"Roméo et Juliette" in Erfurt

Charles Gounod hat die weltberühmte Geschichte von Romeo und Julia sehr nah am Originaltext vertont. Zu seinen Lebzeiten war die Oper seine erfolgreichste, heute spielt sie auf deutschen Bühnen eher eine Außenseiterrolle. Regisseur Federico Grazzini hat sie in Erfurt inszeniert und dabei den Geschmack von Publikum wie Kritikern getroffen. Er lässt die Handlung mit der Schlussszene beginnen, in der die Liebenden den Tod finden – und das auch noch in der Pathologie! Die gesamte Handlung spielt im Hier und Jetzt. „Dem 1982 in Florenz geborenen Regisseur Frederico Grazzini (…) gelingt in Erfurt der publikumsfreundliche Balanceakt zwischen Modernisierung der Story und punktuell imaginierter Sinnlichkeit der Bilder“, schreibt die neue musikzeitung (nmz). „In Grazzinis spartanisch wirkendem Regie-Bogen erhält die Spiel und Gesang gleichermaßen würdigende Personenführung pointiertes Gewicht“, so die Thüringer Allgemeine, die fortfährt: „Deshalb darf der die stets feine, unbeteiligte Gesellschaft mimende Opernchor elegant pantomimisch agieren und zugleich mit schönem, oratorisch anmutendem Lamento den ‚Tag der Trauer‘ besingen.“ Auch die nmz hat den Chor im Auge: „Jessica Krüger hat für diese Gesellschaft eine Unisono-Choreografie erfunden, die der von Andreas Ketelhut fabelhaft einstudierte Chor mit Charme und ironischem Witz präsentiert. Was genauso gelungen ist wie die durchchoreographierten Schlägereien zwischen den Jungendgangs der Capulets und den Montaigus.“ Auch Samuel Bächli am Pult erhält Lob: Er bringe das Orchester dazu „gleichsam französisch zu reden, also zu schwelgen und aus auszuschmücken, Leidenschaft zuzulassen, aber auch den Hass und die Verzweiflung, die dieser Musik innewohnt und mit Geschmeidigkeit und Sängerfreundlichkeit zu beeindrucken“, so die nmz, die dem gesamten Ensemble attestiert, es habe sich „aufs beste bewährt“. Foto: Lutz Edelhoff

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