„Ist, dass Du schaffst und bildest, genug?“ So lautet die Frage, die sich Mathis in Paul Hindemiths Oper stellt. Er beantwortet die Frage mit „Nein“ und begibt sich in den Kampf. Hindemith hat sicher nicht nur die Geschichte des Malers Mathias Grünewald im Sinn gehabt, als er seine Oper schuf, sondern auch die eigene Biografie. Von Goebbels wurde er in einer Rede diffamiert und ebendiese Rede wurde bei der Premiere quasi ins Publikum „gesendet“. Doch auch aktuelle politische Bezüge hat diese Aufführung, denn die Semperoper zeigt deutlich Flagge (im wahrsten Sinne mit bunten Fahnen) gegen Pegida, die der Oper mit allwöchentlichen Demos das Leben schwer macht, und für Toleranz und Weltoffenheit. Regie führte Jochen Biganzoli. „Über vier Stunden hinweg gelingt es Biganzoli so beeindruckend wie abwechslungsreich, das eigentlich abstrakte, unzugängliche Thema bühnentauglich zu machen“, lesen wir auf BR Klassik. Und: „Ein herausragender Abend an der Semperoper und in Dresden geradezu ein Fanal, also ein Leuchtfeuer für die soziale Verantwortung jeder Art von Kunst.“ „Die Gesamtwirkung dieser für Auge und Ohr sehr beeindruckenden Produktion ist stark und ergreifend“, schreibt die nmz. Die Rezensentin von „Oper & Tanz“ (erscheint im Juni 2016) hat den Chor im Blick: „Der mit gewaltigen Aufgaben betraute Chor hat eine Mittlerstellung zwischen grandioser oratorischer Klangmacht und dem Mitspielen als Bauern oder Bürger der Stadt Mainz inne. Im Wortsinn aus dem Rahmen fallen sie als schrillbunte Kunst-Schnäppchenjäger. Biganzoli individualisiert die einzelnen Sänger, lässt sie aber auch als äußerst dynamisches Kraftzentrum agieren. Musikalisch war der Chor von Jörg Hinnerk Andresen ausgezeichnet vorbereitet.“ Das Fazit lautet hier: „Insgesamt ein in jeder Hinsicht großer Wurf.“ Das Foto (Jochen Quast) zeigt Markus Marquardt als Mathis und den Sächsischen Staatsopernchor.