„Ich bin der Welt noch einen Tannhäuser schuldig“, erklärte Richard Wagner noch kurz vor seinem Tod – und lange nach der Uraufführung seiner Oper über den Sängerkrieg auf der Wartburg, die in Dresden stattgefunden hatte. Er feilte auch nach der Fertigstellung immer wieder an seinem Werk. Das Theater Lübeck hat nun zum Spielzeitauftakt die Dresdner Fassung zur Aufführung gebracht. Regisseur Florian Lutz schreckt dabei vor der Einbeziehung des Publikums nicht zurück. Werden sie bereits im Foyer nach ihrer Definition von „Sünde“ befragt, so sollen sie vor dem eigentlichen Start der Oper erst einmal mitsingen – und dürfen dann auch an der Sünde auf der Bühne teilhaben. Die Sänger-Gesellschaft wird später durch die bundesdeutsche politische Führungsriege personifiziert. Elisabeth als Angela Merkel… „Florian Lutz hat ein diskussionsanregendes Konzept stringent umgesetzt… Alles in allem kann sich Lübeck einer der aufregendsten, packendsten und politisch wirklich aktuellen Tannhäuser-Deutungen rühmen“, schreibt die nmz. Musikalisch sieht der Rezensent noch Verbesserungsmöglichkeiten, aber: „Der szenische Rahmen freilich rückt das etwas abgelegene Lübeck mit diesem Tannhäuser durchaus in Zentrum der Wagnerwelt.“