"Die Schachnovelle" in Kiel

"Die Schachnovelle" in Kiel

03.06.2013 | Stefan Zweigs "Schachnovelle" als Opernstoff? Eine Erzählung, in der weder Handlung im eigentlichen Sinne noch Dialoge im Vordergrund stehen, scheint wenig geeignet, um sie auf die Opernbühne zu bringen. Das bestätigt auch Librettist Wolfgang Haendeler: "Der Stoff eignet sich schwerlich. Wenig Dialoge. Schachpartien. Nicht gerade theatralisch. Aber er eignete sich für Cristóbal Halffter…". Der spanische Komponist schrieb das Werk für die Kieler Oper, wo nun die Uraufführung stattfand. Der Stoff wird in der Reihenfolge umgedreht, die zeitliche Abfolge damit chronologisch erzählt: Der Zuschauer erlebt die Hauptfigur, den von den Nazis inhaftierten Dr. Berger, zunächst in seinem Gefängnis und bei seiner geistigen Flucht in das Schachspiel, das sich mangels Brett und Figuren nur in seinem Kopf abspielt. Im Anschluss wird die Begegnung mit dem Schachmeister Czentovic auf der Schiffspassage nach Südamerika dargestellt. Hier treffen zwei komplett unterschiedliche Spielmotivationen aufeinander: Während der eine des Geldes wegen Schach, agiert der andere aus idealistischen Motiven. "Dr. Berger verliert die Partie (…), doch er gewinnt etwas anderes …", schreibt die Kieler Oper in ihrem Programmtext. Die "deutsche Bühne" bewertet Halffters Musik: "All das könnte kitschig entgleisen, wäre da nicht Halffters immer noch von jugendlich wilder Energie durchglühte, den Ersthörer nicht selten aggressiv überfordernde Musik." Und lobt die musikalische Umsetzung: "Unter der Leitung von Generalmusikdirektor Georg Fritzsch lassen sich die groß besetzten Kieler Philharmoniker bravourös darauf ein, ihre individuelle Stimme (…) in großen Tonströmen zu bündeln." Auch die gesangliche Leistung findet Anerkennung: "Die Kieler Oper hat die mehr als zwei Duzend Rollen mit Mitgliedern des Ensembles besetzt. Allen voran stellt Jörg Sabrowski dessen Leistungsfähigkeit unter Bewei", ist auf nmz-online zu lesen. Der Chor schließlich symbolisiert geisterhafte Schachfiguren, die als Handlanger des Terrorregimes auftreten. Das Foto (Olaf Struck) zeigt Jörg Sabrowski als Dr. Berger.

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