"Die Passagierin" in Altenburg/Gera

„Wider das Vergessen“ heißt eine Themenreihe des Theaters Altenburg-Gera, in der jetzt Mieczysław Weinbergs Oper „Die Passagierin“ gezeigt wurde. Erst nach Weinbergs Tod, im Jahr 2010, wurde die Oper in Bregenz uraufgeführt. Inzwischen haben sich einige Theater an das Stück gewagt, das die Verbrechen des Holocaust einer bundesdeutschen Gegenwart in den 1960er-Jahren gegenüberstellt. Lisa, einst KZ-Aufseherin in Auschwitz, begegnet auf einem Ozeandampfer der ehemaligen Lager-Insassin Marta. Die Oper zeigt im Wechsel verschiedene Zeit-Ebenen. Regie führte Intendant Kay Kuntze. „Kuntzes waghalsig-genialer Regiekniff, beide Ebenen zu verschmelzen, gelingt völlig, ohne Missverständnisse zu erzeugen“, schreibt die otz. Weinbergs Musik sei „absolut eigenständig, ergreifend, bedrückend, betörend und bietet das ganze Spektrum an Emotionen des Musiktheaters“, so die neue musikzeitung (nmz). „Die Solisten und der Chor singen auf einem Niveau, wie es einem Haus dieser Größe zur Ehre gereicht, so die otz. Im Interview mit dem MDR weist Kay Kuntze auf die verschiedenen „Rollen“ der Musik in der Oper hin: Sie kann Trost spenden, sie ist aber auch Machtausdruck der Mächtigen, dient der Unterdrückung und Disziplinierung. Schließlich ist sie auch Ausdruck des Widerstands. Tadeusz, Martas Verlobter, spielt anstelle des vom Kommandanten gewünschten Walzers die Chaconne von Bach: ein musikalischer Moment, der das Publikum betroffen und aufgewühlt zurücklässt. Ungewohnt still ist es beim Verlassen des Theaters. „Dergleichen habe ich in 35 Jahren als Opernbesucher niemals erlebt“, berichtet der Rezensent der otz. Foto: Ronny Ristok

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