"Mare nostrum" in Plauen

„Als habe der argentinische Komponist Mauricio Kagel 1975 bei der Uraufführung in die Zukunft blicken können“, schreibt die Freie Presse über die Premiere von Kagels Kammeroper in Plauen. „Die Entdeckung, Befriedung und Konversion des Mittelmeerraums durch einen Stamm aus Amazonien“ lautet der Untertitel der Oper. Tatsächlich werden die historischen Verhältnisse hier auf den Kopf gestellt, denn es sind die „Amazonier“, die die „Wilden“ der Mittelmeerländer kolonialisieren oder bekehren wollen. Es geht um die Begegnung mit dem Fremden – was für ein aktuelles Thema! „Erkenntnis des Abends: So fremd wir zu sein scheinen – wir sind uns ähnlicher als geglaubt“, bilanziert die Freie Presse. Die musikalische Ausstattung entspricht dem Genre Kammeroper: Ein Counter-Tenor, ein Bariton, zwei „Spieler“, ein aus sechs Instrumentalisten bestehendes Orchester, das dem Publikum ungewöhnlich nahe kommt. Kagel hat sein Werk mit einer guten Portion Ironie und Humor gewürzt. Das ist in Plauen offenbar „rübergekommen“. „Was für ein intellektueller Spaß!“, resümiert der Vogtland-Anzeiger. Und: „In Zeiten dumpfen, leider auch oft  sächselnden Ressentiments gegen alles, was anders ist, kommt ein verblüffender Denkanstoß gerade recht.“ Foto: Peter Awtukowitsch

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