15.04.2013 | Keine patriotische Glanzoper, wie es das Uraufführungspublikum vielleicht erwartet hatte, sondern eine Werk, das sich auf die inneren Konflikte der Personen konzentriert: Benjamin Brittens "Gloriana" wurde zwar als Teil der Krönungsfeierlichkeiten der britischen Königin Elisabeth II. 1953 komponiert. Aber das staatstragende Element fehlte; "folgerichtig" fiel die Oper durch und wird bis heute selten gespielt. Simone Young entschloss sich nun, "Gloriana" auf den Spielplan zu setzen. Im Mittelpunkt steht Elisabeth I., eine einsame Frau, die sich im Widerstreit ihrer persönlichen Gefühle für den Grafen von Essex und der vermeintlichen Staatsraison für letztere entscheidet - und schließlich eigenhändig das Todesurteil des Geliebten unterzeichnet. Richard Jones führte Regie und verlegte die Handlung in die Zeit der zu krönenden Elisabeth II. Seine Auslegung stieß beim Premierenpublikum wie in der Presse auf ein geteiltes Echo. Am Ende der Vorstellung war eben viel Beifall auch das eine oder andere Buh zu hören. Die musikalische Interpretation von Simone Young kommt besser an. "Simone Young zeigte am Pult der glänzend inspirierten Philharmoniker großes Gespür für den historisch fein gebrochenen festlichen Glanz sowie für die beunruhigend dunklen Seelen-Farben der Partitur", schreibt die Berliner Morgenpost. "Auch musikalisch kann man die Hamburgische Staatsoper zu dieser Neuproduktion beglückwünschen", berichtet der NDR. Und das Hamburger Abendblatt findet: "Brittens quecksilbrige Instrumentationskunst und sein unerschöpflicher Einfallsreichtum an Motiven und Melodien machen die ‚Gloriana‘ zu einem musikalischen Ereignis, das die Philharmoniker unter Simone Youngs engagierter Stabführung regelrecht auszukosten schienen." Lob gab es durchweg für die großartige Leistung von Amanda Roocroft, die als Darstellerin der Titelfigur drei Stunden lang im Einsatz war. Das Foto (Brinkhoff/Mögenburg) zeigt Robert Murray als Earl of Essex, Amanda Roocroft als Queen Elizabeth I., Clive Bayley als Sir Walter Raleigh, Moritz Gogg als Lord Mountjoy sowie den Chor der Hamburgischen Staatsoper und Statisten.