"Die tote Stadt" in Magdeburg

Paul lebt in einer „Kirche des Gewesenen“, in der er die Erinnerung an seine tote Frau Maria hochhält. Die Tänzerin Marietta gleicht der Toten so sehr, dass Paul sich ihr nähert, sich in sie verliebt, sie schließlich erwürgt. Realität und Illusion vermischen sich in Erich Wolfgang Korngolds Oper, die er 23-jährig schrieb. Der große Erfolg, der dem Werk in den 1920er-Jahren zuteil wurde, ging in der „kulturellen Gleichschaltung“ der Nazis unter. In Magdeburg nun wurde das Werk wieder aufgeführt – mit großem Erfolg. In dieser Interpretation löst sich das Geschehen nicht, wie das Libretto es vorsieht, als Traum auf. Paul begeht hier tatsächlich den Mord an der Doppelgängerin. Das Bühnenbild besteht vor allem aus einer großen Vitrine, die das Museale der Trauerarbeit symbolisiert. „Regisseur Jacob Peters-Messer setzt weniger auf die psychologisierend symbolistische Traumdeutung, als vielmehr auf ein handfestes Scheitern der Trauerarbeit seines Helden“, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung. Mit der Sänger-Besetzung habe der Regisseur ein außerordentlich glückliches Händchen gehabt, berichtet die Zeitschrift „Aspekt“. „Beste Stimmkultur bietet der Opernkinderchor des Konservatoriums ‚Georg Philipp Telemann‘, einstudiert von Martin Wagner. Die Magdeburgische Philharmonie schlägt sich sehr wacker unter ihrem taiwanesischen Chefdirigenten Kimbo Ishii, der die unterschiedlichen Genreblöcke dieser vielschichtigen Partitur geschickt zu einem Ganzen zwingt“, so der Kommentar in der neuen musikzeitung. Das Fazit: „Alles zusammen ein musikalischer Hochgenuss mit Suchtgefahr“, erklärt die Mitteldeutsche Zeitung. Und „Aspket“ bilanziert, die Magdeburger Aufführung sei „eine Hommage an das Genie des Komponisten, die man auf keinen Fall verpassen sollte“. Das Foto (Nilz Böhm) zeigt Wolfgang Schwaninger als Paul und Mitglieder des Ensembles.  

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