„Ti vedo, ti sento, mi perdo” ist die fünfte Oper von Salvatore Sciarrino, die während der Intendanz von Jürgen Flimm an der Staatsoper Unter den Linden gespielt wird. Flimm führt auch selbst Regie und erlaubt sich in der letzten Premiere seiner Amtszeit einen Hitchcock-Effekt, indem er mehrfach von einer Seite zur anderen über die Bühne läuft. Das passt insofern, als die Oper eine Probensituation zeigt, in der die Protagonisten auf den berühmten Komponisten Alessandro Stradella warten. Der aber kommt nicht – und nach einer Wartezeit von immerhin acht Jahren erreicht die Menschen auf der Bühne die Nachricht, dass Stradella unter mysteriösen Umständen einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen ist. Sciarrino vermischt hier eigene Musik mit der des Barockkomponisten. „Das Schwierigste an diesem Stück, wie generell bei vielen Werken von Sciarrino, ist der Umgang mit Stille und Raum“, erklärt der musikalische Leiter des Abends, Maxime Pascal, im Interview mit dem Dramaturgen. Die Kritik ist sich nicht einig in ihrer Bewertung sowohl der Musik Sciarrinos als auch der Inszenierung. Eher mau findet der Rezensent des rbb den Abend. Die neue musikzeitung berichtet: „Die hohen Tremoli der Streicher und einzelne laute Schläge, das Flirren hat etwas von Krimi-Musik. Und wie einen Krimi hat es Jürgen Flimm inszeniert, allerdings gewürzt mit rheinischem Humor. So entstand eine skurrile Mischung von Bergmanns ‚Szenen einer Ehe‘ und ‚Dinner for one‘“. Das Publikum im nicht vollen Saal applaudierte jedoch begeistert. Das Foto (Clärchen und Matthias Baus) zeigt Anna Bast und Anna Olkhovaya als Tänzerinnen.