Premierenberichte

"Ariadne auf Naxos" in Hamburg

22.05.2012 | Richard Strauss begeisterte sich sein Leben lang für die griechische Kunst. Als "griechische Oper" ist die "Ariadne auf Naxos" dennoch nicht zu bezeichnen. Das kongeniale Autoren-Duo Strauss und Hugo von Hofmannsthal hat hier ein "Spiel im Spiel" geschaffen, eine Mischung aus mythologischen Stoffen und Commedia dell’Arte-Inhalten, die sich in den Figuren der Ariadne und der Zerbinetta verdeutlicht. Gleichzeitig ist die Oper auch eine Betrachtung über die Entstehung von Kunst, welche den Wünschen eines Auftraggebers unterliegt, am Schluss jedoch über den "wirtschaftlichen" Zweck hinaus eine universelle Aussage über Liebe und Treue zu machen weiß. Nach einem ersten "Flop" entschieden sich die beiden Autoren für eine wesentliche Umarbeitung des Stoffes, die dann dauerhaft Einzug ins Repertoire der Opernhäuser fand. Den Bayern Christian Stückl, Intendant des Münchner Volkstheaters und Spielleiter der Oberammergauer Passion, hat es für diese "Ariadne" in den hohen Norden verschlagen. Gemeinsam mit Hamburgs Generalmusikdirektorin Simone Young ist ihm eine überzeugende Interpretation gelungen. "Diese Premiere kann die Opernintendantin Simone Young als Erfolg verbuchen: sie und Regisseur Christian Stückl haben das oft missachtete ‚Juwel‘ von Strauss zum Glänzen gebracht", war im NDR zu hören. "Am liebsten bitte gleich noch einmal", titelt das Hamburger Abendblatt. Und die Hamburger Morgenpost urteilt: "Ein starkes Ensemble, das viel Jubel erntet." Das Foto (Monika Rittershaus) zeigt Jun-Sang Han (Brighella), Chris Lysack (Scaramuccio), Anne Schwanewilms (Primadonna/Ariadne), Viktor Rud (Harlekin), Adrian Sâmpetrean (Truffaldin), Hayoung Lee (Zerbinetta) und Statisten der Hamburger Staatsoper.Weiterlesen

"Le nozze di Figaro" in Braunschweig

18.05.2012 | Eine ungewönliche Mozart/Da Ponte-Interpretation lieferte Regisseur Balász Kovalik in Braunschweig. Cherubino als Rapper…: Das sagt schon Vieles. Die Bühne zeigt zu Beginn eine Halfpipe mit ein paar Skatern, darüber hinaus vor allem Spanplatten mit Kisten, in denen sich die Darsteller zwischenzeitlich verstecken; ansonsten bleiben alle durchweg auf der Bühne präsent, als Mitspieler oder Zuschauer. "Erstaunlich ist: das Spiel zwischen Backförmchen und Sperrholzkiste (…), es wirkt selten lächerlich", schreibt die Braunschweiger Zeitung, die darüber hinaus lobende Worte für die musikalischen Ergebnisse des Abends findet: "Alexander Joel ist da mit seinen forschen Tempi der richtige Mann", heißt es über den musikalischen Leiter der Produktion. "Grundsätzlich stimmt die wilde Bewegtheit, zumal Joel in den Arien ganz bei den Sängern ist, sich um Weichheit und leise Töne bemüht". Und schließlich gibt es uneingeschränkte Begeisterung über die Solisten: "Und die Sänger sind fabelhaft." Viel Beifall gab es für alle Beteiligten, vor allem aber für die musikalische Leistung. Das Foto (Karl-Bernd Karwasz) zeigt Sarah Ferede als Cherubino, Rena Harms als Gräfin, Ekaterina Kudryavtseva als Susanna und Oleksandr Pushniak als Figaro.Weiterlesen

