Händels Oper „Serse“ (oder „Xerxes“) hat das Zeug für eine Seifenoper. Insofern ist es nicht überraschend, dass der Stoff auf der Bühne gerne für eine Darstellung in der Gegenwart genutzt wird. Das tut auch Regisseurin Louisa Proske in Halle im Rahmen der Händel-Festspiele. Xerxes ist hier einer von den Bossen, der im Privatjet reist. Letzterer ist prominent auf der Bühne platziert. Die Geschichte der beiden Brüder Xerxes und Arsamene, die beide die gleiche Frau lieben, sich darüber entzweien, und alles, was daraus folgt, spielt also im heutigen Jet-Set; auch mal ein paar Klimakleber mischen sich ein. Am Ende bekommt Arsamene Romilda, die Frau, die er liebt (und sie ihn), Xerxes die Frau, mit der er schon verlobt war, und Romildas Schwester Atalanta „macht sich wieder auf die Pirsch“, wie es in der Kritik der neuen musikzeitung (nmz) zu lesen ist. Den Kritiker der FAZ überzeugt Proskes Lesart: „Die Regisseurin muss ein paar sehr heitere Stunden gehabt haben, als sie ihre Lesart dieser Oper von Georg Friedrich Händel entwickelte.“ Auch in der nmz ist von einer „unterhaltsamen Inszenierung“ zu lesen. Bei allem Klamauk fehlt es – vor allem musikalisch – nicht an Ernsthaftigkeit. Besonders hervorgehoben wird Anna Bonitatibus in der Titelrolle, die auch mit dem diesjährigen Händelpreis ausgezeichnet wurde. Die nmz schreibt: „Zu dem Tempo und der gelegentlich aufblitzenden Bravour des Intrigenspiels auf der Bühne passt die zupackende beredete Art, zu der Attilio Cremonesi das Händelfestspielorchester durchgängig animiert. Musikalisch ist der Abend durchweg ein Genuss.“ Am Schluss gab es Jubel für alle Beteiligten. Das Foto (Anna Kolata) zeigt Yulia Sokolik als Amastre, Andreas Beinhauer als Elviro und Statisterie der Oper Halle.