Am 3. Oktober, dem Tag der deutschen Einheit, präsentierte die Berliner Staatsoper die Premiere der „Meistersinger“. Das war kein Zufall. „Es ist ein sehr deutscher Stoff und eine Möglichkeit zur Selbstverständigung: Wer sind wir? Woher kommen wir? Wo wollen wir möglicherweise hin? Was ist in den vergangenen 25 Jahren passiert?“, erklärt Regisseurin Andrea Moses im Interview mit der Berliner Zeitung. Dirigent Daniel Barenboim begründet ausführlich, warum diese Premiere an diesem Tag auf dem Spielplan steht: Er betrachte die Oper „nicht als Ausdruck deutschen Nationalismus sondern als Würdigung deutscher Kultur und Kunst, die ich als ungemein vielfältig und tolerant ansehe, ebenso wie die deutsche Gesellschaft“. An zwei aufeinanderfolgenden Tagen fand diese Aufführung statt, Akt eins und zwei am Abend, Akt drei am nächsten Vormittag. „Im künftigen Opernalltag muss wieder ein Abend reichen“, erklärt der Kritiker im rbb, der von der Inszenierung begeistert ist: „Bingo! Gratulation!“, hören wir da. Und: „Andrea Moses ist eine Meisterin ihres Handwerks, sie setzt auf eine profunde Personenregie.“ Im Tagesspiegel lesen wir es etwas anders: „Regisseurin Andrea Moses verzichtet auf eigene interpretatorische Ansätze.“ Dort gibt es Lob für Barenboims Dirigat: „Prachtvoll leuchten die Klangfarben der Staatskapelle, die Sänger wie der von Martin Wright vorbereitete Chor dürfen sich bei diesem Maestro in wohltuender Sicherheit wiegen.“ Das Publikum reagierte nicht einheitlich: Neben viel Applaus gab es auch ein paar Buhs für die Regie. Foto: Bernd Uhlig