Premierenberichte

"Idomeneo" an der Komischen Oper Berlin

16.05.2011 | Regisseur Benedikt von Peter und Chefdirigent Patrick Lange haben Mozarts Oper "Idomeneo" auf den Spielplan der Komischen Oper gesetzt. Die Geschichte des Vaters, der sein eigenes Kind opfern muss, gehört zu den Urmythen der Menschheit. Mozart allerdings thematisiert hier nicht die Unterordnung des Menschen unter die göttliche Macht, er stellt sich vielmehr auf die Seite des Menschen, der gegen die göttliche Übermacht rebelliert. Musikalisch war die Premiere durchaus erfolgreich, aber "einen Mangel an szenisch zwingenden Einfällen" attestiert Peter P. Pachl der Inszenierung. Und: "Mit Auftritten in den Logen, sowie neben auf und auf dem Floß, etwa auf den Stühlen in sanftem Wellengang wippend, ist der Chor der Komischen Oper Berlin diesmal darstellerisch unterfordert." Dennoch: Musikalisch hat der Chor "volle Leistung" gebracht - und die Besetzung der Solisten-Rollen war durchweg gelungen. Das Foto (Wolfgang Silveri) zeigt die stürmisch gefeierte Erika Roos (Elektra) sowie Rainer Trost (Idomeneo) und David Becker (Kind).Weiterlesen

"Arabella" in Aachen

14.05.2011 | "Arabella" war die letzte gemeinsame Arbeit des erfolgreichen Künstler-Duos Richard Strauss und Hugo von Hofmannsthal. Viele Missverständnisse und Wirrnisse müssen die Schwestern Arabella und Zdenka durchleben, bis sie schließlich beide ihre große Liebe finden: auch die jüngere Zdenka, die - mangels Geld für eine Aussteuer - zunächst als Junge durchs Leben geht. Unter der musikalischen Leitung von GMD Marcus R. Bosch überzeugen Chor und Orchester des Theaters Aachen. Die Frauenrollen konnten - in hervorragender Qualität - von Hauskräften besetzt werden. Für die Männerrollen wurden auch Gäste eingeladen. Nicht immer logisch, aber stets den Spaß am Spiel hervorhebend die Inszenierung von Ludger Engels. Begeisterter Applaus am Schluss der Premiere für die Beteiligten. Das Foto (Wil van Iersel) zeigt die Statisterie, Michaela Maria Mayer, Mark Adler und Marek Gasztecki.Weiterlesen

"Chowantschtschina" in Dessau

14.05.2011 | Gipfeltreffen der Chöre in Dessau: Für Modest Mussorgskis Oper "Chowantschtschina" standen die Chöre des Anhaltischen Theaters Dessau und des Deutschen Nationaltheaters Weimar gemeinsam auf der Bühne - zunächst in getrennten Rollen-Funktionen, am Schluss sang man jedoch auch vereint. Der große logistische und probentechnische Aufwand hat sich gelohnt: Publikum und Medien reagierten begeistert auf dieses Chor-Experiment. Unter der musikalischen Leitung von Dessaus GMD Anthony Hermus sangen nicht nur die Chöre, sondern auch die Solisten, spielte auch die Anhaltische Philharmonie exzellent. Regie führte Andrea Moses, die das Kollektiv, die Masse ins Zentrum ihrer Deutung stellte und dennoch den einzelnen Chor-Sängern sehr individuelle Rollen zudachte. In der kommenden Spielzeit wird die Koproduktion in Weimar gezeigt, die Aufgabe des Chorleiters wird dann vom Dessauer Chordirektor Helmut Sonne auf seinen Weimarer Kollegen Markus Oppeneiger übergehen. Foto: Claudia HeyselWeiterlesen

