Regisseur Paul-Georg Dittrich macht am Theater Darmstadt aus „Otello“ ein Computerspiel. Er inszeniere die Oper „als Computergame zwischen Vergangenheit und Zukunft, Macht und Ohnmacht, Fremdheit und Entfremdung“, erklärt das Theater in seiner Programmankündigung. Die Hauptfiguren erscheinen zunächst als Avatare auf einer großen Leinwand. Es ist ein Spiel auf verschiedenen Realitätsebenen, ein Spiel im Spiel. „Eine sehr aufwendige, komplizierte und in ihrer Bilderflut verstörende Inszenierung“ hat der Rezensent der FAZ erlebt. Nach der Pause dürfen die Zuschauer per Handy über den weiteren Verlauf der Handlung mit-entscheiden. „Dittrich bürdet Verdis ‚Otello‘ viel auf, verhandelt Themen wie Habsucht, Machtgier, Fremdheit, Kolonialisierung, Sexismus, Rassismus, toxische Männlichkeit, weibliche Unterdrückung, lässt seine Figuren durch Zeit und Raum irren. Dabei gelingen ihm immer wieder beeindruckende Bilder“, schreibt die Deutsche Bühne. Und: „Der Darmstädter Generalmusikdirektor Daniel Cohen bevorzugt den breiten Pinsel, die große Geste, hält Opern-, Extra- und Kinderchor (Einstudierung: Alice Meregaglia und Rodrigo Cob Peña) gut zusammen, schafft aber auch Freiräume für intime Momente, die die Sängerinnen und Sänger zu nutzen wissen.“ Das Publikum ist nicht begeistert und sendet Buhs in Richtung Bühne. Aber, so berichtet der Hessische Rundfunk: „Das Regie-Team schien am Schluss der Vorstellung die Verstörung zu genießen, die es unter den Zuschauern angerichtet hatte.“ Das Foto (Martin Sigmund) zeigt Gaston Rivero als Otello und Mitglieder des Ensembles.