Premierenberichte

"Un giorno di regno" in Gelsenkirchen

09.04.2024 | Als komische Oper Giuseppe Verdis kennt man eigentlich nur den „Falstaff“. So wird dem Premierenpublikum am Musiktheater im Revier denn auch auf dem Vorhang der „Falstaff“ angekündigt – obwohl sie doch Karten für „Un giorno di regno“ erworben hatten. Verdi selbst sorgt dann dafür, dass das Orchester doch das spielt, was auf dem Spielplan steht und damit eine Oper des italienischen Meisters, die tatsächlich in Vergessenheit geraten ist. „Kaum zu glauben, dass er während seiner frühen Schaffenszeit, die von zahlreichen Todesfällen engster Familienmitglieder geprägt war, so viel Heiterkeit...Weiterlesen

"Don Carlos" in Freiburg

06.04.2024 | Zu Beginn sitzt der Chor auf den Plätzen des Publikums. Das ist die erste Regieidee von Michael von zur Mühlen. Es folgen viele weitere. „Die ganze Inszenierung ist geprägt von hervorragenden Ideen, sowohl in bühnentechnischer Hinsicht als auch in der Personenführung“, schreibt der Opernfreund. Am Theater Freiburg werden dem Operngeschehen Texte des österreichischen Autors und Dramatikers Thomas Köck gegenübergestellt, die dieser eigens für diese Produktion geschrieben hat. Dabei, so das Theater, „werden Opernkonventionen hinterfragt und wandern die Perspektiven auf Geschichte und Gegenwart...Weiterlesen

"Koma" in Braunschweig

02.04.2024 | 2016 uraufgeführt ist diese Oper von Georg Friedrich Haas mit einem Libretto von Händl Klaus eine in einer ganzen Reihe mit zeitgenössischem Musiktheater am Theater Braunschweig. „Koma“ erzählt von einer Frau, Michaela, die nach einem Unfall im Wachkoma liegt, umringt von zahlreichen Familienmitgliedern und Freunden, die durch Sprache und Berührung versuchen, zu ihr vorzudringen – vergeblich. Erinnert wird an Szenen aus Michaelas Leben. In Braunschweig sitzt das – stark reduzierte – Publikum auf der Bühne. Im Text sind drei verschiedene Lichtstimmungen vorgesehen: „In Finsternis“, „Als...Weiterlesen

"König Roger" in Dessau

28.03.2024 | Karol Szymanowski erlebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine „tiefgreifende Orientierungslosigkeit in einem Europa der Revolutionen, der Kriege und der kulturellen Glaubenskämpe“, so schreibt es das Anhaltische Dessau auf seiner Webseite. Er orientierte seinen Blick deshalb in die Vergangenheit hin zum „mediterranen Fluidum des 12. Jahrhunderts zu, das ihm Bilder rettender Ideenentwürfe entgegensetzte“. Die Oper erzählt, kurz gesagt, von König Roger und seiner Frau, die zum Gott Dionysos „überlaufen“. Szymanowskis Musik changiere zwischen archaisch anmutenden ›byzantinischen‹ Chorsätzen,...Weiterlesen

"Hercules" an der Komischen Oper Berlin

26.03.2024 | Barrie Kosky, Nicht-mehr-Intendant der Komischen Oper, kehrt als Regisseur immer wieder gerne ans Haus zurück – auch wenn das eigentliche „Haus“ gerade saniert wird und die Komische Oper das Schillertheater als ihre Haupt-Ausweichstätte nutzt. Händels „Hercules“ ist ein hierzulande selten szenisch zu erlebendes Oratorium. Es erzählt vom heimkehrenden Kriegshelden, der zum Ärger seiner Frau Dejanira die junge Iole, Tochter des besiegten Königs, mit nach Hause bringt. Die grundlos eifersüchtige Dejanira verschuldet – im Glauben, die verlorene Liebe des Gatten zurückzugewinnen – dessen Tod. Iole...Weiterlesen

