"Boris Godunow" in Darmstadt

Modest Mussorgskijs „Boris Godunow“ erzählt vom Auf- und Abstieg eines russischen Herrschers. Die Befreiung von seinem usurpatorischen Joch am Ende der Geschichte lässt das Volk jubeln, aber ein „Gottesnarr“ weiß es besser: der Nachfolger, der sich der Macht ebenso wie Boris unrechtmäßig bemächtigt hat, wird es nicht besser machen. Regisseur Christian Sedelmayer hat sich für eine konventionelle Deutung entschieden, was bei Publikum wie Kritikern mit mäßiger Begeisterung aufgenommen wird. Vor allem aber ist Mussorgskijs Oper eine Choroper. Ein „musikalisches Volksdrama“ hat er sie selbst genannt. Und dass das Volk hier im Zentrum des Geschehens steht, haben Sedelmayer und Dirigent Will Humbug am Pult gut herausgearbeitet. Nicht zuletzt durch die Kooperation mit dem Staatstheater Wiesbaden: Dadurch konnten rund 80 Chorsänger auf der Darmstädter Bühne stehen. „Sedelmayer stellt das Kollektiv als Hauptfigur dem Zaren gegenüber – eine psychologisch durchleuchtete Liebesgeschichte zwischen Boris und Volk: Der Chor als große Sing-Gemeinschaft der Darmstädter und Wiesbadener Staatstheater (hervorragend einstudiert von Thomas Eitler-de Lint und Albert Horne) schlägt sich in der auf Russisch gesungenen Aufführung großartig“, berichtet das Darmstädter Echo. Und: „Generalmusikdirektor Will Humburg am Dirigentenpult weiß, wie er mit dem Staatsorchester Darmstadt die unterschiedlichen musikalischen Charaktere der Szenen ausformen muss.“ Das Foto (Markus Kaesler) zeigt die Opernchöre der Staatstheater Darmstadt und Wiesbaden.

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