In Saarbrückn hat Bodo Busse soeben Cherubinis „Medée“ inszeniert, angehängt wurde „Medea Senecae“ von Iannis Xenaiks und schließlich, gesprochen von einer Schauspielerin, das „Medeamaterial“ von Heiner Müller. Cherubinis Oper wurde in den 1950er-Jahren quasi wiederentdeckt, weil Maria Callas die Rolle so beeindruckend interpretierte. In Saarbrücken nun hat Regisseur Demis Volpi gleich fünf Medea-Figuren auf die Bühne gebracht: zwei Sängerinnen, eine Schauspielerin, eine Tänzerin und einen Tänzer. Eine offenbar überzeugende Idee. „Demis Volpi dringt mit dieser Aufspaltung tiefer und tiefer in Medeas Seele vor, seziert Schicht für Schicht der Persönlichkeit“, schreibt die Saarbrücker Zeitung. Die Bühne zeigt zu Beginn eine Bibliothek ohne Bücher – die auch ein Gefängnis sein könnte. Dann vollzieht sich das dramatische Geschehen um die Zauberin Medée, die aus Eifersucht und Rache nicht nur die neue Frau ihres geliebten Jason, sondern auch die eigenen Kinder tötet. „Es ist pures Glück, dass uns das Saarländische Staatstheater mal so fordert“, meint die Saarbrücker Zeitung, die auch vom „grandiosen Chor“ berichtet. Im Werk von Xenakis ist dann noch einmal der Männer-Chor gefordert: „Nathan Blair leitete ein hervorragend disponiertes Ensemble und einen ebenso perfekten Männerchor“, schreibt dazu das Opernmagazin „Opus“. Als „in hohem Maße erlebenswert“ hat die Deutsche Bühne den Abend erlebt. Und Opus bilanziert: „Diese Medea ist vielleicht das Größte, was Intendant Bodo Busse bisher auf die Saarbrücker Bühne gebracht hat.“ Das Foto (Andrea Kremper) zeigt das Ensemble des Saarländischen Staatstheaters und den Opernchor.