"Werther" in Braunschweig

„Dieser Jüngling wird uns bald alle übertreffen", erklärte Georges Bizet über den jungen Komponisten Jules Massenet. Dieser hatte bereits mit seiner „Manon“ große Erfolge erzielt; die Oper „Werther“ sollte ihre Uraufführung in Wien erleben, weil der Direktor der Opéra-Comique in Paris den Stoff zunächst ablehnte: zu Unrecht, wie sich zeigte, denn „Werther“ wurde stürmisch gefeiert. Massenet greift Goethes Geschichte vom unglücklich Liebenden auf, der sich, erkennend, dass er seine Liebe zu Charlotte niemals wird leben können, das Leben nimmt. Regisseur Benjamin Prins verdichte das Drama auf seinen inneren Kern, lesen wir in der Programmankündigung des Staatstheaters Braunschweig: auf „das Beziehungsgeflecht der vier Protagonisten, deren Gefühlsspielereien plötzlich von bitterem Ernst überschattet werden“. Der Regisseur lasse eine düster-romantische Stimmung à la Edgar Allan Poe walten, schreibt die Braunschweiger Zeitung, die im Übrigen die musikalische Leistung des Abends lobt: „Christopher Hein am Pult des Staatsorchesters geht an diesem mitreißenden Premierenabend in die Vollen [...]. Es ist fantastisch zu sehen, wie Hein mit deutlichen, auf Präzision drängenden Gesten den Orchesterapparat aufpeischt, emphatisch die Steigerungen herausfordert, die Motivarbeit dabei aber nicht verwischt, sondern hart herausgedonnerte Akkorde, seufzende Streicherfiguren, melodische Ausfaltungen klar zur Geltung bringt.“ Das Publikum reagierte begeistert. Das Foto (Volker Beinhorn) zeigt Ekaterina Kudryavtseva als Sophie und Eric Fennell als Werther.

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