Starbesetzung an der Bayerischen Staatsoper: Jonas Kaufmann singt den Otello, eine Partie, die er zum ersten Mal übernimmt und vor der er im Interview seinen Respekt ausdrückt: „Es gibt keine Partie, die so emotionsgeladen ist wie der Otello“, erklärt er. Anja Harteros als Desdemona und Gerald Finley als Cassio. Am Pult schließlich Kirill Petrenko, der in München erstmals eine Verdi-Premiere dirigiert. Musikalisch kann diese Zusammensetzung nur begeistern – und das tat sie auch. „Radikaler ist Jonas Kaufmann noch nie in einen Charakter hinein gestiegen, dramatischer hat er sich noch nie zuvor aufgelöst in den Abgründen einer Rolle – und bewegender war seine Gesangskunst noch nie zu erleben“, lesen wir auf Kultur 24. Regisseurin Amélie Niermeyer sieht Otello als zerrissene Persönlichkeit, „konsequent blickt sie durch das Auge der Frau von innen nach außen“, wie auf Zeit online zu lesen ist: „Rasch verfliegt die Angst, hier werde eine Konzeption über das Werk gestülpt und die Musik illustriert, statt sie arbeiten und denken zu lassen.“ Das Geschehen spielt sich in Desdemonas Zimmer ab, eine Reduzierung auf einen kleinen Raum, der zu einem Ort der unerfüllten Wünsche wird. Nicht alle Kritiker können sich mit dieser kammerspielartigen Inszenierung anfreunden. Aber die Musik wirkt überwältigend auf Publikum und Medienvertreter. „Oper & Tanz“ wird in der nächsten Ausgabe vom „geballt fabelhaft klingenden Staatsopernchor“ berichten. Das Foto (Wilfried Hösl) zeigt Gerald Finley, Jonas Kaufmann und den Chor der Bayerischen Staatsoper.