24.04.2014 | Eine Premiere der besonderen Art präsentierte die Berliner Staatsoper im Schillertheater. Deren musikalischer Chef Daniel Barenboim bot der von der Berliner Kulturpolitik stark "gekürzten" Choreografin Sasha Waltz eine Bühne: Gemeinsam präsentierten sie einen "Tannhäuser" und verweigerten im Vorfeld jedwede Information. Klar war nur: Es wird getanzt… Entsprechend hoch waren die Erwartungen. Das Ergebnis spaltete Zuschauer wie Kritiker. Waren die einen ganz begeistert von Waltz‘ Interpretation, so musste sich die Star-Choreografin auch Buhs aus dem Publikum und Kritik in den Medien gefallen lassen. Gleich zu Beginn präsentieren sich die 18 Tänzerinnen und Tänzer der Compagnie in einem Trinkgelage, in dem die einen (Rheinische Post) hohe "erotische Spannung" erkennen, die anderen (Deutschlandfunk) hingegen "keine Sinnlichkeit". "Daniel Barenboim und Sasha Waltz, das passt gut. Ihre erste Zusammenarbeit an der Berliner Staatsoper, Richard Wagners ‚Tannhäuser‘, ist ein Triumph", schreibt der Tagesspiegel. Die Berliner Zeitung dagegen bemängelt: "Zum ausdrucksvollen Ganzen wird es an diesem Abend nicht kommen." Und später: "Ansonsten wird das Stück so brav wegerzählt wie ein Heinz-Rühmann-Film." Einig sind sich die Kommentatoren über die Qualität der musikalischen Leistung. "Die Staatskapelle unter Daniel Barenboim zeigt sich in Hochform, lässt zarten Büßerschmelz ebenso hören wie Sinneslust," meint die Berliner Zeitung. Und die Rheinische Post urteilt: "Barenboim setzt mit seiner Staatskapelle bewusst auf langsame, genüssliche Tempi und höchste Präzision." Das Foto (Bernd Uhlig) zeigt Marina Prudenskaya als Venus, Peter Seiffert als Tannhäuser und Tänzerinnen und Tänzer.