15.06.2012 | Vorbild für den Titelhelden der Oper von Modest Mussorgskij ist eine reale historische Gestalt: Boris Godunow gilt als schillernde Figur der russischen Geschichte, machthungrig und geschickt. Fast ohne dynastische Legitimation wurde er 1598 zum Zaren gewählt. Mussorgskij hat in seiner Oper die Ansicht übernommen, Godunow sei ein Thronräuber gewesen und lässt ihn als Zaren mit den Schatten der Vergangenheit hadern. Gerüchte, Boris habe den rechtmäßigen Thronfolger ermorden lassen, spielen hier eine wesentliche Rolle: Der vermeintliche Dimitrij erhebt Anspruch auf den Thron und setzt sich schließlich gegen Godunow durch, der schließlich den Tod findet. 1871 wurde die Oper vom russischen Musiktheaterkomitee zunächst abgelehnt, nach diversen Bearbeitungen und Interventionen konnte sie 1873 im Mariinski-Theater uraufgeführt werden. Das Werk war zunächst ein großer Erfolg und blieb 7 Jahre im Repertoire. Nach dem Attentat auf Zar Alexander II. (1881) wurde sie erneut verboten. Das Pfalztheater Kaiserslautern hat sich für die ursprüngliche Instrumentation Mussorgskijs und nicht für die - gängigere - von Rimskij-Korsakow entschieden. Der Premiere in Kaiserslautern wurde begeistert applaudiert. "Die Premiere am Samstagabend hatte gleich mehrere Gewinner: Luciano Batinic in der Titelpartie, der von Ulrich Nolte glänzend einstudierte Chor und ein unter der Leitung von Till Hass ungemein plastisch und packend agierendes Pfalztheaterorchester", schreibt die "Rheinpfalz". Und noch einmal wird hier der Chor erwähnt: "Fast immer dabei: der großartige Chor. Vielleicht der wichtigste Handlungsträger dieser Oper überhaupt." Und auch der "Opernfreund" findet volles Lob für Chor und Orchester: "Dem Orchester gelang zu dieser Inszenierung die idealtypische Begleitung und vice versa… Das Publikum zollte dieser Leistung zu Recht großen Beifall wie auch dem Chor, der in dieser Oper eine tragende Rolle spielt, präzise sang und anscheinend mit der russischen Sprache keine Probleme hatte: Kompliment!" Das Foto (Markus Kaesler) zeigt Luciano Batinic als Boris.