„Salome“ von Oscar Wilde stand auf dem Index, als Richard Strauss das Stück in einer Privataufführung erlebte und beschloss, daraus eine Oper zu machen. „Er fordert darin das Genre heraus: Eine rauschhafte und liebestrunkene Musik kontrastiert das denkbar grässlichste, monströseste Geschehen.“ So lesen wir es auf der Webseite der Deutschen Oper Berlin, die die „Salome“ jetzt auf die Bühne brachte. „Wie konnte aus Salome ein Ungeheuer werden: Claus Guth ist dieser Frage in seiner Inszenierung von Richard Strauss' Meisterwerk an der Deutschen Oper Berlin nachgegangen, mit der ihm eigenen, kompromisslosen Gründlichkeit.“ So lesen wir in den Kieler Nachrichten. Guth hat die Titelfigur gleich versechsfacht und stellt die Salome in verschiedenen Lebensaltern dar. Deutlich wird, dass Herodes die Stieftochter in ihrer Kindheit missbraucht hat. „Neben der intelligent gestaltenden, wenn auch stimmlich angeschlagenen Naglestad, dem vokal schlanken Michael Volle als Jochanaan und dem agilen, wortverständlichen Burkhard Ulrich als Herodes bewegt sich das vielköpfige Ensemble des Hauses an diesem Abend auf höchstem Niveau“, urteilt die Berliner Morgenpost über das musikalische Geschehen. Die Welt berichtet von einem „blendend ausbalancierten Orchester unter Alain Altinoglu“. Die Regiearbeit bewerten Kritiker anders als das Publikum, das diverse Buh-Rufe für den Regisseur bereithielt. „Die eminente Delikatesse dieser originellen Produktion ist jedoch auch in hohem Grade sehenswert. Sie richtet sich allerdings an Zuschauer, die ihr Gehirn nicht an der Garderobe abgeben. Ein paar Regieeinfälle weniger hätten es aber auch getan“, so schreibt Die Welt. Und die Berliner Morgenpost: „Eine bemerkens- und bedenkenswerte Aufführung – und ungeachtet der Buhs für das Regieteam nicht nur in musikalischer Hinsicht.“ Foto: Monika Rittershaus