Manfred Gurlitt hatte wohl vor allem Pech mit seiner Oper „Wozzeck“, die nur vier Monate nach der aufsehenerregenden, heute viel gespielten „Wozzeck“-Version von Alban Berg uraufgeführt wurde. Gurlitt wusste nichts von den Plänen des Komponistenkollegen – seine Oper verschwand jedoch nach dem Erfolg Bergs in der Versenkung. Zu Unrecht, wie manche Opernkenner sagen. In Bremen wird derzeit die bekanntere Version von Alban Berg gespielt, in Bremerhaven wurde nun Gurlitts „Wozzeck“ aus ebendieser Versenkung geholt. Mit Erfolg. Gurlitts Musik gilt als „weicher“, orientiert sich mehr an Tonalität. Regisseur Robert Lehmeier hat sich für eine Drehbühne entschieden – das gemeinsame Kind von Wozzeck und Marie ist in seiner Deutung behindert. „Robert Lehmeiers Tableau zeigt eine Gesellschaft ohne Liebe, ohne Empathie und Utopie“, schreibt die Nordsee-Zeitung. Der Regisseur habe sich auf sein „homogenes Ensemble“ verlassen können. Und: „Ein Extralob verdiente sich der von Jens Olaf Buhrow geleitete Opernchor, der sehr beweglich für starke Bilder sorgte.“. Der Weser-Kurier berichtet: „Der von Jens Olaf Buhrow einstudierte Opernchor war vor allem szenisch gefordert und verkörperte eine Mischung ganz unterschiedlicher Menschen von heute mit ganz unterschiedlichen Problemen.“ Das Fazit der Nordsee-Zeitung: „Der Bremerhavener ‚Wozzeck‘ ist keine leichte Kost, aber ohne Frage ein Theatererlebnis.“ Das findet auch Radio Bremen: „Es lohnt sich sicherlich, dieses selten gespielte Werk in Bremerhaven zu erleben.“ Das Foto (Heiko Sandelmann) zeigt Filippo Bettoschi (Wozzeck), Inga-Britt Andersson (Marie), Andrej Albrecht (Maries Kind), Thomas Burger (Doktor / Jude) und Mitglieder des Opernchors.