"Der fliegende Holländer" in Köln

16.05.2012 | Die Kölner Opernquerelen, der Hickhack um Finanzen und Verträge, die Unsicherheit bezüglich der kommenden Spielzeit: All dies kann offenbar die künstlerische Arbeit nicht beeinträchtigen. Man könnte fast meinen, dass die kulturpolitischen Diskussionen die Künstler auf und hinter der Bühne eher beflügeln, haben sie doch soeben einen "Holländer" auf die Bühne gebracht, der alle Achtung verdient. Die Erzählung des Holländers, der sehnsüchtig auf seine Erlösung durch eine treue Frau wartet, wurde in Köln von Dietrich W. Hilsdorf inszeniert. Die Kritiker beziehen größtenteils den Kölner Opern-Intendanten Uwe Eric Laufenberg in ihre Elogen gleich mit ein und heben seinen Part an der großartigen Gesamtleistung hervor. "Die Kölner Oper existiert momentan in zwei parallelen Welten… Die parallele Opernwelt (…) produziert schier unbeirrt erstklassiges Musiktheater… Unter Laufenberg hat die Kölner Oper sich zum Filetstück gemausert", ist in den Düsseldorfer Nachrichten zu lesen. "Auch musikalisch überwältigt der Abend: Markus Poschner peitscht die Ouvertüre zum Sturm auf", heißt es im Online Musik Magazin, welches in Regisseur Hilsdorf "vor allem einen Meister der Bühnensinnlichkeit, der seine Gedanken in schlagkräftige Konfigurationen und Tableaus übersetzt", erkennt. Fast alle Kritiker begeistern sich über die Leistung des Chores: "Klangprächtig zeigt sich der Opernchor", schreibt das Online Musik Magazin. "Großes Lob auch für den Chor und hier zumal für die Männer, die ihre Seemannsgesänge angemessen grob-rustikal intonieren", meint der Kölner Stadt Anzeiger, und der Bonner Generalanzeiger urteilt: "Der von Andrew Ollivant einstudierte Chor […] macht seine Sache ganz großartig." Schließlich berichtet das "Opernnetz" über "Andrew Ollivant, der Chor und Extrachor der Herren wieder einmal exzellent einstudiert hat. Der Grandseigneur der Chorleiter hat dafür gesorgt, dass die Chöre mit wunderbarer Präsenz daherkommen und sich in das Spiel einfügen, wie es wunderbarer nicht sein kann." Das Foto (Paul LeClaire) zeigt Gabi Dauenhauer als Samiel, Samuel Youn als Holländer.Weiterlesen

"Moskau Tscherjomuschki" an der Staatsoper Berlin

14.05.2012 | "Charlottengrad - ein partizipatives Projekt" ist die Produktion von Dmitri Schostakowitschs Musikalischer Komödie von "Moskau Tscherjomuschki" an der Berliner Staatsoper im Schillertheater überschrieben. Teilnehmer des Jugendklubs in der Staatsoper machten sich Gedanken über den Begriff der Heimat. 15 Mädchen und 8 Jungen schließlich setzten alles daran, Schostakowitschs Oper einzustudieren, die eine Geschichte aus Sowjet-Russland, eine Geschichte von Entwurzelung und Neuanfang erzählt. Gut die Hälfte der jungen Akteure haben einen so genannten Migrationshintergrund. Gemeinsam mit einem jungen und international besetzten jungen Sängerensemble brachten sie die Oper nun auf die Bühne. Die jungen Sänger des Projekts "Charlottengrad" überzeugten durchweg. Sie "sind der Motor und das Glück dieser Produktion. Dieser Projektchor ist eine Wucht", war im rbb zu hören. "Ein ganz und gar großartiger Projektkinderchor namens Charlottengrad streute in Schostakowitschs Plattenbau-Operette ‚Moskau Tscherjomuschki’ Konfetti, ließ Seifenblasen schweben und sang famos im Mao-Blaumann. Endlich wurde eine Berliner Repertoirelücke geschlossen", heißt es in der "Welt". Das Foto (Thomas Bartilla) zeigt Mitglieder des Projekts Charlottengrad als Chor der Mieter und Bauarbeiter.Weiterlesen

"Evita" in Neubrandenburg-Neustrelitz

11.05.2012 | Wie eine Heilige verehrt wurde die zweite Frau des ehemaligen argentinischen Staatspräsidenten, Evia Perón. Ihre fast märchenhafte, beeindruckende und auch tragische Geschichte hat Andrew Lloyd Webber zu einem seiner bekanntesten Musicals verarbeitet: heute ein Klassiker des Genres - mit dem Jahrhundert-Hit "Don’t cry for me Argentina" als musikalischer Höhepunkt. Jetzt hat Regisseur Reinhardt Friese "Evita" für das Theater Neubrandenburg-Neustrelitz inszeniert. Ein besonderes Angebot: Nach einigen Vorstellungen wurde zu Milongas, Tanzabenden für Tango-Liebhaber und solche, die es werden wollen, eingeladen. Unter den Tanzlehrern findet sich im Übrigen auch ein Musiker der Neubrandenburger Philharmonie und die Musikdramaturgin des Hauses. Offener Szenenapplaus und begeisterte Schluss-Ovationen waren die Belohnung für eine rundum gelungene Vorstellung. "Die Inszenierung von Reinhardt Friese beeindruckte vor allem durch die Stimmgewalt des rund 40-köpfigen Ensembles, zu der zwei Chöre beitrugen, und durch ein originelles Bühnenbild", schreibt die Ostsee-Zeitung. Katja Berg in der Titelrolle überzeugte das Premierenpublikum von Anfang bis Ende. Das Foto (Joerg Metzner) zeigt Che_Fabian Egli in der Bildmitte sowie Mitglieder des Opernchores und der Tanzkompanie Neustrelitz.Weiterlesen

