26.06.2012 | Zu Beginn wird Euridice bei einer Demonstration erschossen. Transparente zeigen die Forderungen der Demonstranten: "Liberté", "Liebe" oder "Free Syria". Der aktuelle Bezug ist unverkennbar. Die Geschichte ist bekannt: Orfeo erhält die Erlaubnis, die Geliebt aus dem Totenreich zurückzuholen, dreht sich aber strotz strengen Verbots zur ihr um - und verliert sie ein zweites Mal. Bei Gluck aber gibt es ein Happy End: Amor hat ein Einsehen und sorgt für ein erneutes Erwachen Euridices. Der Regisseur von Glucks "Orfeo ed Euridice", Bernhard Stengele, konzentriert seine Interpretation auf das Wesentliche: Drei Solistinnen und Chor sind die Akteure auf der Bühne. Selbst auf das Ballett hat Stengele verzichtet, lässt nur den Chor eine Choreografie ausführen, die von Ivan Alboresi einstudiert wurde. "Viel Raum gibt das musikalische Werk den Gefühlen von Trauer und Hoffnung, verstärkt in der Inszenierung durch die Choreografie von Ivan Alboresi, der für eine anrührende, rituell geformte Bewegungssprache des Opernchores verantwortlich zeichnet", heißt es in der Südwestpresse. Und die Mainpost schreibt: "Glucks ‚Orfeo‘ gibt dem Chor viel Raum. So können die von Markus Popp präparierten Damen und Herren immer wieder für anrührende Momente sorgen." Am Ende einige wenige Buhs, aber vor allem begeisterter Beifall mit Standing Ovations für die Akteure. Das Foto (Falk von Traubenberg) zeigt Mitglieder des Opernchors und des Philharmonischen Orchesters.