"Doktor Schiwago" in Regensburg

Viel Beachtung fand die jüngste Uraufführung am Regensburger Theater: Der russische Komponist Anton Lubchenko hatte sich an Boris Pasternaks Monumentalwerk „Doktor Schiwago“ gewagt und es als große Oper vertont. Die Geschichte um den russischen Titelhelden, der die Wirren des ersten Weltkriegs und der kommunistischen Revolution erlebt und sich zwischen zwei Frauen nicht entscheiden kann, ist spätestens seit der Hollywood-Verfilmung bestens bekannt. In Regensburg gab es kurz vor der Premiere Knatsch zwischen Komponist, der gleichzeitig auch dirigierte, und Regisseur Silviu Purcarete, dessen Inszenierung dem Schöpfer des Werks wohl zu ironisch-kritisch war. „Ich habe diesen Konflikt nicht gewollt und finde, er hat im Theater auch nichts verloren“, erklärt Auftraggeber und Intendant Jens Neundorff im BR-Interview. Einig sind sich alle Kritiker in der Einordnung von Lubchenkos Musik: „eine schamlos bombastische Mixtur aus Klassikklischees, Stilisierungen und Zitaten“, urteilt die FAZ. „Schwülstig und reaktionär“, findet der Deutschlandfunk dieses Werk. Eine „überbordende Zitatensammlung“ erkennt der Kritiker der Süddeutschen: „ein bisschen Tschaikowsky, etwas Schostakowitsch und sehr viel Putin.“ Einigkeit herrscht aber auch über die großartige musikalische Leistung der Ausführenden: „In allen Belangen wirklich grandios besetzt und fabelhaft musiziert“ sei diese Aufführung gewesen, heißt es in der SZ. „Jenseits dieser Einwände bleibt es Tatsache, dass sich die Regensburger Musiker brillant ins Zeug legen“, ist im Deutschlandfunk zu hören. Und im BR: „Rückhaltlos zu loben sind in Regensburg Chor, Orchester und Solisten, wie sie Lubchenkos Monumentalwerk auf die kleine Bühne wuchteten, das war fast furchteinflößend. Eine herausragende Gemeinschaftsleistung.“ Das Foto (Jochen Quast) zeigt Vitali Ishutin, Opernchor und Statisterie.

Zur Premierenübersicht