"Carmen" in Cottbus

"Carmen" in Cottbus

23.10.2013 | In die aktuelle Flüchtlings-Diskussion passt Matthias Cottbuser Oldags "Carmen"-Inszenierung bestens. Illegale Arbeiterinnen, illegale Flüchtlinge und Menschenhandel sind in die Handlung eingebaut. Oldag verlegt die Oper damit in die Gegenwart, von Zigeuner-Romantik ist hier nichts mehr zu spüren. "Die Figuren sind dem Cottbuser Ensemble buchstäblich auf die Haut geschneidert. Oldag beherrscht eine psychologische Personenführung und nutzt sie um die Opernfiguren von ihrem Postament der mythischen Überhöhung herunter zu holen", war im Kulturradio zu hören. Musikalisch ordentlich: "Marc Niemann machte mit dem Philharmonischen Orchester einfach alles richtig. Die Tempi perfekt wie ein Metronom, alle dynamischen Vortragszeichen absolut genau ausgeführt, Akzente, Crescendi, fette dunkle Streicher, was immer man hören wollte." Aber, so die Rezensentin: "Keine Gänsehaut nirgends." Der Chor singt unkomstümiert von den Seitenlogen, "zwar auf Deutsch in der Felsenstein-Fassung, aber erfreulich französisch leicht und stilsicher", so die Lausitzer Rundschau. Das Fazit hier: "Ein lohnender Abend, genau durchdacht und ein seltenes Beispiel dafür, dass ein Werk von 1875 heute sogar noch aktueller sein kann als zur Entstehungszeit." Das Foto (Marlies Kross) zeigt James Roser als Escamillo, Jens Klaus Wilde als Don José, Marlene Lichtenberg als Carmen, Debra Stanley als Frasquita und Carola Fischer als Mercédès.

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