"Saint François d’Assise" in Darmstadt

Ob man Olivier Messiaens einziges Opernwerk wirklich als „Oper“ oder nicht doch eher als Oratorium begreift, sei dahin gestellt. Am Staatstheater Darmstadt wurde das Werk jetzt jedenfalls szenisch auf die Bühne gebracht – mit nicht geringem Aufwand. Vorab gab es noch „L‘Orfeo“ von Claudio Monteverdi. Messiaen selbst hat (Original-)texte und Anordnung der Texte in seinem Werk selbst konzipiert und sich dabei unter anderem an die Schriften des Heiligen Franziskus gehalten. Insgesamt dauert der Abend mehr als fünf Stunden und hat durchaus sphärische Passagen. „Regisseur Karsten Wiegand und Videokünstler Roman Kuskowski hüten sich davor, solche Meditationen mit zu viel Beiwerk zu überladen“, schreibt die Rhein-Neckar-Zeitung. Die Frankfurter Rundschau kommentiert: „Was Intendant Karsten Wiegand an synästhetischer Interaktion aller in einem Opernhaus zur Verfügung stehenden visuellen, tektonischen, kinetischen und natürlich klanglichen Mittel zu einer grundstürzenden Wahrnehmung entfesselte, ist beispiellos.“ Musikalisch ist „Saint François d’Assise“ eine Herausforderung. „Wie die Figuren im Stück lernen, auf Gott zu vertrauen, so muss hier der Dirigent auf seine Musiker vertrauen – das berühmte Vogelkonzert allein besteht aus so vielen Melodien, dass er gar nicht anders kann, als das Orchester einfach spielen zu lassen“, so der Kommentar des Staatstheaters. Das ist offenbar gelungen. „Darmstadt hat sich auf denkwürdige und erfahrungsgesättige Weise den messiaenschen Kosmos einer klanglichen Inkarnations-Ästhetik erschlossen“, schreibt die Frankfurter Rundschau. „Herausragend sind die Leistungen aller Beteiligten (Choreinstudierung Johannes Püschel und Christian Ross)“, meint die Rhein-Neckar-Zeitung. Echo Online schließlich schreibt von einem „großen Opernabend“. Das Foto (Stephan Ernst) zeigt Georg Festl als St. François.

Zur Premierenübersicht