„Brittens großes Drama um die Schuld des Einzelnen und der Gemeinschaft ist eine der wegweisenden Opern des 20. Jahrhunderts“, lesen wir in der Einführung der Staatsoper Nürnberg zu Benjamin Brittens Oper. „Die Gesellschaft ist mitschuldig, wenn Kinder getötet werden, so lautet die Botschaft von Regisseur Tilman Knabe“, ist im Bericht des Bayerischen Rundfunks (BR) zu hören. In Knabes Inszenierung bleibt wenig Ungewissheit über Charakter und Vorlieben der Titelfigur. Auf seinem Laptop finden sich offenbar Kinderporno-Fotos, die auch die eigentlich zu ihm haltende Ellen Orford entsetzen. Grimes, dessen Wunsch es ist, zur Gemeinschaft des Dorfes dazuzugehören, gelingt dies nicht – auch nicht in einer recht heruntergekommenen Gemeinschaft, deren Mitglieder saufen, Tabletten konsumieren und den Puff besuchen. Am Schluss bleiben kaum Zweifel an der Tatsache, dass Grimes seinen zweiten Lehrjungen tatsächlich getötet hat. „Die Bilder, die im Staatstheater Nürnberg zu sehen waren, fesselten dermaßen, waren so ungemein aufwühlend und beklemmend, dass der begeisterte Beifall des Publikums am Ende völlig berechtigt war“, findet der Rezensent des BR. Und: „Musiktheater von aller höchster Glaubwürdigkeit. Daran hatte auch der viel beschäftigte Chor seinen Anteil: So lebensecht, so bedingungslos, so abgründig, ist selten eine Gesellschaftsstudie zu erleben.“ Foto: Ludwig Olah