„Den 4. Akt der Aufführung ‚Die Soldaten‘ wird das Publikum von der Bühne aus erleben. In diesen letzten 20 Minuten können sich die Zuschauer frei auf der Bühne bewegen, es gibt keine Sitzmöglichkeit.“ Diese Regie-Idee hatte das Nürnberger Staatstheater vor der Premiere von Bernd Alois Zimmermanns epochalem Musiktheaterwerk schon einmal angekündigt. Tatsächlich war die „freie Bewegung“ wohl doch eingeschränkt. „Umzingelt von drei Schlagzeuggruppen mit jeweils mindestens sechs Pauken und von einer Menge an Lautsprechern drängeln wir uns umeinander wie in einem schwarzen Aquarium“, so beschreibt es die Deutsche Bühne. Regisseur Peter Konwitschny deutet an, dass ein Teil des Geschehens um das Bürgermädchen Marie, das auf den gesellschaftlichen Aufstieg durch Heirat hofft, schließlich aber als Bettlerin endet, nur ein Traum sei. Vorlage ist ein gleichnamiges Drama von Jakob Michael Reinhold Lenz. „Zimmermann macht aus dem Sturm-und-Drang-Stück über den Fall der Marie ein Drama über die Katastrophe einer Menschheit, die alle Werte über Bord geworfen hat“, erklärt das Staatstheater in seiner Ankündigung. Nicht alle Regieeinfälle überzeugen die Kritier, aber „das Sängerensemble ist in Nürnberg zu einer hervorragenden Ensembleleistung zusammengewachsen, unterstützt von einer, das darf man bei Konwitschny bewundern, intensiven Personenregie“ (Die deutsche Bühne). Die neue musikzeitung berichtet von einer „musikalisch dank einer exquisiten Ensemble- und Orchesterleistung beeindruckenden Produktion“. Die Leipziger Volkszeitung schreibt: „Vor allem der hervorragende Herrenchor (Leitung: Tarmo Vaask) und dessen viele kleine Soli zeigen die dünne Schale der Zivilisation und Staus von Aggressionen, die aus den Menschentieren herausbrechen.“ Fazit der Nürnberger Nachrichten. „Das Staatstheater legt mit den ‚Soldaten‘ einen beeindruckenden Beleg seiner eminenten künstlerischen Leistungskraft ab.“ Einen Beleg, der laut der Nürnberger Zeitung nicht beim Verlassen des Theaters endet: „Zimmermanns Musik wirkt, wenn man wieder herausgeht in den Lärm unserer Welt, noch lange nach.“ Das Foto (Ludwig Olah) zeigt Jochen Kupfer als Stolzius und den Chor.