"Manon" in Kiel

08.05.2012 | Jules Massenets meisterhaft melodramatische Musik wirke manchmal fast wie Filmmusik - bevor es sie gab: So lautet die Charakterisierung der Oper "Manon" im Beschreibungstext der Oper Kiel. Weltberühmt wurde der Roman "Manon Lescaut" von Abbé Prevost, der 1753 in Frankreich erschien. Massenet macht aus dem Stoff seine Opéra comique: Sie erzählt die Geschichte das jungen Adeligen Des Grieux, der Manon begegnet, ihr verfällt und mit ihr durchbrennt. Die junge verführerische Frau allerdings frönt weiter ihrer Lebens- und Liebeslust - die Geschichte endet tragisch. "Ein gut abgerundetes Regie-Konzept von Silvana Schröder, ein glänzendes Sängerensemble (…) sowie auffällig aktive Philharmoniker unter Leo Siberski bescheren dem Kieler Opernhaus (…) eine gefeiert aktualisierte Variante", schreiben die Kieler Nachrichten. Voll des Lobes für die Sänger ist auch die Schleswig Holsteinische Landeszeitung: "Sie alle und den - von Barbara Kler einstudierten - Chor hat Leo Siberski ganz auf Massenets Klangsinnlichkeit eingeschworen, wobei Leitmotive und instrumentale Personencharakteristik klar hervortreten." Das Foto (Olaf Struck) zeigt Tomohiro Takada sowie Mitglieder des Opernchors.Weiterlesen

"La Traviata" in Essen

08.05.2012 | Kaum zu glauben: Zunächst war "La Traviata", heute eine der meistgespielten Opern und immer gut für großen Publikumszuspruch, ein Flop. Die Uraufführung im Teatro La Fenice in Venedig geriet zum Fiasko. Schon kurze Zeit später allerdings begann die bis heute andauernde Erfolgsgeschichte des Werks, das nun am Aalto Theater Essen Premiere hatte. Zu Gast waren künftige Gestalter des Münchner Gärtnerplatztheaters: Josef Ernst Köpplinger führte Regie, Alfred Schreiner zeichnete für die Choreografie verantwortlich. Köpplinger verlegt die Oper in die Zeit um 1920 und erzählt sie als Rückschau: Violetta liegt im Krankenbett und gibt sich ihren Erinnerungen an die kurze und tragische Liebe ihres Lebens hin. Die Regie-Idee des zukünftigen Münchners lässt allerdings Fragen offen. "Was wirklich berührt ist nur die Musik, nicht die Inszenierung. Den größten Anteil daran hat GMD Stefan Soltesz mit seinen Essener Philharmonikern", schreibt die Emsdettener Volkszeitung, die auch lobende Worte für die anderen Sänger hat. Herausragend dabei Aris Argiris als Germont, den das Blatt als "Star des Abends" herausfiltert: ein Germont, "der die beiden Liebenden mit so balsamischen Klängen auseinander bringt, dass das Publikum ihm anschließend zu Füßen liegt." Das Foto (Jörg Landsberg) zeigt Rainer Maria Röhr als Gastone sowie Mitglieder des Opernchors.Weiterlesen

