erfurt

23.06.2022 | „Warum gerade diese Oper?“ werden Protagonisten der Erfurter Inszenierung im Kurzvideo gefragt. Die erste spontane Antwort laute, so – lächelnd – Federico Longhi, der den Miller spielt: „Indem Sie Miller kennenlernen, lernen Sie mich kennen.“ Aber auch wegen der grandiosen Musik, fährt er – „seriöser“ – fort. Erfurts Intendant und Regisseur Guy Montavon wiederum erklärt, die Musik alleine sei so sensationell, dass man die Oper genießen könne, ohne jegliches Verständnis dafür, was auf der Bühne abgehe. Es sei eine Geschichte, die auch junge Menschen anspreche, „immer relevant“, erklärt die...Weiterlesen

"The Belle of New York" in Hildesheim

17.06.2022 | Adolph Kerker, 1857 in Herford geboren, wanderte zehnjährig mit seiner Familie nach Amerika aus. Dort wurde er nach Kompositions- und Dirigierstudien musikalischer Leiter des Casino Theatre am Broadway – und ein erfolgreicher Operettenkomponist. Sein Werk ist heute in Deutschland so gut wie vergessen. Florian Ziemen entdeckte "The Belle of New York" für das Theater für Niedersachsen in Hildesheim und dirigierte nun die konzertante Aufführung, die trotz „fehlender“ Szene zu einem sehr flotten und unterhaltsamen Abend wurde. Die Handlung ist recht simpel: Der junge Harry Bronson wird von seinem...Weiterlesen

"Eugen Onegin" in Hannover

14.06.2022 | Peter I. Tschaikowsky wollte sich von exotisierenden Klischees, wie er sie in Verdis „Aida“ erlebte, befreien. Also entschied er sich, die in Russland sehr bekannte Romanvorlage von Alexander Puschkin als Oper, oder besser als „Lyrische Szenen in drei Akten“ zu vertonen. Von der bei Puschkin erlebbaren Ironie bleibt bei Tschaikowsky nichts übrig. Er identifiziert sich vor allem mit der weiblichen Hauptfigur Tatjana. „Ich suche (...) ein intimes, aber starkes Drama, das auf Konflikten beruht, die ich selbst erfahren oder gesehen habe, die mich im Innersten berühren können“, schrieb er über...Weiterlesen

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