"Die Passagierin" in München

Mieczysław Weinbergs Oper, die auf der autobiografischen Erzählung der polnischen Auschwitz-Überlebenden Zofia Posmysz basiert, hat nach ihrer Uraufführung (14 Jahre nach dem Tod des Komponisten) bei den Bregenzer Festspielen 2010 ihren Weg auf die Opernbühnen gefunden. An der Bayerischen Staatsoper inszenierte jetzt Tobias Kratzer die Oper, die von der Begegnung der ehemaligen Auschwitz-Wärterin Lisa mit Marta, die im gleichen Lager inhaftiert gewesen war, 15 Jahre nach dem Krieg auf einem Kreuzfahrtschiff nach Brasilien erzählt. Die ganze Bühne zeigt die Ebenen dieses Schiffes; Kratzer verzichtet auf eine direkte Darstellung des KZ. Diese Kulisse habe etwas Bedrohliches und etwas Serielles, so Katzer im BR-Gespräch. Und: Aus jeder Person, die sie treffe, höre Lisa ihre Schuld sprechen. Denn die Erinnerung und ihre eigene Schuld holt sie ein. In München steht sie zweifach auf der Bühne, ihr Alter Ego erscheint in der Person einer alten Frau. „Kratzer hat seine eigene Logik, und die ist bezwingend. Sie besteht darin, dass Verstehen über alles Gedenken hinaus als Teil von Verantwortung reklamiert wird – mit den Mitteln des Theaters“, schreibt die FAZ. Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert die musikalische Leistung dieses Premierenabends: „Das Bayerische Staatsorchester durchdringt diese anspruchsvolle Partitur geradezu mustergültig, nicht minder präsent wirkt der Staatsopernchor. Diese Neuproduktion ist musikalisch aus einem Guss, ein großer Wurf.“ Foto: Wilfried Hösl

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