"Lolita" in Wiesbaden

05.05.2011 | Uraufgeführt 1994 in Stockholm kam die Oper von Rodion Shchedrin nach dem gleichnamigen Roman von Vladimir Nabokov nun zum ersten Mal auf eine deutsche Bühne: Das Theater Wiesbaden setzte das Werk in der Inszenierung von Konstanze Lauterbach auf den Spielplan. Und sorgte außerdem dafür, dass die Oper erstmals in deutscher Sprache aufgeführt werden konnte. Lange Jahre war dies wegen rechtlicher Einschränkungen nicht möglich gewesen. Der Skandal, den das 1955 erschienene Buch von Nabokov einstmals auslöst, ist heute Stoff für die Geschichtsbücher. Die Leidenschaft des erwachsenen Hauptdarstellers Humbert Humbert für das Mädchen Lolita, das nichtsdestotrotz bereits eine fraulich-erotische Ausstrahlung hat, erregt heute - trotz der thematischen Aktualität - kaum mehr die Gemüter. Der russische Komponist Rodion Shchedrin (geb. 1932) hat Nabokovs Roman schon in den frühen 1960er-Jahren gelesen. Shchedrin empfand den Roman trotz seiner amerikanischen Ausgangssituation als genuin russisch. Seine Musik ist opulent und sinnlich - und wird von Marc Piollet am Pult, Orchester, Herrenchor und Extrachor des Wiesbadener Staatstheaters und den Gesangssolisten spannungsreich dargeboten. Lauterbachs Inszenierung setzt auf eine präzise Bebilderung von Musik und Text und ist ansonsten eher verhalten.Weiterlesen

"Der ferne Klang" in Nürnberg

05.05.2011 | "Ein großer Abend am Nürnberger Staatstheater", urteilt Peter Jungbluth im Bayerischen Rundfunk über die Aufführung der Oper von Franz Schreker. Erzählt wird die Geschichte eines Komponisten, der seine Verlobte verlässt, um sich auf die Suche nach dem "fernen Klang" zu machen. Viele Jahre später erst wird er feststellen, dass er diese Idee nur in der Nähe der Geliebten realisieren kann. 1912 uraufgeführt, hatte dieses spätromantisch-expressive Musiktheater-Werk beim vom Lebensgefühl des Fin de Siècle geprägten Publikum großen Erfolg und war der Startschuss für Schrekers Karriere als Opernkomponist. Bereits 1932 allerdings wurde dieser durch Angriffe der Nationalsozialisten ein Ende gesetzt. Seine Werke gerieten in Vergessenheit und werden erst seit kurzem wieder in die Spielpläne aufgenommen. Regisseurin Gabriel Rech hat das von Schreker erdachte "Spiel im Spiel" durch die Doppelbesetzung einiger Rollen in Szene gesetzt. Durchweg gute bis hervorragende Solisten und der "von Edgar Hykel gewohnt zuverlässig einstudierte Chor" (Donau-Kurier) machen den Opern-Abend zum Erlebnis. Das Foto (von Ludwig Olah) zeigt den Opernchor, Guido Jentjens (Dr. Vigelius), Jochen Kupfer (Rudolf), Astrid Weber (Grete).Weiterlesen

"Vom Meer" in Heidelberg

05.05.2011 | Alexander Munos Oper basiert auf Henrik Ibsens Schauspiel "Die Frau vom Meer". Ibsens Text ist eine komplexe psychologische Ehegeschichte und zugleich ein leidenschaftliches surrealistisches Märchen. Die Uraufführung "Vom Meer" fand nun am Theater Heidelberg statt. "Alexander Muno ist ein Meisterwerk gelungen", heißt es in der Rhein-Neckar-Zeitung. Und: "Ein großer Opern-Schlusspunkt der Intendanz von Peter Spuhler." Die musikalische Leitung der Heidelberger Uraufführung lag in den Händen von Dietger Holm, der - gemeinsam mit dem Orchester - eine großartige Leistung vollbrachte. In der Inszenierung von von Susanne Øglænd saß das Orchester auf der Bühne, die Sänger standen im Parkett - und der Chor sang aus der Ferne. Überzeugende Charaktere wurden überzeugend dargestellt. Das Foto (Markus Kaesler) zeigt Tabea Schattmaier als stumme Ellida.Weiterlesen

"The Voyage" in Trier

05.05.2011 | Die Oper "The Voyage" von Philip Glass entstand 1992 als Auftragswerk der Metropolitan Opera New York zum 500. Jahrestag der Entdeckung Amerikas. Glass interessierte dabei "dem Konzept Entdeckung nachzugehen" und die "Bereitschaft von Leuten, die ihnen bekannte Welt auf der Suche nach einer ihnen völlig unbekannten Welt zu verlassen". Glass schuf eine Oper, die ein fiktives Ereignis aus grauer Vorzeit (genauer: die Eiszeit) mit dem historischen Blick auf die Entdeckungsreise des Christoph Kolumbus und schließlich mit einer Science Fiction-Sentenz verbindet. Immer geht es dabei um die Reise ins Unbekannte. Die Europäische Erstaufführung fand 2002 in Linz statt, in Deutschland wurde die Oper nun erstmals am Theater Trier aufgeführt. Birgit Scherzer übernahm die Regie, setzte dabei auch Tänzer ein und zeigte vor allem mit ihren Choreografien eine ansprechende Leistung, die vom Publikum am Schluss mit begeistertem Beifall auch für die Tänzer gewürdigt wurde. Beifall auch für den stimmkräftigen Opernchor und den Extrachor des Theaters, die von Angela Händel einstudiert worden waren - und für Valtteri Rauhalammi am Pult des Philharmonischen Orchesters der Stadt Trier. Das Foto von Friedemann Vetter zeigt Chor, Extrachor und Statisterie des Theaters.Weiterlesen

