Heute, am 27. Januar ist die erste Ausgabe der Zeitschrift Oper&Tanz 2025 erschienen. Im Anschluss das Editorial des neuen VdO-Geschäftsführers, Gerrit-Michael Wedel:
Zum Jahresanfang wünsche ich allen ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr! 2025 steht im Zeichen der Stimme, des „ältesten Instruments der Menschheit“, die Stimme wurde zum Instrument des Jahres gekürt. Die Stimme ist dabei nicht nur zentrales Element des Musiktheaters, sondern auch das zentrale Instrument eines Großteils unserer Mitglieder.
Mit dem 01.01.2025 habe ich, nachdem ich nun bereits seit insgesamt knapp zwanzig Jahren und seit 2012 in der Funktion des stellvertretenden Geschäftsführers für die VdO arbeite, nunmehr die Geschäftsführung an erster Stelle von Tobias Könemann übernommen, der seinerseits in die Position des stellvertretenden Geschäftsführers gerückt ist. Damit haben wir den von uns schon länger angestrebten „Rollentausch“ gemäß dem im letzten Jahr von unserer Bundesdelegiertenversammlung gefassten Beschluss weisungsgemäß vollzogen. Ich freue mich darauf, meine Arbeitskraft in meiner neuen Funktion als hauptverantwortlicher Geschäftsführer weiterhin der VdO zur Verfügung zu stellen und werde dies selbstverständlich mit voller Energie, Leidenschaft und Hingabe tun.
Ein Jahr voller Herausforderungen liegt vor uns. Angefangen mit den Manteltarifverhandlungen mit dem DBV, die hoffentlich – nach nunmehr knapp drei Jahren eher zähen und schleppenden Verhandlungen – zeitnah zu einem erfolgreichen Abschluss führen werden. Die ersten Verhandlungen in diesem Jahr am 15. und 16. Januar in Leipzig geben Anlass zur Hoffnung. Erstmals hat sich der Bühnenverein – nicht zuletzt auch unter dem Druck potenziell bevorstehender Streikaktionen der Schwestergewerkschaften BFFS und GDBA – ganz erheblich bewegt.
Darüber hinaus wird es eine zentrale Herausforderung sein, wie wir den zunehmenden Begehrlichkeiten von Sparvorhaben in der Kunst- und Kulturszene entgegentreten können. Die kulturpolitische Situation hinsichtlich der Theaterfinanzierung ist allerorten kritisch, katastrophale Sparkurse wie beispielsweise in Berlin drohen die kulturelle Infrastruktur nachhaltig zu schädigen und die zum Teil erfolgreichen Entwicklungen der letzten Jahre willkürlich zunichte zu machen. Viele Standorte befürchten existenziell bedrohliche Finanzierungsausfälle und möchten potentiell bevorstehenden Zahlungsunfähigkeiten mit erneuten Verzichtshaustarifverträgen begegnen – was sicherlich keine Lösung sein kann, da diese nie die Ursachen bekämpfen, sondern die strukturellen Probleme nur verschieben und damit in der Regel verschlimmern.
Angesichts dieser zunehmenden Herausforderungen wird auch ein zeitgemäßer Umbau unserer internen Organisationsstrukturen eine zentrale Aufgabe sein – hin zu einem künftig personell breiter aufgestellten hauptamtlichen Apparat, der neben einer serviceorientierten Mitgliederbetreuung und -beratung eben auch dem Erfordernis Rechnung trägt, kulturpolitisch den Stimmen unserer Mitglieder nachhaltig Gehör zu verschaffen – auf und jenseits der Bühnen!
Welche Strategien sind notwendig, um die Vielfalt der Stimmen zu erhalten? Wie kann die finanzielle Stabilität gewährleistet und gleichzeitig künstlerische Exzellenz gefördert werden? Wie können wir sicherstellen, dass Kunst und Kultur für alle zugänglich sind?
Es muss endlich über Wahlperioden hinweg langfristig Verantwortung übernommen werden, um die Weichen für eine nachhaltige und zukunftsorientierte Kulturpolitik zu stellen. Wir müssen wegkommen von dem Klassendenken zwischen Arbeitgeber- und Arbeitnehmerseite. Es ist an der Zeit, dass wir uns alle gemeinsam den Herausforderungen stellen und kreative Lösungen entwickeln, die nicht nur den aktuellen Bedürfnissen gerecht werden, sondern auch die kulturelle Identität und Vielfalt unserer Gesellschaft stärken.
Ganz in diesem Sinne spricht Nele Hertling zutreffenderweise im Interview mit Oper&Tanz (siehe Seite 10 ff.) von der „Notwendigkeit einer partnerschaftlichen Auseinandersetzung von Politik und Kulturschaffenden“ und wünscht sich am Ende des Gesprächs, „wieder stärker in einen Dialog (zu) kommen über die Notwendigkeit künstlerischer Entwicklung und die Präsenz von Kunst als kreativer Kraft im Bewusstsein von Politik und Gesellschaft.“
Die Notwendigkeit, die Kultur als einen unverzichtbaren Bestandteil unserer Gesellschaft zu begreifen, wird immer deutlicher.
Wir laden alle ein, mit uns in dieses neue Jahr zu starten, das von Neugier, Mut und einem unerschütterlichen Glauben an die Kraft der Kunst geprägt sein sollte. Lasst uns gemeinsam die Möglichkeiten erkunden und die kulturpolitischen Herausforderungen anpacken, die vor uns liegen.
Auf ein inspirierendes und kreatives Jahr 2025!
Gerrit Wedel