"Medea" in Stuttgart

Medea ist eine Außenseiterin. Schon Euripides schrieb im Jahr 431 v. Chr. ein bis heute auf den Theaterbühnen zu findendes packendes Drama um die Frau, die ihrer Familie um ihrer Liebe zu Jason willen das Goldene Flies raubt, mit ihm und den beiden Kindern über die Meere flieht, um dann schließlich von Jason verlassen zu werden, der eine andere heiratet, um wieder ein „Zuhause“ zu finden. Medea greift zur extremen Rachetat und ermordet nicht nur die neue Ehefrau, sondern auch die eigenen Kinder. Luigi Cherubini hat den Stoff zur Oper gemacht, in Stuttgart hat Peter Konwitschny inszeniert und sich für eine neue deutsche Übersetzung entschieden. Gesungen wird also in deutscher Sprache. Konwitschny erweise sich „einmal mehr als guter Zuhörer (…). Und als Liebhaber einer hervorragenden Personenführung“, schreibt die Frankfurter Rundschau. Er thematisiert die heutige Konsumgesellschaft und verteilt jede Menge Verpackungsmüll auf der Bühne. Musikalisch (musikalische Leitung: Alejo Pérez) veranlasst der Abend die Kritiker zu Begeisterungsstürmen. Die Esslinger Zeitung kommentiert: „Der Dirigent entfesselt die Dynamik von Cherubinis Musik zu grandioser Wucht, ohne die Intensität des Leisen, die Transparenz der feinen, psychologisierenden Zwischentöne zu opfern. Ein erregendes Seelendrama tönt aus dem Graben.“ „Der glänzende Stuttgarter Opernchor ist ein unangenehmes Trüppchen aufgebrezelter Partygänger, mehr als angetrunken und allzeit bereit zu mobhaftem Drängen, Hauen und Stechen“, berichtet die Frankfurter Rundschau. Und die FAZ schreibt: „Die Musik rollt und ist nicht mehr aufzuhalten, temporeich, forciert und in feinaustariertem Dialog mit dem hochmotivierten Chor.“ Das Foto (Thomas Aurin) zeigt Sebastian Kohlhepp als Iason, Ariles Slimani und Jasper Meyer-Eggen als Söhne Medeas, Josefin Feiler als Kreusa und Mitglieder des Staatsopernchores und der Statisterie der Oper Stuttgart.

 

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