"Rusalka" in Gelsenkirchen

04.05.2012 | "Rusalki" heißen Fabelwesen in der tschechischen Sagenwelt. Mit ihrem unheimlichen Gelächter stürzen sie die Männer ins Unglück. Antonín Dvorák hat tschechische Sagen sowie Andersens Märchen von der kleinen Seejungfrau seiner "Rusalka" zu Grunde gelegt, der einzigen seiner Opern, die bis heute erfolgreich ist. Die Nixe Rusalka lässt sich aus Liebe zum Fürsten auf einen grausamen Handel mit der Hexe Jezibaba ein: Wenn der Fürst ihre Liebe nicht erwidert, muss er durch ihre Hand sterben. Und obwohl er schließlich seine wahre Liebe zu Rusalka erkennt, nimmt die Geschichte ein trauriges Ende: er stirbt in den Armen der Geliebten. Regisseurin Elisabeth Stöppler und Bühnenbildnerin Annett Hunger haben sich für einen lehren Bühnenraum mit wenigen Requisiten entschieden. Die eigentlich märchenhafte Erzählung über die liebende Wassernixe gerät hier zum Albtraum. "Die Inszenierung um diese Sehnsucht gerät packend, vor allem im zweiten Teil bildgewaltig und anrührend", heißt es in der WAZ. Musikalisch ließ die Premiere nichts zu wünschen übrig. "Wann hört man Dvoráks ‚Rusalka‘ je so intim ausgeleuchtet, so delikat mit böhmischer Würze durchtränkt und so lodernd vor leidenschaftlichem Furor?", fragt die Recklinghäuser Zeitung. Die Reduktion der Inszenierung erlaubt die Konzentration auf die Musik: "Im Musiktheater im Revier Gelsenkirchen ist nun eine Aufführung zu erleben, die sich ganz auf diese enorme musikalische Qualität konzentriert: sie wird bestimmt vom Dirigenten Rasmus Baumann, der die Philharmonie Westfalen ebenso wie das Gesangsensemble in eine musikalische Intensität zu bringen vermag, die kaum zu überbieten ist", urteilen die Ruhr Nachrichten. Am Ende einige Buh-Rufe für die Regisseurin, die sich aber auch über viel Zuspruch freuen durfte. Begeisterter Applaus für die musikalische Leistung. Foto: Pedro MalinowskiWeiterlesen

"Lohengrin" in Wiesbaden

02.05.2012 | Marc Piollet verabschiedete sich mit Wagners "Lohengrin" in seiner Eigenschaft als GMD von der hessischen Landeshauptstadt. Kirsten Harms wiederum, die Ex-Intendantin der Deutschen Oper Berlin, schaffte es in Wiesbaden wieder einmal, die Meinungen zu polarisieren. "Es ist ihre beste Inszenierung seit langem", schreibt "Die deutsche Bühne", "eine teilweise regelrecht dilettantische Personenführung" attestiert ihr wiederum der "Wiesbadener Kurier". Das Publikum sah es ähnlich: Beifallsbekundungen wie Buh-Rufe gab es zum Abschluss der Premiere. Die Herren des Hofstaates von König Heinrich I. werden in Frack und Zylinder dargestellt, die Frauengestalten Elsa und Ortrud, deren Gegensätze im Schwarz-Weiß-Kontrast deutlich werden, zeigen aber doch auch Gemeinsamkeiten in ihrer tiefen Feindschaft. Von einer "einer ausgezeichneten Orchesterleistung mit einem herausragend musizierten Vorspiel" schreibt der "Wiesbadener Kurier". "Die deutsche Bühne" meint, dass "GMD Marc Piollet mit dem brillant spielenden Orchester eine wunderbar facettenreiche Interpretation gelingt". Und weiter: "Und der von Anton Tremmel einstudierte Chor schließlich, dem Kirsten Harms mit ihren frontalen Aufmärschen das Sängerleben versüßt, ist mit präziser Durchschlagskraft am Werk." Foto: Lena ObstWeiterlesen

"Lucia di Lammermoor" in Cottbus

30.04.2012 | Als "semiszenische Aufführung" hatte das Staatstheater Cottbus die "Lucia di Lammermoor" von Gaetano Donizetti angekündigt. Der Rezensent vom rbb meint dazu: "Im Zentrum des Abends stand ganz Donizettis unverstümmelte Musik. Die entschuldigend klingende Bezeichnung "semiszenische Aufführung" wäre gar nicht nötig gewesen." Die Oper, deren Libretto nach dem Roman von Sir Walter Scott entstand, erzählt eine düstere Liebesgeschichte, deren Protagonisten aufgrund von Intrigen und Habgier der sie umgebenden Menschen erst im Tod zueinander finden. Lucias Bruder Enrico weiß eine Heirat der Schwester mit dem geliebten Edgardo zu verhindern, löst damit Mord und Selbstmord aus und ist am Ende selbst ein Verlierer. "Enrico hat alles verloren. Der Chor, die Solisten, die Musiker und auch der Regisseur Hauke Tesch hatten indes alles gewonnen", schreibt die Lausitzer Rundschau. "Die Chorherren entfalteten in den Soldatenszenen eine martialische Klanggewalt; gemeinsam mit den Frauenstimmen tönten ‚Ritter und Edeldamen‘ homogen, intensiv und genau", heißt es dort weiter. Der Chor "sprudelte (…) auch diesmal vor Spielfreude." Belohnt wurde die Premiere von lang anhaltendem Applaus mit standing overations. Das Foto (Michael Helbig) zeigt James Elliott als Lord Arturo Bucklaw und Mitglieder des Staatsopernchores Cottbus.Weiterlesen

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