"Mare Nostrum" in Köln

Es geht in diesem 1975 entstandenen Musiktheaterwerk von Mauricio Kagel – wie der Titel sagt – ums Mittelmeer. Vor allem aber geht es um das Thema „Kolonialisierung“, wobei diese hier auf den Kopf gestellt wird: Kolonisiert wird der europäische Mittelmeerraum, der gerade im Zivilisationsmüll versinkt und kurz vor dem Ende steht, durch einen Stamm aus Amazonien. Beide Seiten werden bei Kagel auf eine einzige Person reduziert: einen Sprecher, der als Bariton auch singt und die Amazonier darstellt, einen Countertenor für die Bewohner des Mittelmeerraums. Auf einer Reise durch diesen Raum erlebt der Zuschauer Sprache und Musik des jeweiligen Landes – teils persifliert. In der Türkei angekommen erklingt bezeichnenderweise Mozarts „Rondo alla turca“… Kagel bediene sich für seine Kolonialerzählung „mit satirischem Geschick des Mittels der Paradoxie“, so die Oper Köln in ihrer Werkseinführung. Das bestätigen die Rezensenten. Auf „surreale Weise“ habe Regisseur Valentin Schwarz das kaum 90-minütige Werk umgesetzt, hören wir im WDR. Dabei erlebt das Publikum zeitweise eine Annäherung der Welten, teilweise einen heftigen Konflikt. Die Kölner Aufführung im Ausweichquartier Staatenhaus finde „in einer exquisiten musikalischen Qualität statt“, so der WDR. Von „souveränen Gesangsleistungen“ berichtet auch das Online Musik Magazin. Fazit im WDR: „Ein sehr kompletter Abend, man kann eine Menge erleben in weniger als 90 Minuten“. Das Foto (Hans-Jörg Michel) zeigt die beiden Darsteller Miljenko Turk (Sprecher und Bariton) und Kai Wessel (Countertenor).

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