"Pique Dame" an der Deutschen Oper Berlin

21.03.2024 | Auf die im Programmheft gestellt Frage, ob Puschkins Satz „Die Pique Dame bedeutet heimliche Böswilligkeit“, den der Autor seiner Erzählung voranstellt, auch für die Oper gelte, erklärt Regisseur Sam Brown, bei Tschaikowskij werde stärker die Obsession von Hermann herausgestellt. Und weiter: „Die ‚Pique Dame‘ steht bei Tschaikowskij also vielmehr für das Schicksal, dem man nicht entrinnen kann.“ Brown hat an der Deutschen Oper die Regiearbeit des 2021 verstorbenen Graham Vick quasi fortgeführt, dessen Inszenierung in der Coronazeit nicht zu Ende gebracht werden konnte. „‘Pique Dame‘ wird zum...Weiterlesen

"Die Passagierin" in München

19.03.2024 | Mieczysław Weinbergs Oper, die auf der autobiografischen Erzählung der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz basiert, hat nach ihrer Uraufführung (14 Jahre nach dem Tod des Komponisten) bei den Bregenzer Festspielen 2010 ihren Weg auf die Opernbühnen gefunden. An der Bayerischen Staatsoper inszenierte jetzt Tobias Kratzer die Oper, die von der Begegnung der ehemaligen Auschwitz-Wärterin Lisa mit Marta, die im gleichen Lager inhaftiert gewesen war, 15 Jahre nach dem Krieg auf einem Kreuzfahrtschiff nach Brasilien erzählt. Die ganze Bühne zeigt die Ebenen dieses Schiffes; Kratzer...Weiterlesen

"Don Carlos" in Stuttgart

14.03.2024 | „Regisseurin Lotte de Beer stellt für uns einen Spiegel in eine vielleicht nicht allzu ferne religiös-fundamentalistische Zukunft, in der Schrecken der Vergangenheit Renaissance feiern.“ So kommentiert die Staatsoper Stuttgart die aktuelle Inszenierung der Verdi-Oper, die dort gerade ihre Premiere erlebte. Diese Inszenierung findet viel Beachtung – und viel Beifall in den Kritiken. „Der Regisseurin gelingen faszinierende Charakterstudien bei ihrer Verdi-Deutung“, berichtet der BR. Ganz ähnlich der SWR: „Lotte de Beer gelingen faszinierende Bilder in diesem geradezu malerischen Hell-Dunkel.“...Weiterlesen

"Peter Grimes" in Oldenburg

12.03.2024 | „Eine Sozialstudie, ein Drama über kollektive und individuelle Schuld — und ein Meilenstein der englischen Musikgeschichte“, sei Benjamin Brittens Oper, die vom Sonderling Peter Grimes erzählt, der sich angesichts der ungeklärten Todesfälle zweier von Grimes‘ Lehrjungen einer immer aggressiver werdenden Dorfgemeinschaft gegenübersieht und am Ende aufgeben muss. In Oldenburg inszenierte Hinrich Horstkotte – und das mit großem Erfolg. Einen „spannenden, ungemein intensiven Opernabend“ beschreibt der Opernfreund. „Die starre Dorfgemeinschaft, die jeden Außenseiter unerbittlich ausgrenzt, hat...Weiterlesen

"Otello" in Darmstadt

07.03.2024 | Regisseur Paul-Georg Dittrich macht am Theater Darmstadt aus „Otello“ ein Computerspiel. Er inszeniere die Oper „als Computergame zwischen Vergangenheit und Zukunft, Macht und Ohnmacht, Fremdheit und Entfremdung“, erklärt das Theater in seiner Programmankündigung. Die Hauptfiguren erscheinen zunächst als Avatare auf einer großen Leinwand. Es ist ein Spiel auf verschiedenen Realitätsebenen, ein Spiel im Spiel. „Eine sehr aufwendige, komplizierte und in ihrer Bilderflut verstörende Inszenierung“ hat der Rezensent der FAZ erlebt. Nach der Pause dürfen die Zuschauer per Handy über den weiteren...Weiterlesen

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