Zum ersten Mal seit 20 Jahren wurde an der Deutschen Oper Berlin wieder Beethovens „Fidelio“ inszeniert. Beethoven, beeinflusst von den Ideen der Französischen Revolution, stellt hier Fragen nach der Freiheit in Zeiten politischer Unterdrückung. „Die Oper wurde im Laufe ihrer Rezeptionsgeschichte von gegensätzlichen Lagern immer wieder politisch vereinnahmt, Leonore zur Ikone stilisiert. Und dennoch überstrahlt Beethovens in Musik gebannte Vision einer humanistisch geprägten Gesellschaft alle nachfolgenden Versuche, das Werk auf Eindeutigkeiten zu reduzieren“, schreibt die Deutsche Oper anlässlich der von David Hermann inszenierten Premiere. Dieser wiederum schreibt zu seiner Inszenierung: „Es heißt, mit ‚Fidelio‘ habe Beethoven die große Freiheitsoper geschrieben. Ich sehe das anders: Für mich ist ‚Fidelio‘ in erster Linie eine Oper über Gefangenschaft.“ Alle Protagonisten erscheinen hier auf ihre Weise als Gefangene. Hermann weiter: „Man muss eine Spielart, eine Spieltemperatur finden, die das System des Gefängnisses glaubwürdig ins Theater übersetzt.“ Auf die Frage, ob dies gelungen ist, finden die Kritiker unterschiedliche Antworten. „Fürs rein Exemplarische nicht abstrakt genug, fürs überspringend Nachfühlbare nicht konkret genug“, urteilt die neue musikzeitung (nmz). Der Rezensent des BR wiederum meint: „Die Themen Macht und Manipulation beschäftigen auch Regisseur David Hermann, der das Werk jetzt an der Deutschen Oper Berlin neu inszenierte. Für ihn sind alle Beteiligten Gefangene. Am Freitag war Premiere – und die überzeugte.“ Von der musikalischen Qualität ist man nicht restlos begeistert. Immerhin, da sind sich rbb und nmz einig: „Bei den Protagonisten sind es die Interpreten der kleineren Rollen, die überzeugen." Und die nmz findet: „Der von Jeremy Bines einstudierte Chor ist fabelhaft.“ Copyright: Bernd Uhlig, Fidelio in der Regie von David Hermann, Premiere am 25. November 2022 in der Deutschen Oper Berlin