"Madama Butterfly" in Essen

28.04.2011 | Auf Grund eines eingeleiteten Untersagungsverfahrens musste die Premiere von "Madama Butterfly" um einen Tag - von Karfreitag auf Gründonnerstag - vorverlegt werden. Das Theater verwies auf die "seit mehr als zehn Jahren herrschende Übung, am Karfreitag Vorstellungen von Oper oder Ballett durchzuführen" und wehrte sich auch gegen die in der Verbotsandrohung geäußerte Kunstauffassung, dass eine Aufführung von "Madama Butterfly" "in erster Linie der Unterhaltung des Publikums" diene. Trotzdem entschloss man sich zur Terminverschiebung. Nichtsdestotrotz gelang die Premiere in allen Bereichen. Regisseur Tilman Knabe verlegte die Handlung in das Asien von heute, seine packende Personenführung überzeugte. Am Dirigentenpult konnte Stefan Soltesz musikalisch mithalten, ebenso die Sänger: Auch Luis Chapa, der als Pinkerton einsprang, füllte die Rolle sängerisch und spielerisch vollkommen aus. Die Tragödie der Japanerin Cio-Cio-San, die den Amerikaner Pinkerton liebt, aber von ihm verlassen wird, ist also - auch am Gründonnerstag - ein Erfolg. "Ein großer Puccini-Abend", ist auf RP-online zu lesen. Das Foto (Jörg Landsberg) zeigt Zurab Zurabishvili als Pinkerton (sang nicht in der Premiere), Mikael Babajanyan als Sharpless, Annemarie Kremer als Cio-Cio-San und Mitglieder des Damenchores.Weiterlesen

"Lucrecia Borgia" in Halle

28.04.2011 | "Mit der ‚Lucrezia Borgia‘ von Gaetano Donizetti hat die Oper Halle einen echten Hit gelandet," schreibt Andreas Hillger in der "Mitteldeutschen Zeitung" und lobt den Chor, einstudiert von Jens Petereit, der seinen Teil zum Gelingen des Abends beiträgt. Dirigent Andreas Henning sprang kurzfristig ein - und bewältigte seine Aufgabe hervorragend. Donizetti greift hier den Mythos des Borgia-Geschlechts aus dem späten 15. Jahrhundert auf, den Victor Hugo ins Drama und Felice Romani anschließend in ein Opernlibretto verwandelt hatte. Die Inszenierung der tragischen Geschichte einer Mutter, die in ihrer Grausamkeit auch vor dem Mord am eigenen Sohn nicht zurückschreckt, hat Saskia Zschoch übernommen. Ihre szenische Gestaltung überzeugt nicht durchgehend, Orchester, Chor und (zum großen Teil aus dem Ensemble kommende) Solisten dafür umso mehr. Das Foto (Gert Kiermeyer, Theater, Oper und Orchester GmbH Halle) zeigt Carlo Cortés als Gennaro und Romelia Lichtenstein als Lucrecia Borgia.Weiterlesen

"Stürmische Höhen" in Magdeburg

21.04.2011 | Nach dem weltberühmten Roman "Wuthering Heights" von Emily Brontë hat Claude-Michel Schönberg, der unter anderem die Musicals "Les Misérables" und "Miss Saigon" geschrieben hat, 2002 sein erstes Ballett komponiert, das nun in Magdeburg seine deutsche Erstaufführung erlebte. In der Choreografie von Gonzalo Galguera erleben die Zuschauer die erschütternde Geschichte vom Findelkind Heathcliff, der sich vom liebenden Freund zum rächenden Unhold entwickelt. Die musikalische Leitung hat Pawel Poplawski. Das Foto (Nilz Böhme) zeigt Pavel Kuzmin, Kirill Sofronov, Eléonore Turri, Jake Burden, Veronika Zemlyakova, Andreas Loos sowie das Ensemble des Theaters Magedburg.Weiterlesen

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