Erklärung zur aktuellen Situation des Anhaltischen Theaters

08.03.2012 | In Sachsen-Anhalt veranlasst die derzeit stattfindende Diskussion um die Theaterfinanzierung den Personalrat des Anhaltischen Theaters zu folgender Erklärung:

Die Beschäftigten des Anhaltischen Theaters arbeiten seit 2003 nach einem eigens für dieses Haus abgeschlossenen Haustarif. Dieser legt einen solidarischen Verzicht aller Mitarbeiter von derzeit bereits bis zu 15 % fest und endet am 31. Dezember 2012.

Durch ihren Gehaltsverzicht von jährlich in Summe etwa 2 Mill. € konnten sie das Theater bis jetzt vor finanziellem Kollaps und Spartenschließungen bewahren. Sie entwickeln es mit mannigfaltigen Angeboten für Stadt und Umland weiter und rücken es in die Mitte des Leben dieser Stadt.

Der Erfolg des Anhaltischen Theaters ist gegründet auf dem Engagement und der Leistung seiner Mitarbeiter. Dies erkennen das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Dessau wohlwollend an und dürfen dies in der Zukunft gern weiter so erwarten. Dabei verkennen sie jedoch, dass die Wünsche und Forderungen an das Anhaltische Theater dieses Haus vor schier unlösbare Probleme stellt.

Die seit zwei Jahren diskutierte und dann beschlossene Kürzung des Zuschusses der Stadt Dessau ab 2013 nimmt uns jetzt bereits die Konkurrenzfähigkeit mit anderen Häusern gleicher Größe. Die qualitativ gleichwertige Besetzung von frei werdenden Stellen wird immer schwerer, obwohl das Anhaltische Theater seine Hausaufgaben gemacht hat und in der überregionalen Kritik, in Fachkreisen und in der Publikumsgunst bestens aufgestellt ist.

Die Stadt Dessau braucht dringend positive Schlagzeilen, eine Perspektive als Stadt ihrer Bürger und die Zukunftssicherung ihres traditionsreichen Theaters. Das Theater der historischen Region Anhalt, der unser Bundesland einen Teil seiner Identität und Namens verdankt und dessen 800 jähriges Jubiläum wir in diesem Jahr feiern, braucht Qualitätssicherung durch Perspektive!

Wenn die Leistungen der Mitarbeiter des Anhaltischen Theaters Wertschätzung von seinen Trägern erfahren soll, heißt das, dass die Arbeit der Mitarbeiter entsprechend der geltenden Tarifverträge zu entlohnen und damit auch anzuerkennen ist. Haustarife sind eine Übergangslösung, kein dauerhafter Zustand, auf dem Zukunft zu bauen ist.

Wir erwarten von der Stadt Dessau und dem Land Sachsen-Anhalt einen Zukunftsplan, der das noch ungebrochene Leistungsvermögen des Theaters anerkennt und nicht weiterhin auf strukturelle Entscheidungen in der Zukunft vertröstet. Ansonsten ist der Tod auf Raten vorprogrammiert und es wird der Abwanderung und dem Aussterben der Region Anhalt weiter Vorschub geleistet.

Personalrat des Anhaltischen Theaters
Vorsitzender
Ulrich Jäger-Marquardt